Im Schloss aus Glut und Leidenschaft
ausstaffiert worden, dass sie an eine Szene auf einer hellenistischen Vase erinnerten, an einen heiteren Tag im Leben zurzeit der klassischen Antike.
Die Säulen waren überall mit Weinlaub geschmückt. Hohe Fackeln erinnerten an das antike Griechenland und vertrieben die Kälte vor allem für die armen Dienstboten, die zu diesem Anlass weiße Togen trugen, sowohl Männer als auch Frauen, und Blätterkränze im Haar. Ein Dutzend heiterer Bacchanten und junger Ganymeds sorgten dafür, dass der Weinstrom nicht versiegte.
Lakaien, deren Aufgabe darin bestand, die Gäste zu den verschiedenen Unterhaltungen zu geleiten, trugen große, unheimlich wirkende ausdruckslose Masken, die mit Goldfarbe bemalt waren, wie jene aus dem griechischen Theater, und lange Obergewänder wie Aristoteles.
In einem Raum sah Gabriel den stämmigen Prinzregenten über eine Vorführung olympischer Sportdisziplinen lachen. Auch Lady Alexa hatte einen Platz in der ersten Reihe eingenommen und sah zu, wie die mit Öl eingeriehenen Ringer einander zur Unterhaltung der Aristokraten herumwarfen.
Wie gewagt, dachte Gabriel, aber was die Welt der klassischen Antike betraf, so schien es, als hätte Sophia, die Prinzessin mit den machiavellischen Zügen, die englische Gesellschaft richtig eingeschätzt. Offenbar gestattete das historische Gewand selbst den strengsten Matronen, jegliche Art von Unschicklichkeit zu übersehen. Das antike Griechenland und das ebenso mächtige antike Rom waren schließlich die Vorbilder, denen England nachzueifern versuchte.
Die englischen Aristokraten bauten ihre Häuser gerade in dem säulenverzierten Stil des Parthenon, stellten ihre Hallen mit hellenistischen Nackten aus schimmerndem Alabaster voll, bemalten ihre Zimmerdecken mit griechisch-römischen Gottheiten und ihren Abenteuern und schmückten ihre großen englischen Gärten mit Pavillons, die wie griechische Tempel aussahen. Jeder Schuljunge in den höheren Klassen lernte Griechisch und Latein und kannte schon in jungen Jahren Homers Helden und Platos Dialoge.
Kein Wunder, dass die ton von ihr verzaubert ist, dachte er, als er weiterging und alles beobachtete. Eine echte, lebendige griechische Prinzessin, die für ein Land kämpfte, dass die demokratischen Ideale, die die zivilisierte Welt jetzt so schätzte, mit hervorgebracht hatte.
Hätte er sie nur nicht so aufgeregt. Sie zu verletzen, war nicht seine Absicht gewesen. Er hatte versucht, so behutsam wie möglich seine Verdächtigungen vorzubringen. Aber er hatte nicht geahnt, wie empfindsam sein kühnes Messermädchen in dieser Beziehung tatsächlich war.
Jedes Mal, wenn er sich an ihren Gesichtsausdruck erinnerte, als er ihr von seiner Vermutung, es könnte einen Verräter geben, erzählt hatte, versetzte es ihm einen Stich.
Er wünschte, den Mund gehalten zu haben, bis er einen Beweis hätte Vorbringen können.
So aufmerksam er auch Leons Aufzeichnungen durchgesehen hatte, nichts Nützliches hatte er darin gefunden. Vielleicht irrte er sich. Vielleicht war er nur übertrieben ängstlich.
Und vielleicht begannen seine immer tiefer werdenden Gefühle für sie bereits, sein Urteilsvermögen zu beeinträchtigen. Genau das hatte er befürchtet.
Ruhelos ging Gabriel weiter. Der nächste Salon war nur schwach beleuchtet, eine Dampfwolke umgab eine üppige Schauspielerin, die das Orakel von Delphi darstellte. Sie hatte sich eine große lebende Schlange um die Schultern gelegt und sagte den Gästen die Zukunft voraus, wenn diese es wünschten. Gabriel ließ den Blick aufmerksam über das Publikum wandern, dann ging er weiter.
Der letzte Raum, den er durchquerte, ehe er in den Ballsaal zurückkehrte, war als Spielbank umfunktioniert worden. Die Einnahmen dieser Nacht würden an das Volk von Kavros gehen.
Seine Männer in diesem Zimmer bestätigten ihm, dass alles in Ordnung war. Gabriel nickte. Plötzlich entdeckte er einen Whisttisch, an dem sich Cousins von ihm und Freunde versammelt hatten. Die Zwillinge Lucien und Damien Knight, ihr Schwager William, Lord Rackford, und Devlin, Lord Strathmore, der Ehemann der besten Freundin ihrer Schwester, praktisch ein Mitglied der Familie.
Bei seinem Anblick lächelten sie und begrüßten ihn herzlich, als er zu ihnen trat.
„Da ist er! Der große Beschützer!“
„Den Winter über im sonnigen Griechenland, also wirklich! Du armer Junge, welch schwere Pflicht!“
„Und dabei die ganze Zeit in der
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