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Im Schattenreich des Dr. Mubase

Im Schattenreich des Dr. Mubase

Titel: Im Schattenreich des Dr. Mubase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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verflucht!“
    Er richtete sich auf, blinzelte, wälzte
sich aus dem Wagen. Draußen hielt er sich an der Tür fest.
    Er war etwas größer als Gaby, also für
einen Mann eher klein, hatte einen beträchtlichen Äquatorial-Umfang und enorm
krumme O-Beine.
    Tim schätzte den Mann auf mittleres
Alter.
    Gaby hielt sich unauffällig die Nase
zu.
    Tim trat einen Schritt zurück. Dieser
Atem war waffenscheinpflichtig, ein Pesthauch, nicht auszuhalten. Wenn der Kerl
jetzt ein Zündholz entflammte, würde er sich in einen Feuerschlucker oder in
einen Flammen speienden Drachen verwandeln.
    „Was haben Sie hier zu suchen?“
    „Äh... ich... ich habe mich nur
ausgeruht.“
    „In einem Wagen, der Ihnen nicht
gehört.“ Tim funkelte ihn an.
    „Äh... es war so... so verführerisch.“
    „Sie haben die Scheibe zertrümmert.“
    Der Penner blinzelte heftig. „Mußte ich
doch. Anders... äh... konnte ich nicht rein. Er hat ihn doch abgeschlossen.“
    Er... hat... ihn... abgeschlossen,
wiederholte Tim die Aussage stumm für sich. Also hat er Lothar gesehen.
    „Da hinten in der Ecke“, sagte Karl, „liegt
sein Zeug.“
    Tim folgte Karls Blick.
    In einer Ecke der Scheune war Heu
aufgeschichtet — sicherlich altes Heu, vielleicht aus dem fünftletzten Sommer.
Kühe würden es vermutlich verachten, und deshalb lag es dort noch — ein
mannshoher Haufen.
    Der Penner hatte seine Habe darauf
abgelegt: eine zerschabte Einkaufstasche, zwei Supermarkt-Tüten, ein
verschnürtes Bündel und die älteste Tretmühle, die Tim je gesehen hatte.
    „Wie heißen Sie?“ herrschte Tim ihn an.
    „Die... die... Scheibe kann doch wieder
repariert werden.“
    „Wie Sie heißen?“
    „Kornelius Richardson. Ich habe zwar
kein Geld. Aber der Pfarrer Lamstetter hat schon mal was ausgelegt für mich.
Mehr als einen Fünfziger kostet doch die Scheibe nicht.“
    „Lassen wir mal die Scheibe beiseite“,
sagte Tim. „Erzählen Sie uns, wie das hier war. Haben Sie gesehen, wie der
Wagen in die Scheune gefahren wurde?“
    „Klar. Vorgestern.“
    „Vorgestern? Da war Donnerstag. Sie
meinen doch gestern!“
    „Äh... schon möglich. Ja, ich glaube
gestern. Meistens schlafe ich 48 Stunden, wenn ich ‘ne Pulle reinkippe. Aber
jetzt habt ihr mich ja geweckt.“
    „24 Stunden zu früh“, sagte Tim. „Tut
uns wahnsinnig leid. Doch wenn Sie jetzt nicht bald reden, können Sie Ihr
Nickerchen im Gefängnis nachholen.“
    „Was... soll ich denn sagen?“ Er
blinzelte nicht mehr. Er hatte sich die Augen gerieben. Er konnte jetzt auch
stehen, ohne sich an der Tür festzuhalten.
    „Was war? Was haben Sie beobachtet?“
    „Äh... vorgestern... nein, gestern...
nachmittags, ja? Ich lag dort in dem Heuhaufen. Da hörte ich den Wagen kommen.
Er hielt hier vorm Tor. Sofort habe ich mich tief ins Heu reingewühlt. Samt
meiner Sachen. Nur noch mein Mercedes — hähähäh — mein Fahrrad stand an der
Wand.“

    „Und?“
    „Der junge Mann hat das Tor geöffnet
und den Wagen reingefahren. Hat ihn abgeschlossen, ist raus, Tor zu und ab.“
    „Beschreiben Sie den Fahrer!“
    „Na, so um die Zwanzig. Schwarzer
Pullover und weiße Hose.“
    „War die Hose vielleicht gelb?“
    „Ja, gelb.“
    „Oder rot?“
    „Nee, gelb.“
    „Donnerwetter, Kornelius“, staunte Tim.
„Sie haben ja Charakter. Sie bleiben bei Ihrer Meinung. Ja, gelb ist richtig.
Volle Punktzahl. Haben Sie gesehen, wohin der Typ ging?“
    „Richtung See, immer der Straße nach.
War’s vielleicht doch vorgestern? Nach ‘nem 24-Stunden-Schlaf bin ich sonst
nicht so munter. Ich brauche ziemlich viel Schlaf. Deshalb bin ich auch aus
jeder Arbeitsstelle rausgeflogen. Ich ging nur immer jeden zweiten Tag hin.
Weil ich, wenn ich schlafe, mit einer Nacht nicht auskomme. Aber die Chefs
wollten das nicht. Wißt ihr, wie man mich nennt?“
    „Murmeltier?“ fragte Klößchen.
    „Siebenschläfer.“
    „Sehr lustig.“ Tim blickte in den
Wagen. „Was haben Sie geklaut?“
    „Nichts. Es war ja nichts drin. Nur der
Autoatlas. Und der interessiert mich nicht. Habe keinen Führerschein.“
    Tim überlegte nicht lange.
    „Kornelius, nehmen Sie Ihre Sachen und
hauen Sie ab. Klar? Lassen Sie sich hier nicht mehr blicken. Dann haben wir die
Scheibe vergessen.“
    „Äh... sehr freundlich von euch. Ich
werde mal in die Stadt zurück schieben und mich unter den Brücken einnisten.
Bis zum ersten Nachtfrost dauert es ja noch.“
    „Kennen Sie Würgegriff-Paula?“
    „Jaaah.“ Er stierte

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