Im Schloss des spanischen Grafen
zusammen. Den Blazer trug sie offen, sodass die Kurven ihres grazilen Körpers für jedermann zu erkennen waren.
Dann fiel Jemimas Blick auf Alejandro, und ihre Augen strahlten, als sie ihn anlächelte. Er sah so faszinierend gut aus! Aber die Anspannung war ihm anzusehen, Jemima nahm an, dass es ein anstrengender Tag gewesen sein musste.
„Bist du zu beschäftigt? Störe ich?“, fragte sie.
„Ich bezweifle, dass es auch nur einen Mann in diesem Gebäude gibt, der für dich zu beschäftigt wäre.“ Seine Mitarbeiter nickten ihm zu und gingen wieder an ihre Arbeit zurück. „Du siehst hinreißend aus in diesem Kostüm.“ Alejandro legte eine Hand an ihren Rücken und führte sie zum Aufzug.
Alarmiert fiel Jemima auf, dass sein Lächeln seine Augen nicht erreichte. „Bist du für heute überhaupt schon fertig?“ Sie musste das drückende Schweigen einfach brechen. „Ich meine, ich wollte nicht einfach auftauchen und dich vor vollendete Tatsachen stellen, wenn du noch …“
„Doch, für heute ist alles erledigt.“ Die Aufzugskabine kam in der Tiefgarage an. „Ich wollte sowieso gehen und hatte bereits dem Chauffeur Bescheid gegeben. Steht dein Wagen hier unten geparkt?“
„Ja.“
„Was führt dich nach Sevilla?“, fragte er, als die Limousine vorfuhr und sie einstiegen.
Jemima lief rot an. „Ich … ich wollte dich sehen.“
Er hob nur ironisch eine fragende Augenbraue.
„Es stimmt!“, bekräftigte sie, frustriert, weil er ihr offensichtlich nicht glaubte.
„Hast du mir vielleicht etwas zu sagen?“
Der seltsame Ton, in dem Alejandro diese Frage stellte, wühlte sie auf. Unruhig setzte sie sich um. „Nein. Was sollte ich dir denn zu sagen haben?“
„Darauf kennst nur du die Antwort“, meinte er eisig.
Alejandro wählte immer Umwege, sie dagegen war viel direkter. „Ich mag keine Fangfragen. Sag einfach, was nicht stimmt.“
Die Züge hart und reglos, sah er schweigend nach vorn.
„Na, die Lektion habe ich auf jeden Fall gelernt. Das war das erste und letzte Mal, dass ich unangemeldet zu dir ins Büro komme. Du tust ja gerade so, als hätte ich die Cholera.“ Ihr schnippischer Kommentar sollte überspielen, wie weh seine abweisende Kälte ihr tat.
„Was erwartest du jetzt eigentlich von mir?“ Sobald die Limousine sie beide vor der Altstadt mit den engen Gassen und den hochherrschaftlichen Häusern aus dem achtzehnten Jahrhundert abgesetzt hatte, damit sie das letzte Stück zu der Wohnung laufen konnten, ließ Alejandro seiner Wut freien Lauf. „Du bist eine Lügnerin! Ich kann nicht mit einer Frau verheiratet bleiben, der ich nicht trauen kann, sobald ich sie aus den Augen lasse.“
Seine Anschuldigungen fegten über sie hinweg wie eine Feuersbrunst. Sie war eine Lügnerin? Er konnte ihr nicht vertrauen? Völlig unter Schock trat sie mit ihm in die altmodische schmiedeeiserne Aufzugskabine. Jetzt wollte er die Ehe beenden? Es gab nur eine einzige Erklärung für sein Verhalten …
„Du weißt, dass ich mit Marco geredet habe. Woher?“
„Als ich anrief, um mit dir zu sprechen, sagte Maria, dass er gerade bei dir sei.“
Alejandro schloss die Tür auf und ging ihr voraus in das kühle Wohnzimmer. Die Wedel der Palmen draußen im Hof warfen tanzende Schatten auf die Wände des riesigen Raumes. Jemima erkannte die Wohnung nicht wieder. Die vormals drückenden dunklen Farben waren sämtlich verschwunden und hatten einer hellen Atmosphäre und klaren Linien Platz gemacht. Die Wohnung strahlte eine ungewohnte Wärme aus, die nicht über das erdrückende Schweigen hinwegtäuschen konnte.
„Marco kam ins Schloss“, hob Jemima stockend an. „Vermutlich, weil er angerufen und mir eine SMS geschickt, ich aber nicht darauf reagiert hatte.“
Unbeeindruckt von ihrer Erklärung, verzog Alejandro nur verächtlich den Mund. „Natürlich hast du es auch nicht für nötig gehalten, mir das zu sagen.“
„Ich wollte doch nur nicht, dass eine dumme kleine SMS und ein nicht beantworteter Anruf noch mehr Probleme zwischen uns schaffen“, sagte sie kleinlaut.
Alejandros funkelnder Blick wollte sie durchbohren, seine Züge wirkten wie aus Stein gemeißelt. „Ohne Vertrauen kann ich nicht mit dir leben.“ Seine drohend geflüsterten Worte jagten ihr eine Gänsehaut über den Rücken. „Ich dachte, wir kämen endlich weiter. Doch dann muss ich erfahren, dass du dich mit Marco getroffen hast – trotz deines Versprechens, es nicht zu tun.“
Jemima bebte am ganzen Körper,
Weitere Kostenlose Bücher