Im Schatten (German Edition)
für einen Mann wie ihn.
» Ihr wohnt nicht zusammen?«
» In der Woche nicht. Ich habe keine Lust, jeden Tag zwischen Hamburg und Kiel hin und her zu fahren.«
» Und du meinst, sie treibt es genauso bunt wie du?«
» Sie ist den ganzen Tag von schönen Männern umgeben. So wie ich sie kenne, wird sie da kaum lange ihre Finger stillhalten können.« Mark grinste. »Sie ist Fotografin, weißt du? Macht hauptsächlich Fotos für die Modebranche und Aktfotos. So haben wir uns kennen gelernt. Ich habe während meines Studiums als Model gejobbt.«
» Aktfotos.« Valerie musste sich eingestehen, dass sie die gern gesehen hätte.
» Nein. Für einen Versandhauskatalog.« Es entstand eine kleine Pause, bevor Valerie fragte:
» Liebst du sie?« Wieder lachte Mark.
» Ziemlich großes Wort: Liebe. Kommt darauf an, was man darunter versteht. Sie ist ganz in Ordnung.«
» Ganz in Ordnung?! Man heiratet doch nicht, weil man jemanden ganz in Ordnung findet!«
» Nicht?« Mark schien sich köstlich über sie zu amüsieren, denn er grinste in einer Tour. »Na ja«, räumte er spöttisch ein, »sie kann gut kochen und hält das Haus sauber.« Und ergänzte betont: »Und sie ist gut im Bett.«
» Und sieht bestimmt umwerfend aus. Selbst der Modeltyp.« Nun lachte Mark wieder.
» Nein, eher nicht. Sie ist mehr so der unauffällige Typ.«
» Was? Du suchst dir ausgerechnet eine Unauffällige zum Heiraten? «
» Die Unauffälligen sind am besten im Bett. Die jungen, hübschen Mädchen sind viel zu viel mit sich selbst beschäftigt, als dass sie wirklich gut wären.«
» Na dann können wir ja beide nur von Glück reden, dass ich weder jung noch hübsch bin«, sagte Valerie sarkastisch und brachte Mark damit noch mehr zum Lachen. Doch er tätschelte ihr Knie und sagte leise, beinahe unverständlich:
» Es gibt auch Ausnahmen, meine Schöne.«
» Na mich ganz bestimmt nicht«, meinte Valerie beinahe schon verächtlich.
» Nein, stimmt. Du bist eigentlich schnarchlangweilig. Ich betrachte dich lediglich als persönliches Bauchmuskeltraining, damit ich mit meinem Sixpack die jungen Dinger beeindrucken kann.« Seine Stimme triefte vor Ironie, und als Valeries Faust auf seinem Oberarm landete, begann er erneut zu lachen.
» Ich vermisse dein ›Männer!‹«
» Männer!«
Nach einer Weile sagte er:
»Du kennst Connie übrigens. Sie hat die Fotos für die Präsentationsmappe gemacht.«
Nun war Valerie erst recht erstaunt. Cornelia Mühlau war in der Tat ziemlich unauffällig und Valerie erinnerte sich lediglich daran, dass sie relativ klein und ein wenig pummelig war und einen blonden Pferdeschwanz hatte.
» Aber die Frau hieß doch ganz anders!«
» Sie arbeitet unter ihrem Mädchennamen. Schließlich hat sie damit ja ihr Studio aufgebaut.« Mark lachte kurz auf. »Sie hat mich gefragt, auf wenn von euch Mädels ich es denn abgesehen habe, weil ich sie nicht als meine Frau vorgestellt habe. Getippt hat sie auf Tina.«
» War ja gar nicht so verkehrt, oder? Du findest sie doch scharf, stimmt’s?«
» Schon, sie ist zugegebenermaßen sehr attraktiv, aber leider auch sehr redselig. Sie gehört zu den Frauen, bei denen der Rest der Firma es vermutlich noch vor mir selbst erfahren hätte.«
» Na, dann bekomme ich also wenigstens den Titel ›Miss Verschwiegenheit‹. Auch ein Auswahlkriterium«, meinte Valerie ein wenig frustriert und brachte ihn damit noch mehr zum Lachen.
Für Mark war das Thema beendet, doch Valerie war innerlich noch immer aufgewühlt, als sie zu Hause ankam. Sofort machte sie sich auf den Weg in die Küche, um das Essen zu bereiten. Auf der Arbeitsplatte standen einige Kochtöpfe, eine Rührschüssel, und Kochlöffel und Pfannenheber lagen daneben.
» Was ist hier denn passiert?«, fragte Valerie ein wenig ungehalten.
» Ich hab die Spülmaschine ausgeräumt«, antwortete Werner, der ihr in die Küche gefolgt war, nicht ohne Stolz in der Stimme.
» Und warum steht hier alles herum?«
» Ich wusste nicht, wo die Sachen hingehören. Da habe ich sie lieber draußen stehen lassen, bevor ich es falsch wegräume und du suchen musst.«
» Man kann auch einfach nachschauen, wo was hingehört«, blaffte Valerie unfreundlich. »Wenn ich eh noch alles wegräumen muss, kann ich es auch gleich selber machen.«
Sie merkte selbst, wie ungerecht sie war, und sah deutlich, wie sehr sie Werner verletzt hatte. Kein Wunder, wenn er nicht mehr mithilft im Haushalt, wenn du ihn gleich so anquakst , dachte
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