Im Schloss der Leidenschaft
getrieben zu haben, das ist zu viel. Das werde ich dir nie verzeihen. Du widerst mich an“, rief er wütend und umklammerte Emilys Arme noch fester. „Robyn hat sich genauso viele Sorgen wie ich gemacht, als du verschwunden bist.“
„Natürlich hat sie das“, murmelte Emily sarkastisch. „Luc, meine Arme. Du tust mir weh.“ Zu ihrer Erleichterung ließ er sie sofort los, und sie sank auf das Bett, weil ihre Beine wie verrückt zitterten.
„Warum sollte sie so etwas tun?“, griff er sie an. „Sie wusste ganz genau, wie sehr ich mich danach gesehnt habe, mein Kind zu sehen. Warum sollte sie es von mir fernhalten?“
„Weil sie dich für sich selbst wollte“, antwortete Emily erschöpft, „und das tut sie immer noch. Wahrscheinlich hat sie befürchtet, du könntest unserer Beziehung eine zweite Chance geben, wenn du Jean-Claude erst einmal gesehen hättest. Dabei hätte sie sich die Mühe sparen können“, schloss sie bitter. „Es wäre einfacher, die Titanic zu bergen, als unsere Ehe wieder zu beleben.“
„Ich glaube dir nicht“, widersprach Luc, doch diesmalschwang ein Hauch Unsicherheit in seiner Stimme, und seine Hand zitterte leicht, als er sich mit ihr durchs Haar fuhr.
„Dann frag sie doch“, forderte Emily ihn heraus. „Ich schwöre dir, dass ich die Wahrheit sage.“
6. KAPITEL
Kontrollfreak!
Als Luc in sein Arbeitszimmer stürmte und sich dort ein Glas Cognac einschenkte, ging ihm dieser Vorwurf nicht aus dem Kopf. War Emily in London wirklich so unglücklich gewesen, wie sie heute Abend behauptet hatte? Abgesehen von den endlos langen Dinnerpartys, die Robyn so gern organisierte, hatten sie damals wirklich nicht viel Zeit miteinander verbracht, weil in der Firma alles so unglaublich stressig und angespannt gewesen war.
Wie, in aller Welt, hatte alles nur so schiefgehen können, fragte er sich, während er seinen Drink hinunterkippte und sich gleich einen neuen eingoss. Natürlich irritierte ihn Emilys unverständliche Eifersucht auf Robyn, heute wie damals. Aber er hatte gehofft, mit der verspäteten Hochzeitsreise ihre Probleme zu lösen und das Glück wiederzufinden, das sie in den ersten Tagen ihrer Ehe genossen hatten. Stattdessen geriet alles zu einem einzigen Desaster.
Selbst jetzt noch verfolgte ihn manchmal ihr wachsbleiches Gesicht, als sie vor seinen Füßen zusammengebrochen war. Dass sie schwanger war, hatte ihn nicht wütend gemacht, sondern zu Tode geängstigt, weil er befürchtete, sie zu verlieren. Selbst nachdem die erstenMonate der Schwangerschaft reibungslos verlaufen waren, konnte er sich nicht entspannen, und als der Geburtstermin unaufhaltsam näher rückte, distanzierte er sich körperlich wie emotional von ihr, diese Überlebensstrategie praktizierte er seit seiner frühesten Kindheit.
Natürlich konnte Emily nichts für die Schäden, die er als Kind erlitten hatte, zumal er ihr seine Ängste niemals anvertraut hatte. Natürlich war es sein Fehler, dass er sie im Stich gelassen hatte, und zu allem Überfluss verhielt er sich nun auch noch wie sein Vater. Auf keinen Fall konnte er sie in seinem Château gefangen halten. Emily war jung, voller Energie und wollte ihr Leben ausschöpfen. Doch die Erkenntnis, dass sie es nicht mit ihm verbringen wollte, schmerzte ungeheuer – fast so sehr wie ihr Vorwurf, er hätte sie und Jean-Claude kurz nach dessen Geburt zurückgewiesen.
Alles Lüge, entschied er erschöpft, weil die Alternative – dass die Frau, der er sich all die Jahre anvertraut hatte, ihn bewusst betrogen hatte – ihm unvorstellbar vorkam. Doch in seinem Herzen wusste er genau, wo seine Loyalität lag.
Nachdem Luc aus dem Zimmer gestürmt war, betrachtete Emily ihren schlafenden Sohn. Der arme, unschuldige kleine Jean-Claude, dachte sie traurig – hin und her gerissen zwischen den beiden Menschen, die ihn am meisten liebten. Denn Luc liebte seinen Sohn, daran bestand für sie kein Zweifel. Das hatte sie mit eigenen Augen gesehen.
War es möglich, dass Robyn vor einem Jahr gelogen hatte, als sie behauptete, Luc wolle weder von seiner Frau noch von seinem Sohn etwas wissen? Mit einem Seufzen wandte Emily sich ab. Ihre Kopfschmerzen, die schon beim Dinner eingesetzt hatten, quälten sie immerstärker. Normalerweise nahm sie keine Tabletten, aber an diesem Abend musste sie auch den Schmerz in ihrem Herzen betäuben. Im Badezimmer hatte sie ein Apothekenschränkchen gesehen. Rasch ging sie hinüber und suchte nach Aspirin, schluckte zwei Tabletten,
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