Im Schloss des spanischen Grafen
angesprochen hatte, war sein Blick plötzlich leer geworden, und er hatte sich beeilt, unter irgendeinem Vorwand so schnell wie möglich davonzukommen.
Sie steckte gerade ein prächtiges Bouquet in die Vase, um dem Raum ein wenig von der herrschaftlichen Atmosphäre zu verleihen, die die Vasquez als so selbstverständlich ansahen, als sie hinter sich Maria mit jemandem reden hörte.
„Jemima …“
Mit weit aufgerissenen Augen schwang sie herum. In der Tür stand ein Mann, der eine jüngere Version seines älteren Bruders war, wenn auch nicht ganz so groß und breitschultrig wie Alejandro. Wie immer jedoch war er makellos gekleidet und wirkte, als wäre er soeben einem Männermagazin entstiegen. „Marco?“, entfuhr es ihr überrascht. Dann, fester: „Ich möchte nichts mit dir zu tun haben.“
„Das ist aber nicht sehr nett, oder?“, kam es vorwurfsvoll von Marco zurück. „Schließlich sind wir eine Familie.“
8. KAPITEL
Jemima bat Maria, sie allein zu lassen. Sobald sich die Tür hinter der Haushälterin geschlossen hatte, lehnte sie sich mit dem Rücken dagegen und sah mit feindselig funkelnden Augen zu Marco. „Du hast wirklich Nerven! Wie kannst du dich in meine Nähe wagen?“
Marco runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht … Wieso bist du wütend auf mich?“
Da tat Alejandros Bruder doch tatsächlich so, als wüsste er von nichts! Fast wäre Jemima ihm an die Gurgel gegangen! „Stell dich nicht dumm. Du weißt genau, warum ich wütend auf dich bin. Wie konntest du Alejandro in dem Glauben lassen, wir hätten eine Affäre gehabt?“
„Du warst doch schon abgereist. Eure Ehe war am Ende. Was macht es schon für einen Unterschied, was er geglaubt hat?“
Er gab also weiter vor, nicht die geringste Ahnung zu haben, worüber sie sich aufregte. „Empfindest du nicht einmal genügend Zuneigung für deinen Bruder, dass dir gleich ist, was er über uns denkt?“, fauchte sie ihn an.
Marco holte tief Luft. „Also gut, ich will offen zu dir sein. Mir war gleich, was irgendjemand dachte, solange es mir den passenden Vorwand lieferte, um von hier wegzukommen und nach New York zu gehen. Dario und ich wollten in Ruhe unser Leben führen. Und da ich wirklich glaubte, zwischen dir und Alejandro sei es aus, war ich der Ansicht, dass es keine Bedeutung hat.“
„So unschuldig bist du nicht.“ Jemimas Beherrschung ließ rasant nach. Erstens zeigte Marco nicht die geringste Reue, und zweitens bewies er mit seinen Worten auch noch, dass es ihm nur um die eigene Beziehung gegangen war. „Du hättest auch mit Dario nach New York gehen können, ohne deinen Bruder mit dieser schmutzigen Lüge zu erniedrigen!“
Hochmütig zog er eine Augenbraue in die Höhe. „Ich habe nicht gelogen. Das war gar nicht nötig. Alejandro war absolut überzeugt von unserer Affäre. Ich habe es lediglich nicht bestritten. Wenn er etwas so Lächerliches unbedingt glauben will … dann ist das seine Sache, das hat nichts mit mir zu tun.“
„Und ob es mit dir zu tun hat!“, brauste Jemima auf. „Dir war gleich, wer dadurch verletzt wird. Du hast unsere Freundschaft als Vorwand benutzt …“
„Deine Ehe war am Ende“, erinnerte er sie erneut. „Ich wusste ja nicht, dass deine Schwangerschaft noch immer bestand. Hätte ich das gewusst, hätte das natürlich einen großen Unterschied gemacht.“
„Nun, jetzt weißt du es, und ich bin wieder mit Alejandro zusammen. Wir wollen versuchen, unsere Ehe zu retten. Nur ist das alles andere als einfach, wenn er noch immer glaubt, wir beide hätten miteinander geschlafen.“
„Mein Bruder hat es immer viel zu leicht im Leben gehabt, ihm ist alles in den Schoß gefallen – in der Schule, beim Geschäft und mit den Frauen“, zählte Marco verbittert auf. „Wenn er ein bisschen wegen dir und eurer Ehe gelitten hat … konnte das nur gut für seinen Charakter sein.“
Jemima musste sich eisern zusammennehmen, um bei dieser Bemerkung nicht zu explodieren. Sie hatte gut Lust, Marco genau wissen zu lassen, was sie von ihm hielt. Kaum zu fassen, dass ihr nie aufgefallen war, wie sehr Marco den älteren Bruder beneidete. Hätte sie auch nur geahnt, welche Verbitterung in Marcos Herzen lag, hätte sie sich ihm niemals so offen anvertraut. „Du musst Alejandro die Wahrheit sagen.“
Marco schüttelte prompt den Kopf. „Auf gar keinen Fall.“
„Nun, wenn du das so siehst …“ Wütend blinzelte sie ihn an. „Aber du kannst dann nicht von mir erwarten, dass ich weiterhin
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