Im Schloss des spanischen Grafen
fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken. „Du brauchst mich nicht zu kaufen. Du hast mich doch schon.“
„Wirklich? Das sehe ich nicht als selbstverständlich an. Du magst schöne Dinge. Und ich mag es, sie dir zu schenken. Das war nie anders.“
Verlegen senkte sie ihren Blick. „Ich hatte eine eher trostlose Kindheit. Vermutlich habe ich deshalb noch immer Nachholbedarf.“
„Du hast fast nie über deine Kindheit geredet.“
Jemima verspannte sich, das Lächeln, das sie aufsetzte, wirkte schrecklich gekünstelt. „Da gibt es auch nicht viel zu erzählen. Wir steckten ständig in Geldnöten, und die Ehe meiner Eltern war sicherlich nicht das, was man sich unter einer glücklichen Ehe vorstellt.“
„Hattest du mir nicht einmal erzählt, dass deine Mutter bei einem Autounfall tödlich verunglückt ist?“
„Ja, das war damals eine schreckliche Zeit“, versuchte sie, ihn von dem Thema abzubringen. Jemima wollte nicht gezwungen sein, noch mehr Lügen zu erfinden.
Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, noch immer plagten sie Zweifel und Unsicherheiten über die Zukunft. Ihr Vater hatte in der Woche noch zweimal angerufen. Das eine Mal war sie außer Haus gewesen, und der zweite Anruf, den sie dann angenommen hatte, erwies sich als Wiederholung des allerersten – ein Lamento über seine finanzielle Situation, ein Appell an ihre Großzügigkeit und die Drohung, in Spanien aufzutauchen. Auch wenn sie sich geschworen hatte, sich nicht wieder erpressen zu lassen, so hatte sie sich doch auch ausgerechnet, wie viel Zeit sie sich mit den Ersparnissen auf ihrem Bankkonto erkaufen könnte, in der sie Ruhe vor Stephen Grey hatte.
„Ich habe beschlossen, mich am Wochenende mit Marco zu treffen“, teilte Alejandro ihr mit. „Zwar glaube ich nicht, dass er von allein auf das Thema zu sprechen kommt, aber ich will ihm zumindest die Möglichkeit geben, den ersten Schritt zu tun.“
„Lass ihm noch etwas mehr Zeit“, riet Jemima.
„Das kann ich nicht, tesora mía.“ Schatten verdüsterten sein Gesicht. „Diese Fehde zwischen uns dauert jetzt lange genug, auch wenn ich annehme, dass es Marco eigentlich recht gut in seinen Plan gepasst hat, uns alle auf Abstand zu halten. Übrigens … Beatriz weiß Bescheid.“
„So etwas hatte ich schon vermutet“, gestand sie.
„Sie wusste, dass Dario homosexuell ist, und den Rest konnte sie sich dann zusammenreimen. Aber wie Beatriz nun mal ist, hat sie nie einen Ton gesagt, weil sie niemanden beleidigen oder verletzen wollte. Ich wünschte, sie wäre nicht so taktvoll gewesen.“ Er verzog ironisch den Mund. „Sag, ist es die Vorstellung, dass ich mich mit Marco treffe, die dich so nervös macht?“
Sofort zog ein Schleier über ihre blauen Augen. „Nervös?“
„Die ganze letzte Woche schon habe ich das Gefühl, dass dich irgendetwas beschäftigt. Ich versichere dir, ich habe nicht vor, einen Riesenstreit mit meinem Bruder vom Zaun zu brechen, schon allein um des Familienfriedens willen. Nur weiß ich noch nicht, ob ich ihm vergeben kann, dass er mich absichtlich in dem Irrglauben gelassen hat“, fügte er grimmig hinzu.
Sie waren bereits auf der Rückfahrt zum Schloss, und erstaunt, dass Alejandro ihre Stimmung bemerkt hatte, versuchte Jemima, sich einen gelassenen Anschein zu geben und nickte nur. „Lass die Sache mit Marco gut sein“, bat sie, als der Wagen vor dem Schloss anhielt und sie ausstieg. „Das ist doch alles schon lange vorbei.“
Auf der breiten Außentreppe schlang Alejandro besitzergreifend den Arm um Jemimas Taille und zog sie an sich. Sein herbes Aftershave stieg ihr in die Nase und löste eine Flut sinnlicher Gefühle in ihr aus.
Leider sollte das die einzige Intimität bleiben, denn später im Bett lag Jemima fast einen guten halben Meter von ihm entfernt auf ihrer Seite und fragte sich, warum Alejandro weiterhin Abstand hielt. Natürlich hätte sie auch an ihn heranrutschen können, aber warum noch mehr Probleme schaffen, wenn sie bereits genügend Stress hatte?
Im Großen und Ganzen lief mit ihrer Ehe jetzt alles so weit gut, und Jemima war entschlossen, die Dinge zu akzeptieren, wie sie waren. Nein, sie würde nicht nach möglichen Komplikationen oder Schwierigkeiten suchen, die vielleicht so oder so nur in ihrer Fantasie existierten. Das einzige echte Problem war Stephen Grey. Aber sie beruhigte sich damit, dass ihr Vater, wenn er merkte, dass sie hart blieb, irgendwann aufgeben und sie in Ruhe lassen würde.
Zwar hatte
Weitere Kostenlose Bücher