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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Position?«
    »Er hat Troy vor ungefähr einer halben Stunde abgelöst. «
    »Ich funke ihn an. Sie sollen ihre Toten ruhig bergen. Ich weiß nicht, was sie mit ihnen anfangen, aber ich glaube nicht, dass es besonders angenehm ist, die ganzen Toten rumliegen zu haben, die langsam die Fliegen anlocken und schwarz werden. Das könnte sie zusätzlich unter Druck setzen.«
    »Bestimmt.« Billy räkelte sich, ging in die Hocke und krabbelte hinter Teague vorbei, er wollte nur noch ins Zelt. »Viel Spaß heute Nacht.«
    Teague brachte sorgsam sein Gewehr in Stellung, schaltete dann das Infrarot-Zielfernrohr ein und sah hindurch. Letzte Nacht war Trail Stop von wärmestrahlenden Körpern erhellt worden; heute Nacht war nichts zu erkennen. Die Häuser gaben keine Wärme mehr ab, und keine der strahlend hellen kleinen Gestalten rannte durch die Gegend wie eine lebendige Zielscheibe. So wie ihm der Schädel brummte, hoffte er, dass die Nacht so ruhig blieb, wie sie anfing.
    Cate warf einen Blick auf die glimmenden Zeiger auf Cals Uhr, die er ihr geliehen hatte, da ihre keine Leuchtziffern hatte. Elf Uhr dreißig. Sie zog die Decke fester um die
    Schultern und sah in den wolkenverhangenen Himmel, froh, dass die Nacht zwar kühl, aber nicht direkt kalt war. Sie hätte einen strahlenden Vollmond vorgezogen, aber ihre Augen hatten sich längst an die Dunkelheit gewöhnt, die keineswegs absolut war. Sie hätte nicht durch die Dunkelheit gehen wollen; so viel konnte sie auch wieder nicht erkennen, aber immerhin konnte sie ein paar dunklere Schemen und Schatten ausmachen. Solange sich nichts bewegte und sie kein verräterisches Knacksen hörte, war alles in Ordnung.
    Cal schlief in Seitenlage auf der schmalen Isomatte, die er mitgenommen hatte, und hatte die Decke bis zum Kinn gezogen. Sie hielten Wache, wenigstens in dieser ersten Nacht, da sie möglicherweise dabei beobachtet worden waren, wie sie sich hierher vorgearbeitet hatten. Cate hatte die erste Schicht übernommen; die Wache von Mitternacht bis Morgengrauen war die anstrengendere, hatte Cal gesagt, die würde er übernehmen.
    Er war so schnell und so problemlos eingeschlafen, dass es beinahe irritierend war. Sie wünschte, es wäre so hell gewesen, dass sie ihn beobachten konnte, aber sie musste sich damit zufrieden geben, ihn atmen zu hören. Ein- oder zweimal hatte er sich im Schlaf bewegt, doch die meiste Zeit lag er vollkommen reglos da. Da nichts geschehen war, was sie aufgeschreckt hätte, hörte sie nach einer Weile auf, bei jedem Rascheln, jedem kleinen Scharren und Huschen zusammenzuzucken, wenn irgendein Nachttier oder Insekt seinem Geschäft nachging. Stattdessen dachte sie über Cal nach.
    Cal hatte gesagt, Trail Stop sei geformt wie ein Pantoffeltierchen. Das eigenwillige Wort war ihr nicht mehr aus dem Kopf gegangen, während sie ihm den steilen Abhang zum Fluss hinunter gefolgt war. Cate wusste noch aus der Highschool, wie ein Pantoffeltierchen aussah, aber die Wortwahl erhellte eine weitere Facette des vielschichtigen Wesens, das diesen Mann ausmachte.
    Während der vergangenen Tage hatte sie eine Überraschung nach der anderen erlebt, und inzwischen hatte sie das Gefühl, die blindeste, verschlossenste Person in Trail Stop zu sein. Bis vor wenigen Tagen war er für sie eine Unperson gewesen: peinigend schüchtern, mundfaul, aber in der Lage, praktisch alles zu reparieren. Ein Mann für alle Fälle war er definitiv, aber inzwischen war ihr klar, dass er vielleicht ruhig, aber ganz bestimmt nicht schüchtern war; im Gegenteil, er war redegewandt, gebildet und entschlossen. Er war beim Militär gewesen, offenbar hatte er in einer Art Einsatzkommando gedient.
    Alle anderen in Trail Stop schienen all das gewusst zu haben. Wieso war ihr nie aufgefallen, dass sie ihn ganz anders sah als die Menschen um sie herum? Natürlich, sie kannten ihn schon viel länger, aber trotzdem, sie hatte das Gefühl, als fehlte ihr ein entscheidendes Puzzleteil, jenes magische Stück, durch das sich ein zusammenhängendes Bild ergab.
    Das dicke Ende des Pantoffeltierchens verlief leicht abwärts, was in zweierlei Hinsicht von Vorteil war: dadurch bot es Schutz, und die Böschung über dem Fluss war nicht ganz so hoch. Am oberen Ende gab es eine Klippe, die gut und gerne zwanzig Meter abfiel, aber hier am östlichen Ende blieben davon nur noch zwölf Meter, die nicht ganz so steil waren, was zur Folge hatte, dass sie ohne sich abzuseilen ans Wasser hinunterkamen. Cal hackte mit einem

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