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Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Titel: Im Schlauchboot durch die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Boxfans auf seine Seite
ziehen. Außerdem will er im Voraus eine eventuelle Niederlage entschuldigen.
Und er will — falls er siegt — die Millionen von dem
Konservenfutter-Produzenten Bill B. Bingson steuerfrei beiseite schaffen. Sonst
müsste er ja die Hälfte dem Finanzamt in den Rachen schmeißen. Ja, die denken
sich schweinchenschlau: Wenn Fausto scheinbar die gesamte Kohle den Kidnappern
rüberschiebt, um sein Töchterchen auszulösen — dann hat dafür alle Welt
Verständnis. Und es ist nicht anzunehmen, dass man ihm bei leeren Taschen noch
die Steuer draufknallt. Natürlich entlohnt er seine Komplizen — den Erwin und
die Matilde. Aber die meiste Kohle behalten Fausto und Alice. Ist ‘n Ding,
was?! Matilde macht nicht freiwillig mit. Sie wird von ihrem Vater gezwungen.
Ist ein armes Luder. Zu schwach, um sich zu wehren. Psychisch scheint sie am
Ende zu sein. Klinikreif. Sie leidet an Albträumen. Aber weil sie immer noch
die gute Tochter sein möchte, traut sich ihr Unterbewusstsein nicht, vom bösen
Vater zu träumen. Ersatzweise träumt sie von dem Aborigine. Jedenfalls sehe ich
das so. Sie hinkt mit ihrer Albtraumdeutung noch ein bisschen hinterher, fährt
aber auf der richtigen Schiene. Nämlich: Weil der Aborigine ihr in ihren
Albträumen befiehlt, ihm die Freiheit wiederzugeben, hat sie ihn letzte Nacht
entsorgt und in die Kanalisation geschmissen. Eine seit 180 Jahren tote Mumie.
Ich bitte dich! Aber jetzt ist ihr plötzlich die Glühbirne aufgegangen. Sie,
Matilde, hat begriffen: Mit dieser Entsorgung — einem vorgetäuschten
Einbruchsdiebstahl — hat sie im Grunde was anderes gewollt. Sie wollte, das
weiß sie jetzt, auf sich, aufs Museum, auf ihren Vater, auf die vermeintliche
Entführung aufmerksam machen. Also ein indirekter Tipp an die Polizei. Kommt
mal zu uns! Seht nach! Hier ist was.«
    »Wahnsinn!«
    »Ja, wer hätte das gedacht.«
    »Die Alt-Ganoven haben rein gar
nichts damit zu tun?«
    »Nichts, Pfote. Aber was Fausto
für ein Mistkerl ist, erkennst du daran, dass er deren Kidnapping von damals
kopiert. Auch dieses Nachäffen war seine Idee. In einer alten Zeitung hat er
davon gelesen. Zufällig. Dann hat er sich ausgerechnet, dass die Täter von
damals inzwischen entlassen sind. Wobei er wohl mit vorzeitiger Entlassung aus
Altersgründen gerechnet hat. Was aber nicht der Fall war, wie wir wissen.
Gepasst hat es zeitlich trotzdem. Und Fausto, der Mistkerl, hat zu Erwin gesagt
— ich zitiere Matilde: Es kann nicht schaden, wenn sich die Bullen an die alten
Gangster halten. Sollen die dann erst mal beweisen, dass sie’s nicht waren.«
    »Hoffentlich findet der Kampf
statt und Flatnose prügelt ihn grün und blau.«
    »Daraus wird nichts, Pfote. Es
sei denn, sie wollen den WM-Fight aus dem Gefängnis übertragen. Aber so locker
ist die Hausordnung im Knast noch nicht.«
    Gaby reckte sich auf die
Zehenspitzen und blickte über Tims Schulter zur Kräsch-Adresse.
    »Matilde kommt aus dem Haus.«
    »Wo ist Opa?«
    »An der Haustür. Jetzt... macht
er sie zu. Von innen.«
    »Komm!«
    Das Pärchen rannte los und
erreichte den Kleinwagen — gerade als Matilde hinters Steuer glitt.
    Ihr Gesicht war verheult, die
Nase gerötet. Sie trug wieder den Topfhut. Aber der sah jetzt aus, als hätte
sie darauf gesessen.
    Tim öffnete die Beifahrertür
und beugte sich in das Auto.
    »Hallo, Frau Matilde! Dürfen
wir mitfahren? Wir wollen zum Museum.«
    Ihre Kuhaugen blickten, als
hätte er chinesisch geredet.
    »Wie... Ich... Heute ist
geschlossen.«
    »Macht nichts.«
    Er klappte die Lehne vom
Beifahrersitz nach vorn, sodass Gaby in den Zweitürer einsteigen konnte. Dann
saß der TKKG-Häuptling neben Matilde und schloss den Schlag.
    »Was... soll das? Was wollt
ihr?«, fragte sie ängstlich.
    »Wie geht es Susi? Sie ist doch
hoffentlich gesund?«
    Das war ein harter Treffer und
die Wirkung erschreckte Tim.
    Matilde sank über dem Lenkrad
zusammen, als löse sich ihr Rückgrat in Krümel auf. Der Hut rutschte vom Kopf.
Ein unsagbar trostloses Wimmern füllte den Kleinwagen.
    Sofort beugte sich Gaby nach
vorn und legte die Arme um die junge Frau.
    »Sie haben nicht viel zu
befürchten, Matilde. Wahrscheinlich gar nichts. Sie sind ja selbst ein Opfer.
Nur dass für Sie niemand Lösegeld fordert.«
    »So sehe ich das auch«, meinte
Tim. »Können Sie fahren? Sonst müssten wir uns ein Taxi rufen.«

15. Von zwei Seiten zum Ziel
     
    Als sie vor ERWINS PANOPTIKUM
ankamen, hatte sich Matilde etwas

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