Im Schutz der Nacht
die Schmerzen einfach durchstehen. Er warf alle vier Stunden eine Hand voll Ibuprofen ein, die den schlimmsten Schmerz linderten, das musste genügen.
Teagues Blick ging über die scheinbar verlassene Ortschaft. Von seinem Aussichtspunkt aus konnte er ein paar Leichen erkennen, die immer noch achtlos im Dreck lagen. Falls sich da drüben im Lauf des Tages etwas geregt hatte, hatte er es jedenfalls nicht mitbekommen. »Wie meinst du das?«
»Man sollte doch meinen, sie würden wenigstens versuchen herauszufinden, was da läuft, aber da streckt keiner die Nase raus oder brüllt mal rüber.«
»Gib ihnen bis morgen Zeit«, sagte Teague. »Ich könnte mir vorstellen, dass Creed alles zu organisieren versucht und sie dann einen Vorstoß unternehmen. Vielleicht warten sie nicht mal bis morgen; vielleicht versuchen sie es schon heute Nacht. Wir müssen wachsam bleiben.« Er starrte auf die Brückenruine; es hätte ihn nicht überrascht, wenn Creed, die Flinte im Anschlag, auf der anderen Seite gestanden und ihn durch Kimme und Korn anvisiert hätte ... Scheiße, er musste aufhören, immerzu an Creed zu denken, er durfte sich nicht länger so von ihm ficken lassen. Er war nicht blöd, er würde Creed auf keinen Fall unterschätzen, aber der Drecksack war kein Supermann. Er war gut in seinem Job, Punktum. Tja, dachte Teague, das bin ich auch.
»Mir gefällt das nicht«, meinte Toxtel. Auch er starrte jetzt über die Brücke. »Sie hätten längst fragen müssen, was wir von ihnen wollen.«
»Vergiss nicht, meine Jungs haben sie massiv unter Beschuss genommen. Wahrscheinlich haben sie es nicht besonders eilig, ihre Köpfe irgendwo rauszustrecken. Morgen schießen wir nur noch, wenn wir ein Ziel sehen.«
»Und wie sollen wir verflucht noch mal mit ihnen reden?«
Hatten diese Stadtpflanzen denn von nichts eine Ahnung? »Sobald einer von denen eine Flagge an einen Stab bindet, wissen wir, dass er reden will, und dann werden wir reden.«
Damit zog er ab und kletterte zu Billys Stellung hinauf, ein qualvoller Aufstieg, weil er verdammt gut wusste, dass ihn einige dieser alten Hirschjäger auf dieser Strecke ins Fadenkreuz nehmen konnten und vielleicht nur auf einen günstigen Augenblick warteten. Er musste sichergehen, dass sie dazu keine Gelegenheit bekamen, selbst wenn er es für wenig wahrscheinlich hielt, dass eines ihrer Gewehre über die nötige Reichweite verfügte, um ihn hier zu
erwischen. Aber andererseits hatte es ihn auch überrascht, wie knapp ihn Creed gestern Abend verfehlt hatte; zweimal würde er sich nicht übertölpeln lassen.
Billy war am Ende, nachdem Teague ihm tagsüber keinerlei Entlastung geben konnte; er wälzte sich aus der ausgestreckten Haltung, die er seit Stunden innehatte, und blieb mit ausgebreiteten Armen auf dem Rücken liegen. »Gott sei Dank. Geht’s dir besser?«
»Ich bin hier. Ist dir was aufgefallen?«
»Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass sich hinter der Deckung was rührt. Blake und Troy glauben das auch. Manchmal hab’ ich einen winzigen Blick auf was erhascht, aber nie so lange, dass ich feststellen konnte, was es war. Und es war immer nur hinter einer guten, stabilen Deckung, daher weiß ich, dass es weder eine Katze noch ein Hund war.«
»Hast du gefeuert, um sie in Schach zu halten?«
»Ein paarmal ja, ein paarmal nicht. Es stößt mir auf, so viel Munition zu verschwenden.«
Teague wusste genau, was er meinte. Er ließ sich mit seinem Gewehr auf der Decke nieder, die Billy über den Blättern und Kiefernnadeln auf dem Boden ausgebreitet hatte, um das lange Wacheschieben erträglicher zu machen. Die Ersatzbatterie für das Infrarot-Zielfernrohr hatte er zur Hand, dazu eine Thermoskanne Kaffee und ein Paket Crackers, falls er einen Energieschub brauchen sollte. Wenigstens war es heute Nacht nicht so kalt wie gestern, er würde also nicht bibbern und zittern, was bei seinen Kopfschmerzen Höllenqualen ausgelöst hätte.
»Keiner hat versucht, die Leichen zu bergen.« Billy klang besorgt. »Das macht mir zu schaffen.«
»Wenn sie es tun, dann heute Nacht. Bestimmt warten sie auf die Dunkelheit.«
»Sie müssen doch wissen, dass wir Infrarot-Geräte haben, sonst hätten wir sie gestern Nacht nicht erwischen können.«
»Ja, aber vielleicht haben sie irgendwas Bewegliches zusammengebaut, hinter dem sie sich verschanzen können. Wir werden sehen.«
»Willst du schießen, wenn sie die Toten holen?«
Teague sann darüber nach. »Eigentlich nicht. Ist Blake schon auf
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