Im Schloss der Leidenschaft
entfernte ihr Make-up und löste den Knoten in ihrem Haar, bevor sie wieder den Rückzug antrat. Der Raum auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges, in den Simone ihre Kleider gebracht hatte, war zwar kleiner als Lucs Schlafzimmer, aber sehr hübsch. Doch sie bezweifelte, dass sie überhaupt lange genug wach bleiben würde, um die Einrichtung zu bewundern. Müde drückte sie den Lichtschalter, doch der Raum blieb in Dunkelheit gehüllt, abgesehen von einem Strahl silbernen Mondlichts, der durch die Vorhänge fiel. Sie fluchte leise, als sie sich die Zehen stieß, ließ sich davon jedoch nicht entmutigen. Nachdem sie die Tür von innen geschlossen hatte, schob sie mühsam eine schwere Kommode davor. Zweifellos ging Luc davon aus, dass seine unterwürfige Frau bei ihm schlafen würde, aber wenn er glaubte, dass er zwischen ihr und seiner Geliebten hin und her pendeln konnte, würde er sich auf eine gehörige Überraschung gefasst machen müssen.
„Es ist ja in Ordnung, chérie, ich bin dein williger Gefangener. Du musst mich nicht einschließen!“
Vor Schreck stieß sie einen lauten Schrei aus. Ihr Herz hämmerte wie verrückt, als sie die große bedrohliche Gestalt sah, die am Türrahmen zum angrenzenden Badezimmer lehnte. „Wie bist du hier hereingekommen?“, fragte sie wütend, als ihr klar wurde, dass er sie beobachtet hatte, als sie die schwere Kommode vor die Tür schob.
Anstatt zu antworten, schlenderte er durch den Raum, knipste die Nachttischlampe an, die das Zimmer in einsanftes Licht tauchte, lächelte sie kühl an und hielt die Glühbirne hoch, die er aus der Deckenlampe gedreht hatte. Sein Schweigen machte sie nervös, trotzdem konnte sie den Blick nicht von ihm wenden. Jedes einzelne Nervenende in ihrem Körper vibrierte vor Erwartung, und es gab rein gar nichts, was sie dagegen tun konnte.
„Ich bin sicher, dass du deine Gründe dafür hast, im Dunkeln herumzuschleichen, aber ich bin müde und nicht in der Stimmung für alberne Spielchen“, erklärte sie fest.
„Ich bin nicht derjenige, der alberne Spielchen spielt, und auch nicht derjenige, der sich im falschen Zimmer aufhält. Als meine Frau hast du bestimmte Pflichten zu erfüllen“, erinnerte er sie kühl, wobei die Arroganz seiner Aussage sie auf die Palme brachte.
„Ich gehe in vorzeitigen Ruhestand, aber ich bin sicher, dass du kein Problem damit haben wirst, die Leere in deinem Bett anderweitig zu füllen“, entgegnete sie zynisch. „Und jetzt wäre ich dir wirklich dankbar, wenn du mich allein lässt. Es war ein verdammt langer Tag.“
Wie schaffte sie es nur, so unglaublich zerbrechlich auszusehen, fragte sich Luc. Schon immer hatte ihn diese Verletzlichkeit berührt. Die strahlenden Augen verdunkelten sich zu einem Mitternachtsblau und wirkten viel zu groß für ihr blasses herzförmiges Gesicht. Ihr Haar reichte bis fast an die Taille, seidig und weich lud es geradezu ein, die Hände hineinzutauchen. Sie war seine Frau, verdammt noch mal, und er begehrte sie mit einem sinnlichen Hunger, der an Besessenheit grenzte. Und was tat sie? Sie verbarrikadierte sich gegen ihn.
„Ich bin dein Ehemann – der Mann, dem du versprochen hast, ihn zu lieben, zu ehren und ihm zu gehorchen, wenn ich mich richtig an das alte Gelübde erinnere, aufdem du bestanden hast. Für immer, chérie. Bis dass der Tod uns scheidet. War das nicht das Versprechen, das wir uns gegeben haben?“
„Wir haben uns aber auch versprochen, einander beizustehen, in guten wie in schlechten Tagen, doch du hast dieses Versprechen in der Minute gebrochen, als du von meiner Schwangerschaft erfahren hast“, konterte sie.
„Als ich dir nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt habe?“, murmelte er weich. „Sei versichert, dass ich denselben Fehler nicht noch einmal machen werde, ma petite. Es wird keine getrennten Schlafzimmer geben, und auch sonst nichts, was für Gerüchte unter den Angestellten sorgt. Simone hat ohnehin schon den halben Tag damit verbracht, deine Kleider zwischen den Räumen hin und her zu tragen.“
Bei diesen Worten riss Emily den Kleiderschrank auf und stellte zu ihrer Wut fest, dass er leer war.
„Du bist meine Frau, und du wirst mein Bett teilen“, erklärte er, und die eiserne Entschlossenheit in seinem Blick brachte das Fass zum Überlaufen.
„Na, was für ein Glück für mich“, höhnte sie und versuchte, das Zittern zu verbergen, das sie überfiel, als er die Kommode wieder an ihren Platz schob und auf sie zuging. „Hast du
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