Im Schatten (German Edition)
Ding, und Mark reißt mir den Kopf ab. Aber war es denn wirklich ein Fehler von mir? Oder hat mir da jemand - jemand Bestimmtes - einen Streich gespielt? Ich kann mir nicht helfen, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Petra was im Schilde führt. Vielleicht irre ich mich ja auch, aber ich denke, sie kann mich nicht ausstehen und ist neidisch auf meinen Posten. Aber vielleicht bilde ich mir das alles ja auch nur ein.
Verzweifelt suchte Valerie nun schon zum vierten Mal den Stapel durch, doch die Skizze blieb verschwunden. Mark hatte sie ihr am Vortag gegeben, mit der Bitte, sich über zwei von ihm aufgezeigte Punkte Gedanken zu machen. Ihm fehlten einfach die Ideen, hatte er gesagt und die Hoffnung geäußert, sie würden gemeinsam bei einem Gespräch am Morgen weiterkommen. Valerie hatte sich die Skizze lange angesehen, mit ähnlichen Objekten von früher verglichen und sie dann zuoberst auf den Stapel der noch zu bearbeitenden Aufgaben gelegt. Die eine oder andere Idee war ihr schon dabei gekommen, und sie war bester Dinge in den Feierabend gegangen. Nun war die Skizze verschwunden. Die Arbeit war in den letzten Wochen nicht weniger hektisch geworden. Zwar hatte sich die neue Kollegin gut eingearbeitet, doch einen richtigen Zugang hatte Valerie bisher nicht zu ihr bekommen. Sie war auf eine unerklärliche Weise reserviert und schien ständig über den Dingen zu stehen. Daher hatte Valerie noch kein wirkliches Vertrauen zu ihr aufbauen können und gab ihr immer noch keine schwierigen Aufgaben. Das wiederum schien Petra extrem zu stören, denn jede Aufgabe, die ihr zugeteilt wurde, nahm sie mit einem beträchtlichen Naserümpfen entgegen.
» Bist du soweit?« Mark steckte fragend den Kopf aus der Bürotür.
» Gleich«, antwortete Valerie mit einem beklemmenden Gefühl.
» Gut. Dann gib mir doch bitte schon mal die Skizze mit.«
» Würde ich ja gern«, murmelte sie und sah sich weiter hilflos suchend um. Nun trat Mark näher und schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
» Stimmt etwas nicht?«, fragte er. Es hatte keinen Zweck, leugnen war absolut sinnlos.
» Ich … ähm … ich weiß nicht mehr, wo ich die Skizze hingelegt habe. Ich suche sie schon die ganze Zeit.«
» Was?!« Mark starrte sie entsetzt an. »Du weißt schon, dass es davon keine Kopie gibt, oder?«
Valerie war ohnehin schon mulmig zumute , doch nun brach ihr der Schweiß aus, und das Blut schoss ihr ins Gesicht. Betreten nickte sie.
» Wo hast du sie denn deiner Meinung nach hingelegt?« Seine Stimme klang merklich ungeduldig.
» Na hier.« Valerie wies auf den Ablagekorb auf ihrem Schreibtisch und begann von Neuem, ihn zu durchsuchen.
» Was ist mit dem Schrank?« Während er darauf wies, ging er bereits zum Schrank hinüber, öffnete ihn und warf einen Blick hinein. Hier standen überwiegend Ordner, in den Zeichnungen, Berechnungen und sonstige Unterlagen laufender Projekte abgelegt waren. In anderen waren Vorschriften und Normen abgeheftet und außerdem gab es dort einen kleinen Stapel Zeichnungen, die noch einen Zwischenstand darstellten und daher noch nicht im zugehörigen Ordner verschwunden waren. Mark blätterte den Stapel durch, ohne jedoch fündig zu werden. So kam er unverrichteter Dinge wieder zu Valeries Schreibtisch zurück und sah sie eine Weile unschlüssig an. Unter seinem Blick lief sie erneut vor Scham rot an und senkte den Kopf. Er hatte gewiss einen Grund, wütend auf sie zu sein. Sie hatte im Büro eine gehobene Position und schon deshalb konnte er von ihr besondere Umsicht erwarten. Als seine heimliche Geliebte war sie zudem unter extremer Beobachtung und die Erwartungshaltung entsprechend. Er hatte wirklich jedes Recht, sie hier vor versammelter Mannschaft herunterzuputzen. Doch offensichtlich war das nicht sein Anliegen. Die Berührung seiner Hand auf ihrem Oberarm hätte man durchaus als kameradschaftlich auslegen können und brachte sie dazu, ihm wieder in die Augen zu sehen.
» Trink erstmal einen Kaffee und versuche dich zu beruhigen«, sagte er freundlich. »Die Skizze wird sich schon wieder anfinden. Sie kann ja schließlich nicht weglaufen. Wir können das auch heute Nachmittag besprechen.«
Valerie nickte dankbar , und Mark wollte gerade wieder in sein Büro gehen, als Petra unvermittelt bei ihnen auftauchte. Sie war wie auf ein Stichwort aus dem Druckerraum gekommen und hielt Valerie nun triumphierend die gesuchte Skizze entgegen.
» Suchst du vielleicht das hier? Die hast du wohl
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