Im Schloss des spanischen Grafen
nämlich der Überzeugung, dass du ihm nicht die Gegebenheiten bieten kannst, die er braucht, um aufzublühen. Ich wünschte, ich könnte etwas anderes behaupten, ich habe wirklich keine Lust auf einen Streit um das Sorgerecht. Doch ich sehe keine andere Möglichkeit, will ich die Pflicht gegenüber meinem Sohn nicht vernachlässigen.“
„Wie kannst du es wagen!“, fuhr Jemima hitzig auf. Das Herz hämmerte ihr gegen die Rippen. „Ich habe deinen Sohn allein zur Welt gebracht, ohne jegliche Unterstützung, und seither sorge ich auch allein für ihn. Alfie ist ein glücklicher und ausgeglichener kleiner Junge. Du weißt überhaupt nichts über ihn, doch in der Minute, in der du von seiner Existenz erfährst, gehst du sofort davon aus, ich wäre eine unfähige Mutter.“
„Weiß er überhaupt von seinem Vater in Spanien? Lernt er die spanische Sprache? Kannst du ihm die notwendige Stabilität geben? Du bist nicht sehr verantwortungsbewusst.“
„Woher nimmst du dir das Recht, solche Behauptungen aufzustellen?“ Ungläubig ballte sie die Hände zu Fäusten.
Seine Miene wurde hart. „Man braucht sich nur anzusehen, wie du dich in unserer Ehe verhalten hast, mit deinen Schulden, bei der Affäre mit meinem Bruder …“
„Zum letzten Mal – ich hatte nie eine Affäre mit deinem Bruder!“
„Anstatt Probleme zu lösen, rennst du vor ihnen weg“, urteilte Alejandro ohne das geringste Zögern. „Wie solltest du also einem Kind all das beibringen können, was es für das Leben wissen muss?“
„Ich muss mir das nicht länger von dir anhören. Wir leben getrennt.“ Ihre Stimme drohte zu brechen. „Ich wünsche, dass du gehst.“
Alejandro griff nach seinem Mantel. „Mit dir kann man nicht reden“, stieß er frustriert aus.
„Die Drohung, mir mein Kind wegnehmen zu wollen, nennst du reden?“ Jemimas Stimme wurde schrill vor Fassungslosigkeit. „Welche Reaktion hast du denn erwartet?“
„Eine Drohung kündigt etwas an, das nicht unbedingt passiert“, konterte er ungerührt. „Ich dagegen versichere dir, dass ich um das Sorgerecht für meinen Sohn kämpfen werde.“
In Jemimas Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sollte es zu einem Prozess kommen, so besaß Alejandro die nötigen Mittel, um sich die besten Anwälte zu leisten. Sie dagegen … niemand, der ihre Interessen vertrat, würde mit diesen Leuten mithalten können. Dass sie Alejandro die Existenz seines Sohnes zwei Jahre lang verschwiegen hatte, könnte gegen sie benutzt werden. Und da war ja noch die Tatsache, dass Alfie zum spanischen Adel gehörte und ein riesiger Besitz und ein weltweit erfolgreicher Familienbetrieb auf ihn warteten. Ob ein Richter einen solchen Hintergrund, gepaart mit der Entschlossenheit des Vaters, den Sohn auf diese Verantwortung vorzubereiten, überhaupt ignorieren konnte?
„Das kannst du nicht tun“, protestierte sie. „Ich liebe Alfie, und er liebt mich. Er braucht seine Mutter.“
„Vielleicht bin ich jetzt an der Reihe, dem Kind ein Elternhaus zu bieten“, meinte Alejandro trocken. Er zog die Haustür auf. „Wenn es darum geht, sich einen kleinen Jungen zu teilen, lässt eine Scheidung nicht viele Optionen. Wir beide werden also Kompromisse machen müssen.“
Plötzlich wollte Jemima nicht mehr, dass er ging. Sie drängte sich zwischen ihn und die Tür. Die Augen dunkel vor Emotionen, schaute sie ihn an. „Darüber müssen wir reden. Und zwar jetzt!“
„Madre mía, du änderst deine Meinung schneller als der Blitz“, erwiderte er ironisch.
Sie nahm sich zusammen. „Möglich, dass ich übereilt geurteilt habe. Ich konnte auch nicht ahnen, dass du bereits Pläne für Alfie hast. Außerdem hast du mich wütend gemacht. Wieso hast du mich geküsst?“
Er machte nur einen kleinen Schritt vor, doch jetzt war sie zwischen ihm und der Tür gefangen. „Weil ich es wollte, mi dulzura.“
Er nannte sie seine „Süßigkeit“, und sofort verflüchtigte sich jeder klare Gedanke bei ihr. Hitze floss zäh wie Lava durch ihre Adern, ihre Brustspitzen richteten sich auf, Flammen leckten am geheimsten Kern ihres Wesens. Die Atmosphäre lastete plötzlich schwer und drückend, Jemima konnte das Verlangen nicht eindämmen. Ihr Blick ruhte auf Alejandros sinnlichem Mund, sie meinte, den Geschmack auf ihren Lippen schmecken zu können. Langsam legte sie den Kopf in den Nacken und traf auf seinen glühenden Blick.
„Sag mir, dass ich über Nacht bleiben soll“, murmelte er heiser und drängte sich an sie,
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