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Im schoenen Monat Mai

Im schoenen Monat Mai

Titel: Im schoenen Monat Mai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile de Turckheim
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also nimmt er Pistache auf den Arm, um ihn von Njama wegzuholen, und sagt zu ihm, mein kleiner Tatache, merkst du denn nicht, dass Njama ein Kater ist? Pistache sagt nichts dazu, weil er ein Hund ist, aber man sieht es der Trüffel auf seiner Schnauze an, dass er nie wen nach seiner Rasse beurteilt, ob Kater oder nicht ist ihm gleich, wenn er die Gesellschaft angenehm findet, dann reicht ihm das. Sacha Milou holt etwas Gefaltetes aus seiner Tasche.
    »Schau mal, Tatache! Schau doch mal, was dein Herrchen da für ein schönes Schriftstück hat!« Pistache versucht sich aus seinem Arm herauszuwinden, weil ihm das schöne Schriftstück schnurzegal ist. Es ist nur ein Blatt Papier, das man nicht fressen kann, auf dem in fetten Schreibmaschinenlettern draufsteht
Testament von Louis Yoke, geb. in Saint-Benoît-sur-Leuze im letzten Jahrhundert
, und drunter in kleineren, schrägen Buchstaben
Zu Erben habe ich die unten angeführten Personen bestimmt
, dann folgt die Liste mit den fünf Erben, und da steht in der dritten Zeile
Herr Milou vom Blauen Engel
. Später ist dann von mir die Rede.
    Mein Diener Aimé soll ihre Adressen aus dem Gästeverzeichnis heraussuchen. Fünf Exemplare des vorliegenden Testamentsfindet er in der Schreibtischschublade. Die soll er dann als Einschreiben per Post verschicken
.
    Danach kommen Artikel mit Vorschriften für die Erben:
    Artikel 1:
Die Erben sollen mein Vermögen zu gleichen Teilen untereinander aufteilen, ohne zu streiten
.
    Artikel 2:
Die Erben sollen Aimé behalten, als Diener und als Mann fürs Grobe, abgesehen vom Holzhacken, das er nicht mag und von dem er deswegen befreit wird
.
    Artikel 3:
Die Erben verpflichten sich, dem kleinen Kater, den sie am Kamin im Haus vorfinden werden, die nötige Fürsorge angedeihen zu lassen
.
    Sacha grinst ein bisschen, mit Speichel im Mundwinkel, und sagt zum Wachtmeister, Sie finden mich vielleicht monströs, aber wenn man es sich überlegt, erfüllt der Tod von Frau Truchon doch auch seinen Zweck! Ich frage: Warum sagen Sie, der Tod von Frau Truchon erfüllt seinen Zweck? Er reibt die Hände aneinander, glitzert mit den Augen und strahlt, wie wenn er eine große gefüllte Hammelkeule vor sich hat. »Weil wenn man den Kuchen, egal wie groß er ist, durch vier teilt statt durch fünf, kriegt jeder ein größeres Stück!« Der Wachtmeister strahlt viel weniger, und je näher die Stunde des Notars rückt, desto mehr quillt die Furcht über sein Gesicht hinaus.
    »Mich persönlich beschäftigt vor allem, ob das Testament auch rechtmäßig ist.«
    »Wie bitte?«, fragt Sacha Milou und verschluckt sich fast an seiner Spucke, als wenn der Wachtmeister ihm den Vogel gezeigt hat.
    »Schauen Sie mich nicht so an! So wie das Testament formuliert ist, hat Monsieur Yoke offenbar auf notarielle Unterstützung bei seiner Abfassung verzichtet!«
    »Na und! Was macht das schon aus!«, schreit Sacha, als wenn wer den Teich geklaut hat, in den er gerade springen will.
    »Das kann das Testament vollkommen wertlos machen, mein Freund.«
    »Was? Sind Sie blöd oder wie? Das ist doch abartig, sowas zu denken! Sie sind ja verrückt!«
    Er macht mit den Lippen ein O und legt beide Hände auf seine dicken Backen, wie wenn man den Ofen aufmacht und das Essen ist verbrannt. Die Zorntränen stehen ihm bald bis zum Rand in den Augen, und je mehr er sich aufregt, desto ruhiger sagt der Wachtmeister, das Testament ist nicht unterschrieben, das Testament ist nicht datiert, die Artikel klingen nach Lust und Laune und nicht nach dem nötigen Ernst, die Erben sind nicht genau bestimmt, vor allem das mit dem Blauen Engel, wo nicht einmal der richtige Name steht. Während Sacha ganz weiß wird, schlägt die Uhr zehn Mal für zehn Uhr, und der Wachtmeister richtet sich auf wie ein Hundeohr. Diese Esel da oben! Der Notar ist bald da, und sie sind noch nicht einmal aufgestanden! In dem Moment kommt ein Motorengeräusch immer näher und näher und hört beim Gemüsegarten auf. Da ist er! schreit der Wachtmeister und macht ein Gesicht wie ein kleiner Junge, der sich zwei Stunden angestellt hat und jetzt endlich die Feuerwehrleiter raufklettern darf. Er sucht nach einem Spiegel, um zu schauen, ob sein Krawattenknoten und sein Anzug auch zum Erben bereit sind, findet aber keinen, weil ich nämlich alle abmontiert habe, damit ich Martial nicht jedesmal schreien höre, wenn er sein Gesicht im Spiegel sieht. Kaum dass unser Besucher eingetreten ist, zeigt ihm Sacha Milou seine Zeile im

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