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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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beiden sehen dir nicht besonders ähnlich, aber manchmal, wenn sie manche Dinge sagen oder den Kopf so schief halten, kann ich dich in ihnen wiedererkennen.«
    Ohne Vorwarnung wurde ihr das Herz eng. Sie hatte ihre Babys seit Freitagmorgen nicht mehr gesehen, und jetzt war es schon Sonntagnacht. Immerhin waren sie wohlauf; das war die Hauptsache. Sie waren in Sicherheit. Cal war der einzige Mensch, der je behauptet hatte, die beiden würden ihn an sie erinnern. Wenn er das Thema wechseln wollte, indem er über ihre Jungs plauderte, war ihr das nur recht.
    »Ich muss dir was gestehen«, murmelte er.
    »Was denn?«
    Er räusperte sich. »Ich bin der ... also ... ich habe in ihrer Gegenwart ein paar Sachen gesagt, die ich nicht hätte sagen sollen.«
    Froh, dass er ihr Gesicht nicht erkennen konnte, setzte sich Cate auf. »So was wie ... oller Blöd-Jan?«, fragte sie misstrauisch.
    »Ich hatte mir mit dem Hammer auf den Daumen gehauen«, erklärte er in einem unglaublich belämmerten Tonfall. »Mir ... äh ... mir ist eine ganze Buchstabensuppe an Flüchen rausgerutscht.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Also, ich ... Cate, ich war bei den Marines , das sollte dir genug sagen.«
    »Was darf ich in nächster Zukunft alles aus dem Mund meiner Kinder erwarten?«
    Er gab sich geschlagen, seine Schultern sackten herab. »Soll ich es aussprechen, oder reichen dir die Anfangsbuchstaben?«
    O Mann, wenn sie an den Anfangsbuchstaben erkennen konnte, was er gesagt hatte, war es wohl wirklich schlimm. »Die Anfangsbuchstaben reichen.«
    »Das erste war V.Sch.«
    »Und was kam dann?«
    »Ahm ... M.F. und L.m.a.A.«
    Sie blinzelte. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie ihre Vierjährigen mit ihrem neuen Vokabular heraussprudelten ... wahrscheinlich, während ihre Mutter mit den beiden beim Einkaufen war.
    »Ich hörte ein Lachen und drehte mich um, und da standen die beiden mit riesigen Ohren. Mir fiel nichts Besseres ein, als den Hammer auf den Boden zu werfen, herumzuspringen und zu rufen: >Ich oller Blödian!< Das fanden sie urkomisch, vor allem, als ich ihnen erklärte, dass >oller Blödian< ein wirklich, wirklich schlimmes Schimpfwort sei, das sie nie, nie sagen dürften und das ich auf keinen Fall in ihrer Gegenwart hätte sagen dürfen, ich hätte es nur gesagt, weil ich wirklich, wirklich sauer gewesen war.« Er holte kurz Luft. »Es sieht so aus, als hätte das gezogen.«
    »Es sieht so aus«, sagte sie gepresst. Er wusste jedenfalls, wie das Gehirn eines Vierjährigen funktionierte. Die beiden hatten prompt alle Worte vergessen, die angeblich nicht so schlimm waren, und sich ganz auf den Ausdruck konzentriert, den er für verboten erklärt hatte. Eigentlich konnte sie sich glücklich schätzen.
    Sie presste die Hand auf den Mund und begann vor Kichern und Lachen zu beben und zu schnauben. Plötzlich stürzte sie, während sie seiner belämmerten Erklärung lauschte und vor sich sah, wie er laut fluchend plötzlich in die gebannten Gesichter zweier kleiner Jungen blickte, über die emotionale Klippe, vor der sie bis zu diesem Moment zurückgeschreckt war.

27
    Als es Morgen wurde, setzte sich Teague auf und ließ, froh, dass nichts passiert war, die Schultern kreisen. Er hatte sich mit aller Macht die Nacht hindurch wach gehalten, denn ihm war klar, dass Creed, falls er etwas geplant hatte, in dieser Zeit aktiv würde; in diesen Stunden war der natürliche Biorhythmus des Menschen auf dem Tiefpunkt, vor allem für die, die nur auf der Lauer lagen. Teague hatte etwas, irgendetwas erwartet, und seien es nur ein paar kleinere Ausbruchversuche. Doch er hatte Stunde um Stunde den Ort mit dem Fernglas abgesucht, ohne auf den hellen Fleck eines menschlichen Körpers zu stoßen. Blake war ebenfalls auf der Hut gewesen und hatte immer wieder über Funk nachgefragt, ob Teague etwas gesehen habe, doch nirgendwo hatte sich etwas geregt.
    Der Morgenhimmel war bedeckt mit trübseligen, tief hängenden Wolken, die sämtliche Berggipfel in Nebel hüllten. Die wärmeren Temperaturen hatten die Nacht über vorgehalten, doch jetzt erhob sich ein kalter Wind. Im September konnte das Wetter Zicken machen, jetzt begannen die Jahreszeiten zu wechseln. Teague überprüfte den Kaffeepegel in seiner Thermoskanne; er war bedenklich gesunken. Er würde mehr Kaffee brauchen, wenn der Wind weiter so wehte.
    Er sah auf den Ort hinüber. Trail Stop sah aus wie eine Geisterstadt, nirgendwo rührte sich etwas. Nein, Moment ... er war sicher, dass er vom

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