Im Schloss aus Glut und Leidenschaft
erzählte, dass ihr Gemahl eine Tätowierung mit einer Schlange hätte, die jener, die sie um den Hals trüge, sehr ähnlich sah. Er würde sie an seinem Arm haben. Gabriel lächelte in sich hinein, während er sich fragte, wie der sehr verschlossene Rackford es wohl finden würde, dass seine Frau Derartiges enthüllte, aber so war Jacinda nun einmal. Es wurde nie langweilig mit ihr. Kein Wunder, dass sie sich mit Georgiana so gut verstand.
Weiter den Gang hinunter lächelte Gabriel Lord Strathmores Braut Lizzie an, den Blaustrumpf. Er wagte es aber nicht, ihr lebhaftes Gespräch zu stören.
„Es ist mir unverständlich, wie man Lord Elgin nicht das Recht absprechen kann, den Marmor aus dem Parthenon nach London zu verschiffen. Ich meine, die Sachen gehören dem griechischen Volk ...“
„Aber Lady Strathmore, die Statuen wären sonst zerstört worden!“ Ein wichtigtuerisch wirkender Abgeordneter versuchte ihr den Standpunkt des Adligen zu erläutern. „Lord Elgin hat sie vor der Zerstörung durch den Krieg gerettet, sehen Sie das denn nicht ein?“
„Ich bin sicher, Prinzessin Sophia würde meine Ansicht verstehen“, erwiderte Lizzie entschlossen, aber als Gabriel weiterging, fragte er sich, wo wohl Prinzessin Sophia im Moment war.
Zuerst war da der Empfang gewesen, danach hatte sie mit ihrem Gastgeber, dem dicklichen Regenten, am Kopf des Ballsaals gesessen. Schließlich hatte sie sich unter die Gäste gemischt und alle mit ihrem Charme bezaubert, flankiert von vier Soldaten ihrer Leibgarde. Die gut aussehenden Männer war nicht gerade geeignet, als ihre Schatten zu fungieren.
Die englischen Soldaten aus der Garnison waren überall im Ballsaal verteilt, einzig die Griechen blieben in der Nähe der Prinzessin. Nach langem Nachdenken hatte Gabriel Yannis, Markos, Niko und Kosta für diese Aufgabe ausgesucht.
Die vier Auserwählten hielten diskret Abstand. Wann immer Sophia ihren Platz an der Stirnseite des Raumes oder am Tisch einnahm, flankierten sie sie, zwei unmittelbar hinter ihr und je einer zu jeder Seite.
Die griechischen Leibwachen waren zweifellos leicht in der Menge zu erkennen. An diesem Abend trugen sie anstelle ihrer üblichen schwarzen Tracht traditionelle Gewänder: eine rote Weste, reich bestickt mit Gold- und Silberfäden, darunter ein weißes Baumwollhemd. Darüber hatten sie eine Fustanella geworfen, ein plissierter weißer Männerock, der von einer breiten roten Schärpe gehalten und zu wollenen Kniehosen getragen wurde. Weiterhin hatten sie mit Bändern versehene Strümpfe an und seltsam aussehende Schuhe. Auf ihren Köpfen thronten schlichte runde Kappen aus rotem Filz.
Sophia hatte für sich eine andere Strategie gewählt und auf das traditionelle Gewand ihrer Heimat verzichtet. Um die Großzügigkeit ihrer Gäste anzuregen, hatte sich diese Verführerin in eine veränderte Version antiker Mode gehüllt.
Obwohl Gabriel und die übrigen Soldaten schon im Vorhinein über die Gäste spotteten, die in einer Toga zum Fest kommen würden - zum Glück hatten sie sich in dieser Beziehung getäuscht, denn formelle Abendkleidung war verbreitet -, hatte es ihnen allen die Sprache verschlagen, als sie Sophia an diesem Abend zum ersten Mal sahen. Sie war ganz in durchscheinende weiße Seide gehüllt, sie sah aus wie eine zum Leben erweckte Aphrodite. Ein Lorbeer-kranz krönte ihr Haupt, ein goldener Reif ihren Oberarm. An den Füßen trug sie Sandalen.
Sie musste frieren.
Er konnte es nicht fassen, dass sie sich so gekleidet hatte. Aber mit diesem gewagten Aufzug hatte sie eine Sensation bewirkt, und das war, wie er vermutete, genau das, was die hinreißende junge Prinzessin erreichen wollte.
Er wusste nur, dass ihm die glühenden Blicke der viel zu vielen männlichen Gäste nicht gefielen. Gleichzeitig schalt er sich selbst wegen seiner Eifersucht und der sinnlosen Besitzansprüche. Sie gehörte nicht ihm. Sie würde niemals ihm gehören, wie sehr sein Herz auch dagegen protestieren mochte.
Vielleicht könnte ich wenigstens mit ihr tanzen, überlegte er und dachte zurück an ihren Versuch, ihm das Versprechen für einen Walzer zu entlocken, als er ihr den Fluchtweg durch den Weinkeller gezeigt hatte.
Er hatte abgelehnt, weil er im Dienst sein würde. Aber musste er wirklich so förmlich sein? Die Distanz, die zwischen sie getreten war, seit er seine Besorgnis über einen möglichen Verräter geäußert hatte, veranlasste ihn jetzt dazu,
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