Im Schatten (German Edition)
noch nie. Es grenzte direkt an ein Wunder, dass sie es noch einigermaßen sortiert rechtzeitig zur Besprechung schafften.
02 . Mai 2007
Missmutig kehrte Valerie an diesem Abend heim. Um fünf Uhr früh war sie gemeinsam mit Mark nach Berlin aufgebrochen, dieses Mal mit dem Auto. Das Wetter war schon seit einigen Tagen sehr gut. Während es Ostern noch empfindlich kalt gewesen war, war in den Tagen danach der Hochsommer ausgebrochen und hatte bisher angehalten. Einige Leute unkten bereits, dass dies der Sommer in diesem Jahr sein würde, womit sie nahezu recht behalten sollten. Sehr zu Valeries Überraschung und großen Freude war Mark an diesem Tag mit seinem Cabriolet vorgefahren.
» Ich habe es dir doch versprochen«, kommentierte er ihren begeisterten Blick.
Sie brauchten dreieinhalb Stunden bis Berlin, und die Stimmung unterwegs war fröhlich. Am Ziel angekommen suchten sie sich erst einmal ein Café, in dem sie gemütlich frühstücken konnten. Der Tag verlief mit Verhandlungen und Gesprächen und sie kamen gut voran. Viel zu gut, denn bereits um kurz nach drei Uhr am Nachmittag hatten sie alles besprochen und geklärt und konnten den Heimweg antreten. Kein weiterer Tag in Berlin, keine Übernachtung, keine Zeit für Zweisamkeit. Dennoch ließ Mark sich in seiner guten Laune nicht beeinträchtigen, während Valerie bereits auf der Rückfahrt um die vertane Chance trauerte. Zwar heiterte sie die Fahrt mit nun offenem Verdeck etwas auf, auch das Essen, das er unterwegs spendierte, doch beim Abschied fiel sie wieder in ein tiefes Loch. Selbst der Austausch von kleinen Zärtlichkeiten unterwegs hatte sie nicht trösten können. Sie wollte sich ihm ganz und gar hingeben und sei es auf diesem Parkplatz, auf dem sie unterwegs angehalten hatten. Natürlich war das nicht möglich gewesen, aber trotzdem war sie frustriert. Spät war sie nach Hause gekommen, hatte ihre beiden Männer kurz begrüßt, sich bequeme Sachen angezogen und war dann mit einem Buch in der Hand in das kleine Wohnzimmer gegangen, das einmal Katherines Zimmer gewesen war. Kurze Zeit später stand Werner in der Tür.
»Kommst du nicht in die Stube?«, fragte er deutlich angesäuert.
» Ich möchte noch ein paar Zeilen lesen zum Runterfahren und dann ins Bett«, entgegnete sie, doch Werner zeigte wenig Verständnis.
» Du bist den ganzen Tag unterwegs und jetzt kannst du noch nicht einmal den Abend mit mir verbringen? Was ist eigentlich los mit dir? Du zeigst ja in letzter Zeit überhaupt kein Interesse mehr an mir.«
» Werner, ich bin müde. Ich bin seit halb vier auf den Beinen und habe einen ziemlich anstrengenden Tag hinter mir. Ich möchte einfach nur etwas abschalten, damit ich besser schlafen kann. Wenn ich stumpfsinnig neben dir auf die Glotze starre, zeugt das auch nicht von mehr Interesse.«
» Doch«, beharrte er. »Dann könnten wir uns immerhin über den Film unterhalten.«
» Das einzige, worüber du dich in letzter Zeit mit mir unterhältst, sind meine mangelnden Fähigkeiten als Ehefrau«, konterte sie bissig, doch dann lenkte sie müde ein: »Ich habe doch eh schon das Meiste verpasst. Du kannst mir doch morgen davon erzählen.«
Doch Werner grunzte nur unzufrieden und ging zurück ins Wohnzimmer. Valerie aber war noch frustrierter. Mehr denn je wünschte sie sich Marks Zärtlichkeiten, seine Hände, die sanft ihre Haut berührten, seine weiche Stimme, die ihr ins Ohr flüsterte, was er alles mit ihr vorhatte.
Plötzlich piepte ihr Handy, eine SMS. Valerie merkte, wie ihr Herz zu rasen begann. War sie von Mark? Er wusste, wenn Werner in der Nähe war, hatte sie ihr Handy ausgeschaltet, also konnte er es riskieren, ihr nach Feierabend noch Nachrichten zu schicken. Tatsächlich war diese von ihm, und sie lautete:
» Bist du allein?«
» Allein in K.s Zimmer«, war die Antwort. Wieder piepte ihr Handy und sie las:
» Schade, dass alles so gut gelaufen ist. Die Amis hätten ruhig etwas zäher sein können :-)«
Valerie musste lachen, wenn es auch genau ihr eigener Gedanke gewesen war. Dennoch fragte sie , die Unschuldige spielend:
» Wieso das denn ? ;-)«
» Weil, Vorspeisen sind – vorausgesetzt man hat die richtige Köchin – geschmacklich ja sehr nett, machen auf Dauer aber nicht satt.« Wieder musste Valerie lachen.
» Wohl wahr.«
» Schaffen wir Anfang der Woche eine gemeinsame Fahrt nach Leipzig?«, wollte er nun wissen. Valerie hatte ohnehin eine Reise dorthin geplant, dachte jedoch, Mark wäre nicht
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