Im Schloss aus Glut und Leidenschaft
Bett gleich neben sich wusste, wedelte sie ein paar Mal über das alte Holz - und hielt dann plötzlich inne.
Ihr Blick fiel auf einen Degen, der in dem schmalen Spalt hinter dem kleinen Schrank an der Wand lehnte. Gabriels Degen? Natürlich. Leon sagte immer, es sei klug, eine Waffe in der Nähe zu haben, für den Fall, dass es einen nächtlichen Eindringling gab. Sophias Neugier war geweckt.
Sie warf vorsichtig einen Blick über die Schulter, dann legte sie den Staubwedel hin und zog den Degen hervor. Zu ihrer Überraschung war die Klinge gebogen, wenn auch nicht so stark wie die der großen Türkenschwerter.
Nein, wenn sie sich nicht täuschte, dann war das kein Degen, sondern ein Kavalleriesäbel.
Hm. Hatte er das gemeint, als er sagte, er hätte einige Erfahrung im Umgang mit Pferden?
Da sie vertraut war mit allen Arten von Waffen - Leon hatte sie seit dem tödlichen Anschlag auf ihren Bruder darauf trainiert, sich zu verteidigen -, fühlte sie sich kühn genug, um den Säbel ein winziges Stück aus der Scheide ziehen.
Beinahe sofort bemerkte sie die alten Blutspuren darauf - und dann sah sie die Kerben am Griff. Als hätte der Besitzer eine Liste geführt über die Feinde, die er mit dieser Klinge erledigt hatte.
Ein Schauer überlief sie, als sie die kleinen Vertiefungen überall am Griff sah, zu viele, um sie zu zählen.
Unter diesen schrecklichen kleinen Linien waren zwei Worte in schwungvoller Schrift eingraviert: „Keine Gnade.“
Mit Entsetzen schob Sophia die Klinge zurück und stellte die Waffe wieder dahin, wo sie sie gefunden hatte. Ihr Herz klopfte bis zum Hals.
Stirnrunzelnd drehte sie sich um, und als sie den Blick suchend durch den Raum schweifen ließ, bemerkte sie etwas, das ihr vorher entgangen war. Auf dem Schrank aus Walnussholz lag ein mit Federn verzierter Helm. Wie das Schwert war er aus herrlich schimmerndem Stahl, und die Helmzier aus gefärbtem Rosshaar verlieh ihm beinahe königliche Würde.
Im selben Moment hörte sie ein Plätschern ganz in der Nähe, es klang, als käme es aus demselben Zimmer. Verwirrt trat sie näher. Als sie um das Bett herumgehen wollte, bemerkte sie, wie der große Spiegel Licht reflektierte.
Sie drehte sich um, und um ein Haar wäre ihr der Mund offen stehen geblieben. Der große Kleiderschrank hatte den Blick in das Ankleidezimmer versperrt, dessen Tür weit offen stand.
Das Kerzenlicht kam aus diesem Raum, und dort konnte sie, im Spiegel, Gabriel in der Wanne sitzen sehen.
Seine muskulösen Arme ruhten auf dem Rand des dampfenden Zubers. Sein rabenschwarzes Haar war nass, sein scharf geschnittenes Gesicht schimmerte von Feuchtigkeit. Er hielt die Augen geschlossen, und sie sah seine nassen Wimpern.
Sie stand wie angewurzelt in der Dunkelheit, wagte kaum zu atmen, starrte ihn nur an. Sein Gesicht war entspannt, fast wirkte er schläfrig, wie er so da in der Holzwanne saß, während ihm das Wasser über die Kehle und die muskulöse Brust rann.
Sie betrachtete ihn, voller Staunen und Verlangen, unfähig, die Augen abzuwenden.
Dieser Mann war das Verführerischste, was sie je gesehen hatte. Ihre eigene Reaktion erschreckte sie, und ein Zittern durchlief ihren Körper. Sie stellte sich vor, ihn zu berühren, ja, sogar zu waschen. Diese Art von Dienst konnte sie sich als sehr genussvoll vorstellen.
Ihr Herz schlug schnell, und sie wusste, wie sündhaft das war, doch ein kühner Teil von ihr spielte tatsächlich einen Moment lang mit dem Gedanken, die Gelegenheit zu nutzen.
Schließlich hatte sie am Vortag Geburtstag gehabt, und sie hatte kein einziges Geschenk bekommen. Jetzt gerade hatte sie eine Vorstellung davon, was sie gern als Geschenk gehabt hätte - nämlich ihn.
Sie fragte sich, wie er wohl reagieren würde, wenn sie dort hineinging, ihn anlächeln und dann den Schwamm und die Seife nehmen würde. Wäre er entsetzt? Würde er protestieren?
Oder wäre er erfreut über ihr Eindringen? Würde er sie einladen, seinen unglaublichen Körper zu erforschen, würde er sie seine sonnengebräunte Haut fühlen lassen? Sie wollte mit den Händen über diese breiten Schultern streichen. Diese Lippen kosten ...
Du bist eine Närrin, sagte sie sich und setzte ihren gewagten Fantasien damit ein Ende. Sie hatte den hungrigen Ausdruck seiner Augen gesehen, als er im Stall auf ihr gelegen und sie unter sich festgehalten hatte. Dort hineinzugehen wäre so, als würde sie einem Wolf ein
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