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Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Titel: Im Schlauchboot durch die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ein
australischer Ureinwohner. Er ist ausgestopft und jetzt ziemlich beschädigt.
Aber die Physiognomie (Gesichts aus druck) lässt keinen Zweifel zu. Nach
unseren Informationen gibt es nur einen ausgestopften Aborigine hier in der
Stadt, nämlich als Exponat in einem Kuriositäten-Museum. Die ganze Sache ist
also verdächtig. Wir müssen die Polizei einschalten. Und zu der haben wir einen
ganz heißen Draht — sogar ins Präsidium. Ich rufe mal an.«
    »Hoffentlich ist Gabys Vater
da«, meinte Klößchen.
    Karl holte sein Handy hervor,
trat etwas beiseite und rief im Präsidium an. Er erreichte Kommissar Glockner
und berichtete, erwähnte allerdings nichts von dem bei TKKG entstandenen
Verdacht, ein Kräsch — nämlich Opa Otto und damit zugehörig zum
Kuriositäten-Museum — könnte was zu tun haben mit dem Baby-Kidnapping.
    »In dem Museum war ich zwar
noch nicht«, sagte Gabys Vater, »aber ich weiß, dass der Aborigine dort die
Attraktion ist. Da fragt man sich wirklich: Wie und warum kommt der jetzt in
die Kanalisation? Im Moment kann ich hier leider nicht weg, Karl. Aber mein
Kollege Wetzensteyn fährt zum Museum. Ich nehme an, ihr werdet dort sein. Wo
sind eigentlich Gaby und Tim?«
    »Ah... unterwegs, Herr
Glockner. Die Abwasser-Facharbeit betrifft ja nur Klößchen und mich. Gaby
schreibt über die Umsetzung des Tierschutzgedankens in unserer selbstsüchtigen
Gesellschaft. Tim hat sich noch nicht für ein Thema entschieden. Aber es wird
sicherlich ein Knaller.«
    »Bin gespannt auf alles«, sagte
Glockner und das Gespräch war beendet.
     
    *
     
    Tim kauerte zwischen einem
stacheligen Strauch und der Hauswand, unter einem Parterrefenster, das
angekippt war — also spaltweit geöffnet. Es befand sich an der Rückfront von
Otto Kräschs Häuschen, nur wenige Schritte von der Terrasse entfernt. Auf die
pitschte der Regen. Er tropfte auch von den Bäumen. Tim konnte nicht mal
abschätzen, wie viele kalte Tropfen schon den Weg gefunden hatten in den Kragen
seines Windbreakers. Aber das störte nicht. Selbst Eiswürfel hätten ihn nicht
abgekühlt. Denn was er hörte, war heiß — war megaheiß.

    Im Terrassenzimmer heulte
Matilde ihren Frust (Lebensenttäuschung) in ein Taschentuch. Das hatte
Tim gesehen, als er einen Blick über den Fenstersims riskierte. Matilde und ihr
Opa saßen in dem lieblos eingerichteten Zimmer. Und Matilde beichtete.
    Tim verstand jedes Wort. Was er
hörte, musste die Wahrheit sein. Und sie war ungeheuerlich.
    Wir — dachte er und meinte
seine Freunde und sich — sind ja anfangs total in die falsche Richtung getappt.
Richtiger wurde es erst — als die Firma Kräsch ins Visier rückte.
    Als drinnen alles gesagt
schien, als sich Opa Otto von seiner Verblüffung erholt hatte, als beide nicht
wussten, was zu tun sei — machte Tim den Abflug.
    Ungesehen pirschte er zur
Straße zurück.
    Gaby war auf und ab gebummelt,
hatte aber die Bikes im Blick behalten. Sie kam Tim entgegen.
    »Du siehst ja im Gesicht aus,
Häuptling, als wäre dir des Teufels Tante begegnet. Falls dieser Typ eine hat.«
     
    »Ich bin schockiert. Das ist
es.«
    »Wieso?«
    »Der Fall ist geklärt. Mal
wieder auf die einfachste Weise. Mit einem Lauschohr am Fenster.«
    »Hast du das Baby gehört? Ist
Susi im Haus?«
    »Klein-Susi ist im Museum
versteckt.«
    »Himmel! Doch nicht etwa bei
diesem Aborigine.«
    »Der schwimmt in der
Kanalisation. Vielleicht kreuzen Karl und Klößchen seinen Weg und nehmen ihn an
Bord.«
    »Sprich nicht in Rätseln.«
    Tim legte den Arm um ihre
Schulter und sie entfernten sich ein Stück von Ottos Adresse, während er
berichtete.
    »Einen richtigen Kidnapper,
Gaby, gibt’s in dem Fall nicht. Denn das Verbrechen ist vorgetäuscht. Es ist
Fausto Weichlers Idee. Und man muss sich fragen, ob der nicht schon jetzt ein
paar zu viel an die Birne gekriegt hat. Das Gleiche gilt für Susis Mutter — für
Alice Koppler-Glückstedt. Denn die ist eingeweiht. Die macht mit. Fausto ist
befreundet mit Erwin Kräsch, seinem ehemaligen Arbeitgeber. Der ist
Taxi-Unternehmer und Betreiber von Erwins Panoptikum, dem Museum. Offenbar eine
echte Gesäßkuhle, dieser Kerl. Jedenfalls drangsaliert (quälen) er seine
Tochter Matilde, hat auch seine Frau ins Grab schikaniert und versteht sich mit
Otto, seinem Vater, überhaupt nicht. Die kleine Susi wurde also klammheimlich
im Museum versteckt und dann der Entführungs-Buhei angeleiert. Faustos Motiv
ist: Er will Mitleid erregen, will die Sympathien der

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