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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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um ein Glas Wasser bitten, doch ihr Krächzen war zu leise, als dass er es hören konnte, und wurde sofort in einem Hustenanfall erstickt. Sie fühlte sich ausgelaugt und schwach, und wieder fiel sie in den Schlaf.
    Das dumpfe Klingeln, das sie weckte, ordnete sie zunächst der gleichen Ursache wie das sich weiter steigernde Ziehen im Ohr zu, bis sie schließlich erkannte, dass es ihr Telefon war. Sie tastete blind auf ihrem Nachttisch herum, bis sie den Hörer zu fassen bekam.
    »Ja?«, brummte sie mit einer um mindestens eine Oktave tieferen Stimme als üblich. Am anderen Ende der Leitung erklang ein Lachen als Antwort.
    » Was ist los mit dir? Hast du verschlafen?« Es dauerte einige Zeit, bis Valerie die Stimme zuordnen konnte, obwohl sie ihr so vertraut war.
    » Mark! Wie spät ist es denn?« Noch immer brachte sie keine vernünftigen Töne heraus und die Heftigkeit, mit der sie sich aufgesetzt hatte, ließ wieder ihren Schädel dröhnen, so dass sie stöhnend in die Kissen zurücksank.
    » Zwanzig vor neun«, war die Antwort. »Ich mach mir allmählich Sorgen um dich. Bist du krank?«
    » Ja. Entschuldige, ich bin wieder eingeschlafen. Sonst hätte ich mich schon längst gemeldet.«
    » Was hast du denn?« Nun klang Mark wirklich besorgt.
    » Ich bin furchtbar erkältet und hab wahrscheinlich eine Mittelohrentzündung.« Wie auf Kommando musste sie husten, und als Mark endlich wieder zu Wort kam, meinte er:
    » Klingt außerdem nach Bronchitis und deiner Stimmlage nach zu urteilen auch noch Mandelentzündung.«
    » Ich hab keine Mandeln mehr«, entgegnete Valerie schwach, bevor sie von einem neuen Hustenanfall geschüttelt wurde, der nicht nur ihrem Kopf und ihrem Hals zusetzte, sondern auch den Bronchien.
    » Um so schlimmer. Du solltest zusehen, dass du zum Arzt kommst. Hat dir wieder einer die Bettdecke weggezogen, hmm?«
    Valerie konnte sein Grinsen förmlich hören. In der Tat hatte er dies getan, nicht jedoch ohne sie zum Ausgleich dafür ausgiebig zu wärmen. In Erinnerung flog auch ihr trotz ihres elenden Zustands ein Lächeln über das Gesicht. Dennoch fühlte sie sich paradoxerweise schuldig und flüsterte ins Telefon:
    »Es tut mir leid, Mark. Ich fürchte, ich kann heute nicht zur Arbeit kommen. Ich hoffe, morgen geht es wieder.«
    » Du wirst jetzt erstmal zu deinem Arzt gehen und dir was für deine Ohren geben lassen«, antwortete er streng. »Und dann legst du dich wieder ins Bett und lässt dich von deinem Mann pflegen. Vor nächsten Montag will ich dich hier nicht sehen, klar?«
    Müde nickte Valerie, vergessend , dass er sie nicht sehen konnte. Sich pflegen lassen! Wohl kaum. Werner würde sie noch nicht einmal am Totenbett pflegen, dachte sie bitter.
    » Ob das klar ist?«, fragte Mark noch einmal in ihre Gedanken hinein.
    » Aye, aye Sir«, antwortete sie und hörte ihn daraufhin wieder leise lachen.
    » Ich wünsche dir gute Besserung, Val«, sagte er nun mit einer sehr weichen Stimme. »Ich will dich hier erst wieder sehen, wenn du in Ordnung bist. Du bist zwar unersetzlich, aber lieber anständig auskurieren als das verschleppen. Ich melde mich nachher noch mal, ja?«
    Nach Beendigung des Telefonats mobilisierte Valerie alle ihr zur Verfügung stehenden Kräfte, um sich anzuziehen und auf den Weg zum Arzt zu machen. Mehr als drei Gläser Wasser gegen den unbeschreiblichen Durst nahm sie nicht zu sich , und auch ihr Outfit ließ an diesem Tag zu wünschen übrig. Ihre Haare kämmte sie nur kurz, anstatt sie zu waschen und zu frisieren, wie sie es sonst tat. Auch legte sie kein Make-up auf. Sie fühlte sich schlecht und genauso sah sie aus, es hatte keinen Sinn, das irgendwie vertuschen zu wollen. Mühevoll schleppte sie sich zur glücklicherweise nur eine Straße weiter gelegenen Praxis. Das Urteil war vernichtend und bestätigte sowohl ihre eigene als auch Marks laienhafte Diagnose. Sie wurde nicht nur zur Einnahme eines Antibiotikums, Nasentropfen und Schleimlöser, sondern auch für den Rest der Woche zu Bettruhe verdonnert. Als sie wieder Zuhause ankam, fühlte sie sich wie nach einem Langstreckenlauf, zog sich aus und legte sich wieder ins Bett. Von dort aus rief sie schließlich Mark an, um ihn vom neuesten Stand der Dinge in Kenntnis zu setzen.
    » Auf meinem Schreibtisch liegt …«
    » Hey«, unterbrach er sie, »wir kommen schon zurecht. Du sollst dich auskurieren, sonst nichts.«
    Dennoch hatte sie ein schlechtes Gewissen, auch wenn sie natürlich nichts dafür konnte. Müde

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