Im Schloss aus Glut und Leidenschaft
tadellos verneigt hatte. Sophias Ablehnung seines Vorschlags schien ihn ebenfalls aufgebracht zu haben.
Als er das Zimmer verlassen hatte, barg Ihre Hoheit das Gesicht in den Händen und ließ sich auf das Sofa sinken. So blieb sie reglos sitzen.
Alexa sah sie an und überlegte, ob sie wohl weinte. Dann endlich hob Sophia in ihrer entschlossenen Art den Kopf und stand auf, um ihr Glas zu holen. Ihr Gesicht war bleich, als sie an Alexas Versteck vorüberging, und ihre Augen schienen gerötet.
Alexa runzelte die Stirn. Am liebsten wäre sie hineingegangen und hätte ihrer Herrin einige Fragen gestellt, denen sie vielleicht entnehmen konnte, was der Colonel ihr zugeflüstert hatte.
Aber dadurch würde Sophia nur erkennen, dass sie beobachtet wurde, so wie schon am Morgen, als Colonel Knight ihr den geheimen Tunnel gezeigt hatte.
Alexa durfte nicht zulassen, dass ihre Herrin die Wahrheit herausfand. Schließlich war Sophias Vertrauen alles, was sie der stets präsenten Bedrohung durch das Messer des Tunesiers entgegensetzen konnte.
Bei der Erinnerung an den schrecklich gebogenen Dolch erschauerte sie. Sie hatte die Waffe sehr gut aus der Nähe sehen können, und zwar an dem Tag, als sie entführt worden war. An diesem Tag war sie in die Bond Street gegangen, um ein paar Kleinigkeiten zu kaufen.
Der Tunesier mit den schwarzen Augen hatte gesagt, er würde ihr die Kehle durchtrennen, wenn sie nicht genau das tat, was er verlangte - und sie hatte ihm geglaubt. Falls sie in dieser Beziehung jemals irgendwelche Zweifel gehegt hätte, so hatte er sie in der Nacht des Angriffs endgültig beseitigt.
Diese Augenblicke in der Kutsche waren so entsetzlich gewesen, das Wissen, dass es geschehen würde. Sie hatte den Wunsch gehabt, Leon zu warnen, aber sie war zu feige gewesen, um irgendetwas über die kommende Falle zu verraten.
Was hätte sie sonst tun können? An die Wachen konnte sie sich nicht wenden, damit sie sie beschützten. Wie klug konnten diese Dummköpfe schon sein, wenn sie sie alle hatte haben können?
Nein, Alexa hatte sich bereits ergeben. Der Orden des Skorpions hatte versprochen, Sophia nicht zu verletzen -und ihr, dass sie ihr den Kopf abschneiden würden, wenn sie nicht mitmachte.
Also hatte sie Sophia ausgeliefert, um sich selbst zu retten. Bald würde sie von all dem hier befreit sein, von diesem Palastleben mit seinen Verbeugungen und Verneigungen. Befreit von dem Fluch, in Sophias Schatten leben zu müssen, und von all den Fehlentscheidungen, die sie getroffen hatte. Bald würde sie die Gelegenheit bekommen, von vorn anzufangen, ein anderer Mensch zu werden ...
Sie musste nur noch diesen Alptraum durchstehen, ruhig bleiben, die Unwissende spielen, einzig eine Weile.
In vierzehn Tagen war alles vorbei.
12. Kapitel
Sophia schob ihre Verwirrung über ihre wachsende Zuneigung zu Gabriel beiseite, ebenso wie ihre Verlegenheit über ihren gescheiterten Versuch, in ihrem dünnen Nachtgewand seine Aufmerksamkeit zu erregen - rückblickend gesehen ein sehr lächerlicher Versuch. Mit seiner Warnung im Hinblick auf einen möglichen Verräter in den Reihen ihrer Leibwächter hatte er einen wunden Punkt getroffen. Nachdem sie ihre eigenen Verwandten verloren hatte, waren die Menschen in ihrem Gefolge ihr wie eine Familie ans Herz gewachsen -und dass er nun meinte, einer von ihnen könnte sie vielleicht verraten haben, war ein abscheulicher Gedanke.
Während ihr Verstand schnell begriff, dass er durchaus recht haben könnte, weigerte sich ihr Herz, diese Möglichkeit auch nur in Erwägung zu ziehen. Du weißt nicht, wovon du sprichst, hatte sie zu ihm gesagt.
Dieser Vorwurf hatte ihm nicht gefallen.
Es war die reine Panik gewesen, die sie veranlasst hatte, ihn zu verletzen, denn er versuchte weiterhin, sie von etwas zu überzeugen, das zu schrecklich war, um darüber nachzudenken.
Welcher ihrer Leibwächter konnte ihren Tod wünschen? Sie waren wie Brüder für sie!
Je öfter sie Gabriel sagte, sie wäre von der Loyalität ihrer Männer überzeugt, desto mehr gab er ihr zu verstehen, dass etwas nicht stimmte. Sie begriff, dass das zumindest nicht abwegig war, und mittlerweile war sie an einem Punkt angekommen, an dem seine Sicherheit in dieser Hinsicht sie erschreckte. Sie hatte ihn aufgefordert, ihre Gemächer zu verlassen, und seither herrschte ein gespanntes Verhältnis zwischen ihnen.
Sie hatte nicht vorgehabt, den Boten gleichsam
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