Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
Cate das leise Summen der Elektrogeräte hören und hatte das unbestimmte Gefühl, dass das Haus lebte. Im Gegensatz zu jetzt. Die alte Villa war leer und trotz des Sonnenscheins beklemmend kalt und dunkel, weil sie tags zuvor bei Sonnenuntergang sämtliche Vorhänge zugezogen hatte. Die Vorhänge hatten nicht nur das Licht gedämpft, sondern auch verhindert, dass sich die Räume allzu sehr aufheizten.
    »Gib mir den Schlüssel zum Speicher«, sagte Cal. »Dann hole ich die Kletterausrüstung herunter, während du dich umziehst.«
    »Ich dachte, ich würde die Kletterausrüstung holen.«
    »Du hast jetzt schon eine Gänsehaut. Bleib lieber hier unten, wo es sicherer ist. Im Speicher gibt es keinerlei Schutz.«
    Sie zog die Brauen hoch. »Inwiefern soll mir das ein Trost sein? Du wirst da oben sein.«
    »Ganz richtig. Während du in deinem Zimmer bist. Vorhin hast du dich aufgeführt, als würdest du es mit einer ganzen Armee aufnehmen, nur weil du mich abhalten wolltest, allein da rauszugehen, ich habe auf dich gehört. Hier und jetzt geht es mir genauso, und diesmal wirst du auf mich hören.« Seine Stimme klang fest, und seine Augen sahen sie kühl und klar an.
    Dadurch hatte er alle Argumente entkräftet, die sie hätte Vorbringen können. Sie verzog das Gesicht und trat an den Empfangstisch im Hausgang, um den Schlüssel zu holen. »Hat schon mal jemand einen Streit mit dir gewonnen?«
    »Ich streite mich nicht. Das ist nur Zeit- und Kraftverschwendung. Aber ich höre zu, wenn jemand etwas zu sagen hat.« Er stand dicht hinter ihr und streckte die Hand aus, um den Schlüssel entgegenzunehmen.
    Sie ließ ihn ohne Widerrede in seine Hand fallen, doch als er den Fuß auf die Treppe setzte, fragte sie: »Wirst du nie wütend?«
    Er blieb stehen und sah sie an. Im Halbdunkel leuchteten seine Augen wie zwei Kristalle und ohne jeden Anflug von Blau. »O doch. Als ich gesehen habe, wie dich dieses Arschloch von Mellor mit einer Waffe bedrohte, hätte ich ihn mit bloßen Händen erwürgen können.«
    Ihr Magen verkrampfte sich erschrocken, weil sie ihm jedes Wort glaubte. Sie hob die Hand, hielt sich am Treppenpfosten fest und krallte die Finger ins Holz. Sie konnte sich genau an seinen Blick erinnern und daran, wie sich sein Finger um den Abzugshahn gespannt hatte. »Du hättest ihn wirklich erschossen, oder?«
    »Ist doch Quatsch, jemanden mit einer Waffe zu bedrohen, wenn man nicht abdrücken würde«, sagte er und stieg die Treppe hinauf. »Bleib in Deckung, während du dich umziehst«, rief er herunter.
    Cate folgte ihm die Treppe hinauf und wandte sich oben nach rechts, ihrem Schlafzimmer zu. Gehorsam eilte sie tief gebückt durch den Gang. Inzwischen hatte sie keine Gänsehaut mehr, aber das hatte nichts zu bedeuten; draußen bei den Felsen war auch nichts passiert; das in der vergangenen Nacht war nur ein unheimlicher Zufall gewesen, mehr nicht.
    Wenn sie sich das weiterhin einredete, würde sie es eines Tages vielleicht sogar glauben. Das gespenstische Gefühl war zu stark und zu unmittelbar gewesen.
    Sie schüttelte alle Gedanken ab, die nichts mit den Vorbereitungen auf die vor ihnen liegende, mörderisch strapaziöse Aufgabe zu tun hatten. Zum Spaß zu klettern war anstrengend, aber schön, und sie hatte stets gewusst, dass sie abends eine heiße Dusche, ein warmes Essen und ein gemütliches Bett erwartete. Ein einziges Mal war sie zelten gewesen, und das hatte ihr gar nicht gefallen.
    Wenn sie klettern gegangen war, hatte sie normalerweise Elastikhosen und ein eng anliegendes Trägertopp mit Sport-BH darunter getragen und dazu ihre Kletterschuhe. Ihr erster Gedanke galt den Schuhen, weil Kletterschuhe nicht zum Gehen gedacht sind. Umgekehrt waren Wanderschuhe nicht zum Klettern geeignet. Beim Aufstieg in den Berg hatte sie stets Turnschuhe getragen und erst unten am Fels die Kletterschuhe angezogen. Diesmal ging das nicht, weil sie sich nicht wieder abseilen würden. Zusätzlich zu ihrer Kletterausrüstung mussten sie den Proviant, das Wasser und die Decken sowie alles an Waffen tragen, was Cal für nötig hielt.
    Sie atmete tief durch, weil sie den Gedanken, dass das unmöglich war, gar nicht zulassen wollte. Sie würden keine senkrechten Wände besteigen; sie würden nach dem leichtesten Weg bergauf suchen, der allerdings immer noch höllisch anstrengend würde.
    Weil sie keine Wanderschuhe besaß, entschied sie sich für ihre Turnschuhe. Ihre Elastiksporthose wollte sie nicht anziehen, weil sie damit

Weitere Kostenlose Bücher