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Im Schattenreich des Dr. Mubase

Im Schattenreich des Dr. Mubase

Titel: Im Schattenreich des Dr. Mubase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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verblüfft.
    „Grüßen Sie die Gute von uns — von
Willi und Tim. Nicht vergessen!“ (Siehe TKKG-Doppelband Nr. 50)
    Sie gingen zu ihren Drahteseln und
beobachteten, wie der Land- bzw. Stadtstreicher — offenbar war er beides, also
gebietsmäßig nicht festgelegt — nach einiger Zeit abzog.
    Er stützte sich auf sein Rad wie auf
eine Krücke, hatte es hinten und vorn mit den Habseligkeiten beladen.
    Er winkte der TKKG-Bande zu; die vier
erwiderten den Abschiedsgruß. Kornelius hatte aber vergessen, das Scheunentor
zu schließen. Tim besorgte das.
    „Ich meine“, sagte er, als er zu seinen
Freunden zurückkehrte, „es läßt eine Deutung zu, daß Lothar seinen Wagen hier
versteckt hat und nicht auf dem Klinikgelände. Hinter den drei weißen Häusern
auf der Südseite parkten etliche Fahrzeuge. Für Lothars Wagen wäre noch Platz
gewesen. Aber das Coupé steht hier.“
    „Was folgerst du daraus?“ fragte Karl.
    „Falls sich unser Amphetamin-Koch auf
dem Klinikgelände versteckt, was ich unbedingt glaube, geschieht das ohne
Wissen und Zustimmung von Dr. Mubase. Lothar schlüpft unter bei Stiftekopf und
Gregor, aber der Chefarzt ahnt nichts davon.“ Karl wiegte den Kopf. Gaby schob
zweifelnd die Brauen nach oben. Klößchen hatte noch keine Meinung.
    „Na ja“, schwächte Tim ab. „Zwingend
ist das nicht. Es kann auch ganz anders sein. Vielleicht ist Mubase das Risiko
zu groß, und er will sein Gelände äußerlich sauberhalten. Man kann leichter
einen Komplicen verstecken als seinen auffälligen Wagen. So oder so — wir
müssen uns dort umsehen. Heute nacht. Das wird eine lustige Kahnfahrt.“

15. Erpressung
     
    Es wurde 19.15 Uhr. Ein schwacher
Glockenschlag der Ludwigs-Kirche, die den Lippert-Platz überragt, verkündete
es. Aber Charlie Alfons Tetzlaff kam nicht.
    Eike Dräger schnürte auf und ab. Es war
nicht weit von seinem Elternhaus — eben jener Platz, wo er Charlie um 19 Uhr
treffen sollte.
    Sascha, der verläßliche Freund und
Hobby-Fotograph, lauerte hinter den Büschen der Grünanlage, ein Stück die
Straße hinunter. Eike sah ihn nicht, wußte aber, daß er da war.
    Ein Mißverständnis?
    Eike spähte in alle Richtungen. Nein,
der Typ hatte ihn hierher bestellt — genau hierher.
    Eike trug einen Lederblouson. In der
Brusttasche steckten drei Fotos, die Charlie und Kathi zeigten. Reichte das aus
für eine 50 000-DM-Erpressung? Sicherlich. Er konnte dem schrägen Typ Schwierigkeiten
machen, die dem gar nicht behagen würden. Eine Anzeige gegen ihn und gegen die
Apothekenhelferin — nicht auszudenken!
    Halb acht. Zwei Glockenschläge. Eike
schlurfte zur Grünanlage und rief nach seinem Freund.
    Sascha kam hinter abgeblühten Goldregensträuchern
hervor.
    „Der versetzt mich.“ Eike kratzte sein
spitzes Kinn. „Ob alles erstunken war?“
    „Unmöglich. Woher sollte der wissen,
daß dein Alter die Pulverprobe in die Stern-Apotheke gebracht hat?“
    „Stimmt. Na schön, wenn Charlie nicht
kommt, gehe ich zu ihm.“
    Es war nicht weit bis zum Auen-Park.
Charlie wohnte in der Reinbert-Straße, wie Sascha ermittelt hatte.
    Sie war auf beiden Seiten vollgeparkt.
    Sascha machte seinen Freund auf einen
roten Porsche aufmerksam.
    „Das ist er. Also könnte Charlie zu Hause
sein.“
    Sascha postierte sich auf der
gegenüberliegenden Straßenseite hinter einem Kiosk, während Eike mit feuchten
Handflächen sein Vorhaben anging.
    Er klingelte an der Haustür. Zwölf
Parteien wohnten hier. Der Summer wurde gedrückt. Eike trat ins Treppenhaus, wo
jetzt Licht aufflammte. Er wußte, wo Charlies Wohnung war: im Hochparterre
links, also fünf Stufen hinauf. Und dort stand er auch — vor seiner Tür.
    Offenbar hatte er einen anderen Besuch
erwartet. Vielleicht Kathi. Jetzt verblaßte das Grinsen in dem eckigen Gesicht.
    „Hallo!“ sagte Eike. „Ich dachte, wir
seien um sieben Uhr verabredet.“
    Charlie leckte sich die Mundwinkel. „Mir
ist was dazwischen gekommen.“
    „Macht nichts. Bin ja hier.“
    „Woher weißt du, wo ich wohne?“
    „Ich weiß noch mehr. Wollen wir im Flur
verhandeln?“ Charlie drehte sich um und stampfte in seine Behausung. Eike
folgte ihm.
    Der Wohnraum wirkte wüst. Supermoderne
Möbel in grellen Farben taten dem Auge weh und luden keineswegs zum Platznehmen
ein. An den Wänden hingen Poster aller gängigen Sportwagen.
    „Hast du das Geld mit?“ fragte Charlie.
Er überspielte seine Unsicherheit mit mürrischer Miene.
    „Beim Nachdenken bin ich auf eine
andere

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