Im Schloss aus Glut und Leidenschaft
gefunden.“
„Das stimmt.“
„Das kann bestimmt nicht nur von den Einheimischen ausgehen“, sagte Gabriel und runzelte die Stirn. „Ich fürchte, unsere Freunde tun ihr Möglichstes, um die Dinge anzuheizen. Teile und herrsche. Wenn ich sie wäre, würde ich das auch so machen.“
„Nun, es wird nicht funktionieren“, sagte Sophia entschlossen und stand auf. „Ihre schmutzigen Tricks werden mich nicht einschüchtern. Und ich werde auch nicht zulassen, dass sie mein Volk einschüchtern. Bei der ersten Gelegenheit wünsche ich eine Führung durch mein Herrschaftsgebiet. Ich möchte meine Landsleute von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten. Ich bin sicher, sie zweifeln noch an mir, denn ich bin nur eine Frau. Aber wenn sie mir in die Augen sehen, werden sie wissen, dass ich für sie genauso hart kämpfen werde wie meine Brüder Giorgios oder Kristos es getan hätten. Oder sogar Vater selbst.“
„Eine Führung?“ Gabriel bewunderte ihren Mut, doch dieser Wunsch gefiel ihm nicht. „Hier gibt es Menschen, die versuchen, dich zu töten.“
„Wir alle haben unsere Last zu tragen. Du wirst deine Aufgaben erledigen, und ich meine.“
Gabriel zuckte zusammen, als hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen. Er wandte sich ab vor ihrem kalten Blick. „Ich ... äh ... kann den Standpunkt des Colonels verstehen, Madam“, sagte Blake vorsichtig. „Sie hinauszubringen, damit Sie Ihre Untertanen treffen, würde bedeuten, Sie einem großen Risiko auszusetzen.“
„Vor allem, weil wir noch nicht wissen, wo die Unholde des Skorpion-Ordens dir auflauem wollen“, fügte Gabriel hinzu.
„Egal“, erwiderte sie ebenso kühl wie höflich. „Ich vertraue voll und ganz darauf, dass Ihr klugen Engländer mich zu beschützen versteht. Mein Volk braucht mich, und dies ist mein Wille.“
Sie ging hinaus und ließ die beiden „klugen Engländer“ zurück, die sich stumm ansahen.
„Nur damit ich Bescheid weiß - ist sie immer so?“, fragte Blake kaum hörbar.
„Seien Sie froh, dass sie nicht noch ihr Messer gezogen hat“, meinte Gabriel.
Inzwischen traf Sophia im angrenzenden Raum auf Pater Nektarios, den Erzbischof von Kavros. Als Gabriel und Commander Blake dazukamen, kniete der alte Mann mit Tränen in den Augen mühsam vor ihr nieder, um ihren Ring zu küssen.
Das war der Moment, in dem alles für Gabriel real wurde. Sie war eine wirkliche Prinzessin, und bald würde sie Königin sein. Und er war nichts anderes als ein Bürgerlicher und würde es auch bleiben. Wie hatte er nur jemals etwas anderes denken können?
Voller Schmerz senkte er den Kopf, aber es war nicht mehr seine Bauchnarbe, die wehtat, sondern der Schmerz saß etwas höher und mehr rechts, dort, wo sein Herz war.
Während Sophia sich mit dem geistlichen Ratgeber ihrer Familie unterhielt und Gabriel die kalte Schulter zeigte, schickte Blake einige schnelle Boote los, mit einer Nachricht an die größten Kriegsschiffe, damit diese nach Kavros zurückkehrten.
Anschließend stellte Blake eine Eskorte aus seinen Marinesoldaten zusammen, die Ihre Hoheit zu der Villa auf dem Hügel bringen sollte, die einst das Zuhause der königlichen Familie war. Sophias eigene Leibgarde war in verschiedenen Missionen unterwegs.
Pater Nektarios stieg mit in die Kutsche ein, um ihr ein wenig moralische Unterstützung zu geben, wenn sie das verlassene, leere Haus betrat. Gabriel erinnerte Blake daran, auf die Rückkehr ihrer griechischen Leibgarde zu achten. Vor allem Timo und Niko mussten bald eintreffen. Möglicherweise hatten sie Informationen über den Aufenthalt von Scheich Suleiman und seinen Gefolgsleuten. Falls diese im benachbarten Albanien ansässig waren, bestand die Gefahr, dass Sophia ihre tapferen Wächter vielleicht nie mehr lebend wiedersah. Der Schrecklichte Türke tat Spionen, die in seinem Land gefasst wurden, grauenvolle Dinge an.
Möge Gott sie schützen, dachte Gabriel.
Schließlich verließen sie die Marinebasis, um zum Palast hinaufzufahren, und überall, wo sie vorbeikamen, blieben die Leute stehen und zeigten staunend auf sie. Die Nachricht von ihrer Ankunft breitete sich wie ein Lauffeuer aus.
Endlich erreichten sie den jahrelang unbewohnten Palast. Gabriel litt mit Sophia, als er beobachtete, wie sie sich in den verlassenen Räumen mit den gebogenen Durchgängen, den zerbrochenen Fenstern und nackten Marmorböden umsah. Am liebsten wäre er zu ihr gegangen und hätte sie in
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