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Im Schattenreich des Dr. Mubase

Im Schattenreich des Dr. Mubase

Titel: Im Schattenreich des Dr. Mubase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wies mit dem Daumen hinter sich, wo
die Luft über dem Rohrpfeifer-See flirrte.
    „Es gibt mehrere Seegrundstücke — alle
unbebaut, aber am Ufer steht immer ein Bootsschuppen oder mindestens ein
Anlegesteg. Die Kähne sind noch alle zu Wasser.“
    „Du willst dich also an fremdem
Eigentum vergreifen“, sagte Gaby.
    „Vergreifen — ja. Aber nicht aneignen.
Kein Schaden entsteht. Wir entern einen Kahn, erfüllen unsere nächtliche
Mission und bringen ihn dorthin zurück, wo er festgemacht war. Der Besitzer
merkt gar nicht, daß sein Boot benutzt wurde. Ruderboote, Jollen und Kanus
haben ja bekanntlich keinen Kilometer-Zähler — will sagen: Seemeilen-Zähler.
Und die Abnutzung — nur weil wir zwei oder drei Kilometer rudern — fällt nicht
ins Gewicht.“
    „Hm.“ Gaby nahm ihren Pferdeschwanz
über die Schulter nach vorn und wehrte eine aufdringliche Wespe ab. „Korrektes
Verhalten ist das nicht, aber du bist sicherlich der Meinung, daß der Zweck die
Mittel heiligt.“
    Tim grinste.
    „Rudern?“ fragte Klößchen. „Hoffentlich
ist es nicht zu anstrengend. Rüdiger Sehrfruß hat einen Außenbord-Motor, den er
an sein Schlauchboot anhängt. Wenn wir uns den borgen...“
    „Dann kannst du auch gleich eine
Schiffssirene mitnehmen“, fiel Tim ihm ins Wort. „Der Außenborder tuckert enorm
laut.“ Karl stand auf.
    „Wohin willst du?“ fragte Tim.
    „Bin in einer halben Minute wieder da.“
    Karl schlurfte zu der nahen
Feldscheune. Man sah ihr an, daß sie nicht mehr benutzt wurde. Der Wind hatte
das Dach eingedrückt. Schindeln faulten. Morsche Bretter hingen von den Wänden
herab. Schief wie ein Spukhaus stand die Scheune auf ihrem Platz. Sicherlich
hatte der Bauer, dem sie gehörte, den Abriß eingeplant. Vielleicht für
November, wenn auf den Feldern alles getan war. Eine neue Scheune wird ziemlich
schnell errichtet, wie Tim schon öfters beobachtet hatte. Diese hier war
garantiert leer, also nutzlos. Wer würde es wagen, Mähdrescher oder
Stallmiststreuer in so einer Ruine unterzustellen — in einer Ruine, die jeden
Moment einstürzen konnte?
    Karl trat hinter die Scheune und war
verschwunden. Trotzdem wandte Gaby sich in andere Richtung.
    Keine zwei Sekunden vergingen — und
Karl sprang, wie von der Höllennatter gebissen, hinter der Scheune hervor.
    „Kommt her!“ schrie er aufgeregt. „Eine
tolle Entdeckung!“

     
    *
     
    Im abgedunkelten Badezimmer, das Sascha
Fink als Fotolabor benutzen durfte, sahen sie sich die ersten Abzüge an.
    Vor einer halben Stunde war Eike Dräger
zu seinem Freund gekommen. In der Finkschen Wohnung herrschte Stille. Saschas
Eltern besuchten Bekannte an diesem Samstagnachmittag und würden erst abends
zurück sein.
    „Sind sehr gut getroffen, die beiden“,
lobte Eike. „Charlie und seine Mieze.“
    „Sie heißt Kathi Niemeier“, erklärte
Sascha.
    „Hast du sie verfolgt?“
    „Nein. Ich war in der Stern-Apotheke.
Habe den Apotheker gefragt, ob eine gewisse Waltraud Edelhausen bei ihm
Helferin sei. Nein, er habe nur eine Helferin: Kathi Niemeier. Es war wirklich
leicht rauszukriegen.“
    Sie betrachteten weitere Fotos.
    „Gestochen scharf“, murmelte Eike. „Wie
einträchtig sie auf der Bank sitzen. Aber Kathi sieht grämlich aus.“
    „Ich glaube, Charlie hat sie unter der
Fuchtel. Der kommandiert sie. Als sie sich trennten, bin ich ihm nach. Er wohnt
unweit vom Auen-Park. Tetzlaff ist der Name. Alfons Tetzlaff.“ Eike prustete. „So
sieht er auch aus.“
    „Jedenfalls steht der Name an seiner
Wohnungstür. Mann, ich bin vorgegangen wie ein cleverer Detektiv.“
    „Nämlich?“
    „Ich habe eine Nachbarin ausgehorcht.
Sie kann den Typ nicht leiden. Er dreht nachts das Radio auf, daß die Wände
wackeln. Ist gelernter Kellner. Arbeitet aber nur aushilfsweise.“
    „Klar. Kohle verdient er mit seinem
besonderen Service.“
    „Viele Kohle, Eike. Er fährt einen
Porsche.“
    „Ich schnall ab!“
    „Der Wagen sieht ziemlich neu aus.“
    Eike grinste. „Den wird er verkaufen
müssen.“
    „Wieso?“
    „Heute abend zeige ich ihm zwei oder
drei dieser Bildchen. Die übrigen, sage ich, befinden sich an einem sicheren
Ort und werden mit entsprechender Erklärung der Polizei zugeleitet, falls mir
etwas zustößt. Dann fordere ich 50 000 Mark von ihm. Vielleicht hat er sie in
bar. Vielleicht muß er sein Auto verkaufen. Wenn er sich ziert, fliegt er auf -
samt seiner Kathi. Ist das nicht ‘ne tolle Erpressung?“
    Sascha wieherte vor Lachen.

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