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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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seinen Notizblock. »Bis jetzt habe ich noch keinen einzigen Punkt notiert. Wollt ihr eine Liste machen?«
    »Ich glaube, die brauchen wir nicht, jedenfalls nicht für die Kletterausrüstung«, sagte Cate. »Die könnte ich mit geschlossenen Augen zusammenpacken.« Außerdem sollte sie etwas anderes anziehen als einen Pyjama, aber ihre Kleider würde sie garantiert nicht vergessen.
    »Dann los«, sagte Cal und streckte ihr seine Hand entgegen. »Du kümmerst dich um die Kletterausrüstung, ich besorge den Rest. Gehen wir es an.«
    Zu ihrem Haus zurückzugelangen erschien ihr einfacher als die überhastete Flucht in der vergangenen Nacht, sie brauchte diesmal nicht zu rennen. Die losen Pantoffeln schützten ihre Füße kaum, weshalb sie froh war, ihre Schritte vorsichtiger setzen zu können, während sie und Cal von einer Deckung zur nächsten huschten. Vorsichtiger zu sein bedeutete aber auch, dass sie mehr Zeit brauchten, und je länger sie draußen waren, desto ungeschützter fühlte sie sich. Es war gespenstisch, sich vorzustellen, dass jemand an einem knapp einen Kilometer entfernten Berghang saß, sie möglicherweise durch ein Fernglas beobachtete, jede ihrer Bewegungen verfolgte, den Finger um den Abzug spannte ...
    Schlagartig blieb sie stehen und begann zu zittern. Als wüsste er in jeder Sekunde, was sie gerade tat und was sie dabei empfand, hielt Cal inne und drehte sich zu ihr um. »Was ist los?«
    Cate sah sich um. Sie waren, wenigstens im Augenblick, absolut geschützt. Cal nutzte jede nur mögliche Deckung, Steine, Bäume und Gebäude, aber auch Vertiefungen im Boden. Im Moment kauerten sie hinter einigen brusthohen Felsen. Es war nicht wie in der vergangenen Nacht, als sie und Maureen im Erdgeschoss gewesen waren und sie nur eine dünne Holzwand vor den nahenden Kugeln geschützt hatte. »Ich hatte eben das Gefühl, als würde uns jemand beobachten, als könnten die Schützen uns sehen.«
    »Das können sie nicht. Im Moment wenigstens.«
    »Ich weiß. Aber gestern abend, als Maureen und ich oben waren, da spürte ich die Kugel kommen und habe Maureen in Panik umgeworfen. Es war so gespenstisch. Ich konnte sie leibhaftig kommen spüren, so als würde mich jemand zwischen den Schulterblättern kitzeln. Im nächsten Moment zersplitterte das Fenster, und danach hörten wir den Schuss. Gerade eben hatte ich ein ähnliches Gefühl, aber durch diese Felsen kommt doch keine Kugel, oder?«
    »Nein, hier sind wir sicher.« Er kam zu ihr zurückgekrochen und sah sich aufmerksam um. »Aber du solltest auf dieses Gefühl hören, vor allem, wenn du in Gefahr bist. Ich spüre dann manchmal ein Kribbeln im Nacken. Darauf achte ich immer. Deshalb werden wir einen kleinen Umweg machen. Das dauert zwar länger, aber wenn du dich unwohl fühlst, sollten wir kein Risiko eingehen.«
    Während sie nickte, verspürte sie eine absurde Freude darüber, dass er wusste, wovon sie redete. Er studierte einen Moment lang den Boden, legte sich dann flach auf den Bauch und begann im rechten Winkel von den Felsen wegzukriechen, eine flache Mulde entlang, die ihr zuvor gar nicht aufgefallen war. Ihren Pyjama konnte sie abschreiben, dachte sie, und legte sich ebenfalls auf den Bauch, um ihm zu folgen.
    Billy Copeland schwenkte das Fernglas langsam über den ganzen Ort hin und her. Er hätte gedacht, dass er hinter einigen Felsen einen Stofffetzen leuchten gesehen hatte. Die Entfernung war zu groß, als dass er einen Treffer hätte garantieren können, aber ein Zufallstreffer war genauso gut wie jeder andere Treffer, außerdem waren sie inzwischen, wie Teague erklärt hatte, in die psychologische Phase ihrer Operation eingetreten: die Nerven der Bewohner aufzureiben und sie zu ermüden. Er brauchte sein Ziel gar nicht zu treffen, um ihnen ins Gedächtnis zu rufen, dass sie aus einer beängstigenden Entfernung beschossen werden konnten.
    Dennoch musste er entscheiden, ob er feuern sollte, ohne ein klares Ziel zu erkennen. Einerseits hatten sie gestern Nacht Berge von Munition verballert, weshalb sein Instinkt ihm riet, mit jedem Schuss zu geizen. Andererseits wäre es wirklich komisch, jemandem Schiss einzujagen, der sich so gut getarnt glaubte.
    Sein Finger begann sich um den Abzug zu spannen, aber dann ließ er wieder locker. Noch nicht, nicht bevor er sicher wusste, dass er etwas gesehen hatte. Wozu unnötig eine Patrone vergeuden?
    In ihrem Haus war es totenstill. Selbst nachts, wenn die Jungs schlafend in ihren Betten lagen, konnte

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