Im Schloss aus Glut und Leidenschaft
die Geistesgegenwart, ihr einen Stuhl heranzuziehen, damit sie sich setzen konnte. Erschüttert murmelte sie einen Dank.
„Großartig, meine Liebe. Einfach wunderbar“, sagte der alte Mann. „Keiner Ihrer Brüder hätte es besser machen können.“
Sie stützte den Ellenbogen auf die Armlehne und senkte den Kopf, die Stirn an die Fingerspitzen gelehnt. Mit einer einzigen Handbewegung entließ sie alle. „Lasst mich allein.“
Sämtliche Untergebenen gehorchten. Zwischen dem Zeitpunkt, da sie die Marinebasis verlassen hatten, und ihrer Ankunft im Palast hatte sich ein kompletter Hofstaat gebildet. Gabriel wusste selbst nicht, woher all diese Leute plötzlich aufgetaucht waren. Priester, Soldaten, Ratgeber, Höflinge, sie alle zogen sich aus dem großen Saal zurück, aber er selbst zögerte noch, wusste er doch, dass sie litt.
„Ich auch?“, fragte er leise, so stolz auf sie, dass er beinahe geplatzt wäre. Nur zu gern hätte er ihr Trost und Kraft gegeben.
Doch sie sah ihn kühl an. „Du vor allem.“
Ein Land konnte nicht sterben. Es konnte gedemütigt, aufgeteilt, verkauft oder erobert werden, doch selten verschwand es völlig von der Landkarte, dachte Sophia. Deswegen hatte sie einst beschlossen, ihr Herz allein an Kavros zu hängen. Diese Sicherheit war damals ihre einzige Vorstellung von Liebe gewesen.
Jetzt hatte sie das Objekt dieser Liebe kennengelernt. Sie hatte heute zu ihrem Volk gesprochen. Sie hoffte, einen guten Eindruck hinterlassen zu haben. Morgen würde ihre Rundreise beginnen.
Unglücklicherweise wusste sie seit einiger Zeit, dass diese Liebe ihr niemals ganz genügen würde. Dazu fehlte ihr Gabriel Knight. Als sie in jener Nacht in ihren königlichen Gemächern wach lag und auf das ferne Rauschen des Meeres lauschte, sehnte sich alles in ihr danach, zu ihm zu gehen.
Sie wollte zu ihm gehen.
Sie weigerte sich, zu ihm zu gehen.
Wenn sie sich auch nur in seine Nähe begab, würde es nur noch schlimmer wehtun, wenn er sie dann verließ, um sein Schicksal zu erfüllen.
Doch da sie genauso eine Närrin war wie Kleopatra, konnte Sophia am Ende nicht anders.
Nicht, wenn jeder Tag mit ihm der letzte sein könnte.
Gabriel lag schon im Bett, als sie in der Tür stand, gekleidet in ein weißes Hemd. Stumm kam sie zu ihm, das dunkle Haar offen über die Schultern gebreitet.
Er rückte ein Stück zur Seite, um ihr Platz zu machen, und schlug die Decken zurück. Aber statt neben ihm ins Bett zu schlüpfen, legte sie sich auf ihn und küsste ihn wild und leidenschaftlich.
Dies war keine gewöhnliche Verführung. Sie war wütend auf ihn, und trotzdem konnten sie nicht voneinander lassen. Er spürte, dass sie reden sollten, aber offensichtlich war sie nicht deshalb gekommen. Er wollte, dass sie innehielt, umfasste behutsam ihre Hände, sogar noch, als ihr Duft, ihr weicher Körper sein Begehren weckten. Doch sie beachtete ihn gar nicht.
Sie zitterte. Ob es vor Leidenschaft war oder vor Zorn, das wusste er nicht zu sagen. Aber er reagierte auf ihre Nähe mit hilflosem Verlangen, trotz der widersprüchlichsten Gefühle, die in ihr toben mussten. Ihm ging es nicht anders. Auch er hatte wach gelegen und nur an sie gedacht. Er streichelte ihren glatten, kühlen Arm und wusste nur, dass er ganz ihr gehörte, mit Haut und Haar.
Und sie nahm ihn sich.
Sie griff zwischen seine Schenkel, als wüsste sie, dass er ihr Eigentum war. Sie führte sein Glied in sich hinein und setzte sich rittlings auf ihn, wie sie es in jener Nacht im Hotel getan hatte. Gabriel atmete schwer, als sie so über ihn herrschte, und er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Als er ganz tief in sie eingedrungen war, legte sie den Kopf zurück, blickte zur Decke hoch, und langsam, ganz langsam, schien der Ärger von ihr abzufallen. Er hörte sie schluchzen.
Mitleid überkam ihn.
Er zog sie in seine Arme und hielt sie fest.
„Ich kann nicht....",stieß sie hervor.
„Pst“, machte er. Er tastete nach ihren Lippen und küsste sie so behutsam, wie er es nur vermochte, gab ihr einen Kuss, von dem er hoffte, dass er mit ihm all seine Liebe übermitteln konnte, all seine Sehnsucht und seine Hingabe. Wären jetzt Worte angebrachter, so hätte es ihm in diesem Augenblick an Beredsamkeit gefehlt.
Sophia schlang die Arme um seinen Hals und ließ es zu, dass er sie behutsam auf den Rücken drehte. Dann liebte er sie, langsam, zärtlich, so wie er es hätte tun
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