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Im Schloss des spanischen Grafen

Im Schloss des spanischen Grafen

Titel: Im Schloss des spanischen Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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sein.“
    Nicht zum ersten Mal empfand Jemima so etwas wie Mitleid für Beatriz. Sie war fünfunddreißig, aber Doña Hortencia hatte es geschafft, aus ihrer gehorsamen Tochter eine alte Frau zu machen, die ein völlig abgeschiedenes Leben führte, denn Doña Hortencia war kein Mann als Schwiegersohn gut genug gewesen.
    Placida kam hinzu, um sich vorzustellen. Man plauderte eine Weile, dann ließ Jemima Alfie in der Obhut der beiden Frauen zurück und überquerte den Korridor zu der Suite, die sie vor der Schwangerschaft zusammen mit Alejandro bewohnt hatte.
    Sie erkannte die Turmräume nicht wieder. Neue Möbel standen hier, und die düsteren Tapeten, die Jemima so verabscheut hatte, waren einem Anstrich in hellen Pastellfarben gewichen. Ein Hausmädchen packte bereits Jemimas Koffer aus und hängte die Sachen ordentlich in das Ankleidezimmer.
    Ein verstörendes Déjà-vu … Schon als Alejandro nicht am Flughafen erschienen war, hatte sich in Jemima der Verdacht geregt, dass sich nichts an ihrer Ehe ändern würde. Und wie immer hatte Alejandro sich über alles und jeden hinweggesetzt und die alleinige Kontrolle übernommen. Er hatte Placida eingestellt, ohne Rücksprache mit Jemima zu halten. Es gefiel ihr überhaupt nicht, dass sie in seinen Augen anscheinend überflüssig im Leben ihres Kindes war.
    Sobald das Mädchen mit seiner Arbeit fertig war und die Suite verließ, beschloss Jemima, erst einmal zu duschen. Als sie im Ankleidezimmer nach frischer Wäsche suchte, entfuhr ihr ein überraschter Laut.
    Die Schränke hingen voll mit Kleidern, in den Schubladen lagen die feinsten Dessous – und alles in ihrer Größe! Ihre mitgebrachten Sachen wirkten im Vergleich regelrecht schäbig. Offenbar hatte Alejandro eine komplett neue Garderobe für sie geordert. Solche Großzügigkeit war typisch für ihn, dennoch fühlte Jemima sich nicht wohl bei dem Gedanken. Vermutlich traute er ihr nicht zu, sich entsprechend zu kleiden, und wollte sich mit ihr nicht blamieren.
    Aber die Vorstellung, die verächtlichen Blicke ihrer Schwiegermutter beim Dinner ertragen zu müssen, war auch nicht angenehm, und so erlag Jemima nach der Dusche der Versuchung und suchte ein elegantes saphirblaues Kleid heraus. Sie schlüpfte in die passenden Sandaletten und eilte dann, um nach Alfie zu sehen.
    Der Junge planschte glücklich in der Kinderbadewanne, Placida passte auf ihn auf. Jemimas Spanisch war ein wenig eingerostet, aber es reichte aus, um von Placida zu erfahren, dass Alfie bereits zu Abend gegessen hatte. So kehrte Jemima ins Schlafzimmer zurück.
    Während sie versuchte, ihre widerspenstigen Locken zu einer eleganten Frisur zu bändigen, ging die Tür auf und Alejandro trat sein. Sein sonst immer so makelloses Erscheinungsbild hatte eindeutig gelitten. Die Krawatte trug er in der Hand, sein Maßanzug wirkte im Licht der untergehenden Sonne verknittert, auf seinen Wangen stand ein dunkler Bartschatten. Dennoch sah er unglaublich männlich und sexy aus. Und wütend stellte Jemima fest, dass ihr verräterischer Körper bereits reagierte, auch wenn ihr Stolz eine solch erdverbundene Reaktion streng tadelte.
    „Ich habe Maria Bescheid gesagt, dass wir heute allein in unseren Räumen essen. Ich brauche nur zehn Minuten, um mich zu duschen“, meinte Alejandro lässig, doch der Blick, mit dem er sie von Kopf bis Fuß musterte, war alles andere als das. Es wunderte Jemima, dass sie nicht in Flammen aufging.
    „Woher nimmst du dir das Recht, mich so anzusehen?“, schleuderte sie ihm entgegen. Seine Vertraulichkeit und sein Plan für ein intimes Dinner zu zweit hatten ihre Wut angefacht. Es würde sehr viel mehr nötig sein, bevor sie sich zur Rolle der willigen Ehefrau bereit erklärte.
    Er schüttelte das Jackett von den Schultern und knöpfte sich das Hemd auf. „Du bist eben ein Anblick, der sich nicht ignorieren lässt“, neckte er sie.
    Jemimas Selbstbeherrschung hing an einem seidenen Faden. Ihr war klar, wie unsinnig es war, sich erst darüber zu beschweren, dass ein Mann Distanz hielt, und sich dann aufzuregen, dass er nicht distanziert genug war. Frustriert drehte sie sich wieder zum Spiegel um. Die Genugtuung, ihre Enttäuschung zu sehen, weil er nicht am Flughafen aufgetaucht war, wollte sie ihm nicht geben. Sie war auch enttäuscht gewesen, dass er nicht einmal angerufen hatte, um sich wenigstens zu entschuldigen. Aber das kannte sie ja noch von früher – er hatte selten Rücksicht auf ihre Gefühle genommen. Am

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