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Im Schloss des spanischen Grafen

Im Schloss des spanischen Grafen

Titel: Im Schloss des spanischen Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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weil er jetzt einen Vater hat. Aber das Konzept als solches versteht er nicht wirklich. Er weiß nicht, was ein Vater so alles tut.“
    Jemima hatte die Worte kaum ausgesprochen, als Alejandro ihr und Alfie auch schon zeigte, wozu ein Vater gut war. Er griff ein, als ein größerer Junge sich auf der Leiter vor Alfie drängeln wollte und der Kleinere fast gefallen wäre. Jemima sah zu, wie er ihren Sohn erst stützte und dann begeistert applaudierte, als Alfie rasant die Rutsche herabglitt und Alejandro von dort unten fröhlich angrinste.
    Jemima verharrte einen Moment lang nachdenklich. Vater und Sohn glichen sich wie ein Ei dem anderen, mit dem dunklen Haar und den dunklen Augen, sogar das strahlende Lächeln war das gleiche. Alfie rief ihr zu, mit zu den Schaukeln zu kommen, mit angespannter Miene setzte sie sich in Bewegung. Sie und Alejandro konnten kein normales Gespräch miteinander führen, aber sie hatten ein gemeinsames Kind – ein verstörender Gedanke.
    Sie stieß Alfie auf der Schaukel an, und der Kleine wollte sich beweisen und führte seine Kunststückchen vor. Als er jedoch von der noch immer schwingenden Schaukel absprang, fiel er hin und begann zu weinen.
    Alejandro war sofort bei ihm und stellte ihn wieder auf die Füße, ging vor ihm in die Hocke, um ihm die Tränen abzuwischen, und führte ihn dann direkt weiter zum nächsten Spielgerät, um ihn abzulenken. Jemima hätte nicht damit gerechnet, dass Alejandro so erfahren im Umgang mit Kindern war. Alles in ihr verspannte sich, als sie zusah, wie ihr Sohn Alejandro die Arme um den Hals schlang und ihn mit jener Herzlichkeit fest drückte, die bei Alfie so natürlich war. Und sie konnte die Veränderungen in Alejandros Miene mitverfolgen: die plötzlich aufschimmernde Wärme in seinen Augen, das Zucken eines Wangenmuskels – ein Zeichen, wie sehr er damit zu kämpfen hatte, seine Emotionen im Zaum zu halten –, und wie er sich wieder aufrichtete und den Jungen schwungvoll gleich mit hochhob.
    Sobald Alfie wieder auf dem Boden stand, rannte er zu seiner Mutter und fasste überschäumend nach ihrer Hand. „Jetzt die Enten!“ Er drehte den Kopf und rief: „Papá, Papá, die Enten“, als hätte er Alejandro schon immer so gerufen.
    „Wir müssen die Enten füttern gehen“, erklärte Jemima ausführlicher.
    Alfie stürmte über den Parkweg Richtung See voran, während Jemima und Alejandro folgten.
    „Er ist ein fabelhafter kleiner Junge“, hob Alejandro mit belegter Stimme unvermittelt an. „Das hast du gut gemacht. Nur ein glückliches und ausgeglichenes Kind kann einen Fremden so leicht akzeptieren.“
    „Danke.“ Das Lob tat ihr gut. Jetzt entspannter, lehnte Jemima sich an einen Baum und sah den beiden zu, wie sie die Enten fütterten. Alfie plapperte aufgeregt über die Wasservögel, und Alejandro erzählte ihm von dem See im Schlosspark des Castillo del Halcón und den Enten, die dort lebten.
    „Die Agentur hat sich gestern gemeldet“, sagte sie. „Mitte nächster Woche wollen sie mir mehrere Bewerbungen mit Lebenslauf zuschicken.“
    „Estupendo! Großartig.“
    Sein Blick lag herausfordernd auf ihr, und ihre Wangen begannen zu brennen. Jemima hatte das Gefühl, kaum noch atmen zu können. Sie merkte, wie ihre Brustspitzen sich unter dem Pullover aufrichteten, unwillkürlich presste sie die Schenkel zusammen, um den heißen Fluss in ihrem Unterleib aufzuhalten.
    „Sag mir …“ Die Hand neben ihrem Gesicht an den Baum gestützt, stand Alejandro vor ihr und schoss seine Frage ohne Vorwarnung auf sie ab. „… was hast du von Marco bekommen, was ich dir nicht hätte geben können?“
    Jemima zuckte zusammen, als hätte er ein Messer in ihr Herz gejagt. Sie duckte sich unter seinem Arm weg und wich ein paar Schritte zurück.
    „Ich will es wissen“, setzte er harsch hinzu. So schön und so verschlagen, dachte er düster. Eine Tatsache, die er nie vergessen durfte.
    Emotionen ließen ihre blauen Augen dunkler werden, frustriert gestikulierte Jemima mit den Händen. „Er hat mit mir geredet, er hat etwas mit mir unternommen und mich seinen Freunden vorgestellt. Er interessierte sich für meine Meinung, und er verbrachte gern Zeit mit mir. Das ist mehr, als du je für mich getan hast!“
    Bei ihrer Auflistung der positiven Eigenschaften seines Bruders bedachte Alejandro sie mit einem verächtlichen Blick. „Dir ist doch klar, dass er dich nur benutzt hat, um mir eins auszuwischen. Er ist ein Hasardeur. Aber das hast du

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