Im Schloss des spanischen Grafen
sodass sie den Beweis seiner Erregung spüren konnte.
Ihr stockte der Atem, erotische Hitze und Empörung vermischten sich und ließen sie erstarren. „Du willst bleiben?“ Wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an ihn, sah schon jetzt Szenen von Leidenschaft und Ekstase vor sich, und Verlangen packte sie mit eisernem Griff.
Mit einem Finger glitt er an ihrem Hals entlang, verharrte an der Stelle, wo ihr Puls wild schlug. „Wenn du es auch möchtest …“
„Nein …“, hauchte sie verzweifelt und fühlte ihre Selbstbeherrschung wie Glas zerspringen. Darunter wurde das Verlangen hörbar, das sie so lange in Schach gehalten hatte.
„Lügnerin“, hielt er ihr leise vor, absolut überzeugt von der Macht, die er über sie hatte.
Obwohl sie am ganzen Körper bebte, machte sie sich frei und wich ihm aus. Denken konnte sie nicht, sie wusste nur, dass sie gegen diese gefährliche Schwäche ankämpfen musste. „Geh endlich.“ Kälte und Leere überfielen sie, sie schlang die Arme um sich.
„Ruf mich an, wenn du zur Vernunft gekommen bist.“ Ungerührt von der Zurückweisung, ließ Alejandro eine seiner Visitenkarten auf dem kleinen Tischchen in der Diele zurück, bevor er zur Tür hinausging.
Jemima blieb allein zurück. In ihr tobte ein Tumult der widersprüchlichsten Gefühle, gemischt mit Bedauern. Sie war wütend auf sich, hatte sie doch Sex in den Weg einer Klärung kommen lassen. Anstatt allein an Alfies Wohlergehen zu denken, hatte sie die Spannung zwischen sich und Alejandro wieder aufleben lassen. Er hatte die Nacht mit ihr verbringen wollen. Für einen Moment, als die Leidenschaft zwischen ihnen wieder aufflammte, war er ebenso verletzlich gewesen wie sie.
Sie hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als sie sich auch schon selbstironisch korrigierte. Nein, Alejandro war keineswegs verletzlich gewesen. Er hätte mit ihr geschlafen, aber weder hätte es ihm etwas bedeutet, noch hätte es irgendetwas geändert. Er glaubte noch immer, sie hätte mit Marco geschlafen, und er hasste sie dafür. Mit der Visitenkarte in der Hand ging sie ins Wohnzimmer. Alejandro hatte wieder die Zügel an sich gerissen, und das gefiel ihr ganz und gar nicht.
Vor drei Jahren jedoch, als sie sich kennengelernt hatten, war es ihr sogar sehr lieb gewesen, dass er die Führung übernommen hatte. Sie hatte sich in seinem männlichen Beschützerinstinkt gesonnt. Damals war sie allerdings auch noch Jungfrau gewesen. Sie hatte Alejandro idealisiert und geglaubt, sie hätten etwas ganz Besonderes zusammen. Sein Ruf als Frauenheld war ihr nicht bewusst gewesen, bis eines der Zimmermädchen im Hotel ihr eine aufgeschlagene Zeitschrift mit den Worten unter die Nase gehalten hatte: „He, ist das nicht der Spanier, mit dem du dich triffst?“
Alejandro hatte ihr von einem ganzseitigen Foto entgegengeblickt, eine blonde Schönheit an seinem Arm. Der dazugehörige Artikel hatte ihn als Herzensbrecher beschrieben, dem immer mehr als nur eine Frau im Schlepptau folgten. Jemima hatte es nicht glauben wollen, auch wenn ihr damals bereits die Anzeichen aufgefallen waren, dass er alles andere als ein verlässlicher fester Freund war. Als sie ihn auf die nicht erfolgten Anrufe und die in letzter Minute abgesagten Treffen ansprach, hatte er ihr unverblümt geantwortet: „Ich bin nicht auf eine ernste Beziehung aus. Ich habe keine Lust, mir Fesseln anlegen zu lassen.“
Nur gut, dass sie damals noch nicht mit ihm ins Bett gegangen war! Verletzt, enttäuscht und wütend über sich selbst, weil sie eine solch alberne Närrin war, hatte Jemima ihren Gefühlen für Alejandro die Zügel angelegt. Also ging sie wieder mit ihrem Freundeskreis aus. Es dauerte nicht lange, bevor sie sich regelmäßig mit einem jungen Mann traf, einem aufstrebenden Steuerberater, dessen Bemühen um sie ihrem angekratzten Stolz außerordentlich guttat.
Als Alejandro herausfand, dass es da einen anderen Mann gab, stritten sie sich ganz fürchterlich. Es wurde überdeutlich, dass er nicht bereit war, sie mit anderen zu teilen, während er scheinbar diese Bereitschaft von ihr erwartete. Sie beendeten die Beziehung und trennten sich, auch wenn Jemima das Herz brach. Ihrer Meinung nach war es besser so.
Kaum einen Monat später jedoch tauchte Alejandro wieder vor ihrer Tür auf und versprach hoch und heilig, sich nicht mehr mit anderen Frauen zu treffen. Jemima war damals überglücklich gewesen. Ihre Beziehung trat in die nächste, sehr viel intensivere Phase
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