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Im Schloss des spanischen Grafen

Im Schloss des spanischen Grafen

Titel: Im Schloss des spanischen Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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würdest. Es gefiel mir nicht.“ Er sprach kurz angebunden, völlig nüchtern, so als ginge es um eine Geschäftsangelegenheit. „So war es auch, wenn ich das Schlafzimmer im Schloss betrat.“
    Die Erkenntnis, dass er empfindsamer war, als sie ihm zugestanden hatte, beunruhigte Jemima. Ihre vermeintliche Untreue musste Alejandro zutiefst verletzt haben. Er musste sie nicht lieben, um so zu fühlen. Marco hatte an den Wurzeln von Stolz und Ehrgefühl seines Bruders gerissen, hatte Alejandros Familiensinn und Beschützerinstinkt beleidigt – ein vernichtender Schlag an allen Fronten.
    Später, wieder zurück im Apartment, schlüpfte Jemima im Schlafzimmer allein unter die Bettdecke. Alejandro hatte behauptet, noch Arbeit aufholen zu müssen, bevor sie am nächsten Morgen nach Hause zurückfliegen würden. Arbeit? Oder wollte er nur allein sein? Sie wälzte sich unruhig, sehnte sie sich doch nach ihm. Doch der Stolz verbot ihr, zu ihm zu gehen. Alejandro gestand seine Schwäche nicht ein, warum also sollte sie es tun? Der Liebe nachzugeben war eine Schwäche, wenn der Mann, den man liebte, diese Liebe nicht erwiderte und jeden Beistand nur verächtlich zurückweisen würde.
    Irgendwann musste Jemima eingeschlafen sein, denn als sie aufschreckte, zeigte der Digitalwecker drei Uhr morgens an, und die Bettseite neben ihr war leer.
    Um diese Uhrzeit war ihr Verstand nicht klar genug, um instinktive Impulse zu kontrollieren, und so schlug sie die Bettdecke zurück und ging auf die Suche nach ihrem Ehemann.
    Als sie ihn fand, musste sie feststellen, dass Alejandro sie noch immer überraschen konnte …

9. KAPITEL
    Jemima erkannte einen Betrunkenen, wenn sie einen vor sich hatte. Von Kindheit an hatten sich die typischen Anzeichen in ihr Bewusstsein gebrannt. Damals waren es das Taumeln eines Mannes und die lallend vorgebrachten schrillen Klagen einer Frau gewesen, die sie jedes Mal mit kalter Angst und Unsicherheit erfüllten. Ihr behagte das Gefühl auch nicht, wie Alkohol die Selbstkontrolle beeinträchtigte, deshalb trank sie selbst nur selten und auch nur mäßig und war froh, mit einem Mann verheiratet zu sein, der es ebenso hielt.
    Doch jetzt war es nicht abzustreiten – Alejandro war eindeutig betrunken. Er lag im Salon auf der Couch, barfuß, Hemd und Jeans aufgeknöpft. Die Vorhänge waren nicht geschlossen, silbernes Mondlicht fiel auf seinen gebräunten Oberkörper. Sobald Jemima eintrat, sprang er auf. Er schwankte und musste sich auf das Seitentischchen stützen, um das Gleichgewicht zu halten. Das Haar stand ihm wirr in alle Richtungen, Bartstoppeln ließen sein Gesicht noch dunkler wirken, aus dem sich jetzt glasige Augen auf Jemima richteten.
    „Alejandro?“ Besorgt schaute sie ihn an, sein Name war Frage und Begrüßung zugleich.
    Sie beobachtete ihn, wie er versuchte, sich zusammenzunehmen. „Ich kann jetzt nicht mit dir reden …“
    „Du wirst mit mir reden, ob du es willst oder nicht. Das ist auf jeden Fall besser, als hier allein im Dunkeln zu sitzen und sich zu betrinken!“, entschied sie fest und griff blitzschnell nach der Whiskyflasche, die auf dem Tisch stand, bevor er überhaupt reagieren konnte.
    Für den Bruchteil einer Sekunde flackerte wilde Rage in seinen Zügen auf. Da wollte ihm jemand vorschreiben, was er zu tun und zu lassen hatte! Dann jedoch wurde ihm wohl plötzlich klar, dass er in einem alles andere als repräsentablen Zustand war, und er erstarrte reglos. Offensichtlich war er sich nicht sicher, wie er mit der Situation umgehen sollte.
    „Du hast getrunken. Ich will wissen, warum“, verlangte Jemima von ihm.
    Mit deutlich sichtbarer Anstrengung riss Alejandro sich zusammen. Er holte bebend Luft. „Nicht jetzt …“
    Der Blick aus ihren blauen Augen wurde sanfter. „Ich muss es wissen. Ich muss verstehen, warum“, wiederholte sie ihre Frage milder.
    „Ist das nicht offensichtlich? Ich habe während unserer Ehe alles missverstanden!“ Die Worte kamen geradezu explosionsartig aus ihm heraus, seine eiserne Zurückhaltung bröckelte, jetzt, da sich der erste Riss gezeigt hatte. „Einfach alles!“
    Jemima seufzte. „Das kann passieren. Damit wirst du wohl leben müssen.“
    „Kein Mitleid?“ Er zog die Augenbrauen hoch.
    „Du hast mich durch die Hölle geschickt, du verdienst kein Mitleid“, gab sie unverblümt zurück.
    „Du hast die Macht, mich vor Eifersucht verrückt zu machen. Das konntest du schon immer“, gestand er. „Ich hab dich einmal zusammen mit

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