Im Schloss aus Glut und Leidenschaft
entspannen, jedoch durch die geschickt angebrachten Spiegel jederzeit das angrenzende Zimmer im Blick behalten konnte. Nur für den Fall einer Bedrohung.
Alte Gewohnheiten ließen sich schlecht ablegen.
Lautlos beugte er sich jetzt in dem Badezuber vor, sorgfältig darauf achtend, dass das Badewasser nicht plätscherte, und schaute durch die offene Tür in den Spiegel über dem Kamin. Und da sah er sein reizendes Zigeunermädchen.
Das ihn gerade beraubte, wie es schien.
Gabriels Miene verfinsterte sich, und er griff nach einem Handtuch.
4. Kapitel
Sophia war noch immer über die offene Reisetruhe gebeugt und staunte über das, was sie über ihren neuen Dienstherren erfahren hatte. Nachdenklich wog sie eine schwere silberne Kriegsmedaille in der Hand, dann strich sie mit der Fingerspitze über den kunstvollen Rand. Ach, wie gut hätte sie jemanden wie ihn gebrauchen können bei ihren Bemühungen, ihr Land zurückzugewinnen.
Keine Gnade, in der Tat.
Mit einem kampferprobten Krieger wie ihm an ihrer Seite hätten die Kerle, die in der vergangenen Nacht ihre Kutsche überfallen hatten, es sich zweimal überlegt, ehe sie einen weiteren Angriff wagten, davon war sie überzeugt.
Sie schüttelte den Kopf vor Staunen über diese Spuren seiner Taten, und als sie gerade die Medaille zurücklegen wollte, spürte sie den eisernen Griff einer Hand an ihrem Arm. Sie schrie auf und sprang hoch, als Gabriel sie von seinen Sachen wegzerrte.
„Was tun Sie da?“, brüllte er, als er sie herumdrehte, damit sie ihn ansehen musste. Er nahm jetzt ihren anderen Arm, aber als Sophia zu ihm aufblickte, blinzelte sie nur. Er trug nichts als ein Handtuch und funkelte sie aus blitzenden Augen an, wie ein zorniger Gott. „Antworten Sie!“
Sie schluckte und versuchte zurückzuweichen, aber er Wollte sie nicht loslassen. Sein Griff an ihrem Handgelenk fühlte sich an wie eine eiserne Fessel.
„Was zum Teufel tun Sie hier?“, wiederholte er empört.
„Nichts. Ich ... ich ...“ Der Anblick seiner Nacktheit und seine schiere Körpergröße ließen sie verlegen stottern. „Mrs. Moss wies mich an, Ihr Zimmer zu säubern.“
Oh weh. Sie war so unendlich verlegen.
In seinem Zimmer, in dem es durch die heranbrechende Nacht immer dunkler wurde, leuchteten seine zusammengekniffenen Augen in einem Kobaltblau, und sie war wie gefangen von diesem durchdringenden Blick. „Leeren Sie Ihre Taschen aus“, befahl er.
„Wie bitte?“
„Sie haben mich gehört. Leeren Sie Ihre Taschen aus -jetzt!“
Sophia wich vor dem zornigen Krieger zurück. Musste er deswegen so wütend sein?
Gabriel hielt sie noch immer am Handgelenk fest. „Beeilen Sie sich. Was immer Sie genommen haben, geben Sie es mir, und dann gehen Sie.“
„Was ich genommen habe?“, wiederholte sie atemlos. Gehen?
Verächtlich schüttelte er den Kopf. „Sie sind wirklich eine, wissen Sie das? Ich versuche Ihnen zu helfen, und so vergelten Sie es mir! “
Gütiger Himmel, dachte sie, als sie begriff, was er da andeutete. Sie hatte herumgeschnüffelt, aber die Prinzessin von Kavros war keine Diebin.
Ach, wie demütigend das doch war!
Zugleich verstand sie, warum er solche Schlüsse zog. Ihr Mut sank. Das sah nicht gut aus.
Sie wünschte, sie könnte ihm ihren wirklichen Namen sagen, damit er erkannte, dass sie keinen Grund hatte, ihm etwas zu stehlen. Aber es war ihr verboten, und außerdem - wenn sie jetzt versuchte zu erklären, dass sie von königlicher Abstammung war, würde er glauben, sie hätte den Verstand verloren.
„Nun?“, fragte er. „Haben Sie sonst nichts zu sagen?“
Sie sah ihn nur würdevoll an, blieb aber stumm, schon aus Verlegenheit. Schließlich war sie kaum daran gewöhnt, sich vor jemandem zu rechtfertigen, schon gar nicht vor einem Bürgerlichen, einem Soldaten, der nichts als ein Handtuch trug.
„Sie irren sich“, stieß sie schließlich hervor.
„Ach, wirklich? Und was haben Sie dann gemacht?“ „Sauber.“
„Richtig.“
„Na schön. Ich habe Sie ausspioniert. Ich gebe zu, Sie haben mich interessiert. Das ist kein Verbrechen, soweit ich weiß.“
„So, so“, meinte er leise und trat näher. „Und sind Sie zufrieden mit dem, was Sie in Erfahrung gebracht haben?“ „Nein“, erwiderte sie mit einer hochmütigen Kopfbewegung. „Ich habe noch viele Fragen.“
„Ein netter Versuch“, flüsterte er. „Aber ich glaube
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