Im Schloss der Leidenschaft
bräuchten.“
„Manchmal habe ich den Eindruck, du lebst noch im vorigen Jahrhundert“, stöhnte Emily. „Es geht nicht um Geld. Ich habe endlich etwas gefunden, in dem ich gut bin, nachdem ich ein ganzes Leben lang nur die untalentierte Tochter und unpassende Ehefrau war. Diese Chance will ich nutzen, um der Welt meinen Stempel aufzudrücken. Gut, es wird nur ein ganz kleiner Stempelsein, das weiß ich – aber wenn Jean-Claude älter ist, will ich, dass er stolz auf mich ist.“
„Und du glaubst, das passiert, indem du dich nur noch deiner Karriere widmest?“
„Natürlich nicht, er steht an erster Stelle“, widersprach sie, erkannte aber an seinem Gesichtsausdruck, dass ihre Unterhaltung nirgendwohin führte. „Ich hätte mir allerdings denken können, dass du dagegen bist. Du wolltest nie, dass ich arbeite oder Leute in meinem Alter treffe. Laura meinte, du seiest ein Kontrollfreak“, erklärte sie bitter, wozu er nur die Augenbrauen hob.
„Dieselbe Laura, die dir geraten hat, dich in Spanien zu verstecken, vermute ich. Erinnere mich bitte daran, dass ich mich bei ihr bedanke, wenn ich sie sehe“, meinte er sarkastisch. „Hoffentlich versucht sie sich nie als Paartherapeutin.“
„Die ganze Diskussion ist ohnehin sinnlos“, seufzte Emily müde. Dies war der längste Tag ihres Lebens, und sie wollte einfach nur noch ins Bett – allein.
Aufgebracht fuhr Luc sich mit der Hand durchs Haar und wanderte unruhig durch den Raum. Sein etwas zerzauster Anblick machte ihn nur noch attraktiver, dachte Emily.
„Ich gebe ja zu, dass ich während deiner Schwangerschaft nicht genug für dich da war.“ Ganz offensichtlich fiel ihm dieses Eingeständnis sehr schwer, doch Emily lachte nur bitter.
„Du warst gar nicht da, Punkt. Plötzlich waren all deine Geschäftsinteressen in New York, Rom und jedem anderen Ort dieser Welt wichtiger als ich.“
„Es gab Gründe … Damals dachte ich, die Welt steht kopf“, verteidigte er sich. „Es gab Probleme in der Firma, der Verdacht auf Industriespionage auf Führungsebene, so dass ich kaum etwas delegieren konnte. DasTiming hätte nicht schlechter sein können“, erklärte er eindringlich. „Und die ganze Zeit habe ich mir Sorgen um dich gemacht. Du warst noch so jung und so geschwächt durch die ständige Übelkeit. Manchmal habe ich dich angesehen und solche Schuldgefühle bekommen. Ich hätte dich niemals heiraten sollen, sondern dir deine Unschuld lassen sollen“, schloss er.
Für einen Moment glaubte Emily, dass ihr Herz brach, so heftig loderte der Schmerz in ihr. Endlich gab Luc zu, dass er ihre Ehe als Fehler betrachtete. „Ja, Pech für uns beide, dass du es nicht getan hast, aber selbst wenn wir beide unsere Ehe bereuen, im Gegensatz zu dir habe ich es nicht eine Sekunde bereut, Jean-Claude zu bekommen. Du kannst also nicht mir die Schuld dafür geben, dass ich geglaubt habe, du willst ihn nicht.“
Luc sah ihr tief in die Augen. „Wann hast du mir jemals eine Chance gegeben, dir das Gegenteil zu beweisen?“
„An dem Tag, an dem ich ihn vorbeigebracht habe, damit du ihn siehst.“
Nach diesem Satz verengten sich seine Augen, und die Spannung, die von ihm ausging, war beinahe greifbar. „Du lügst!“
„Warum sollte ich?“, erwiderte sie. „Es war Dezember, bitterkalt und Jean-Claude etwa sechs Wochen alt. Ich brauchte etwas länger, um mich von der Geburt zu erholen“, erklärte sie unsicher, da sein Schweigen Bände sprach. „Ich fuhr zum Penthouse. Ich dachte, selbst wenn du nicht da sein solltest, könnte ich Jean-Claude deiner Haushälterin Mrs. Patterson zeigen, aber es war Robyn, die mir die Tür öffnete.“
Als sie sich an den unverkennbaren Triumph in der Stimme erinnerte, mit dem Robyn ihr erklärte, Luc wäre zu beschäftigt, um sie zu sehen, und zwar auf unabsehbareZeit, stockte Emily. Groß und elegant hatte Robyn in der Tür gestanden und den Eingang zu Emilys einstigem Zuhause blockiert, obwohl es draußen eiskalt war und Emily ein Neugeborenes auf dem Arm trug.
„Sie hat mir das mitgeteilt, was du gerade zugegeben hast – dass du unsere Ehe für einen Fehler hältst und kein Interesse daran hast, dir ein Kind aufzubürden.“
Wie ein Wirbelwind stürmte Luc auf sie zu und packte sie so fest an den Armen, dass es wehtat. „Das kann nicht stimmen! Ich dachte, dass mich nichts mehr schockieren kann, was dich angeht, aber dass du so tief sinkst und meine Schwägerin bezichtigst, wissentlich einen Keil zwischen uns
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