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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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anderen Ende her Rauch aufsteigen sah. Es war nicht leicht festzustellen, weil der Himmel so grau war und die tief über den Bergen hängenden Wolken alles ineinander verschwimmen ließen, aber, scheiße, ja, das war Rauch. Jemand hatte Feuer im Kamin gemacht. Dort würden sich alle versammeln, dort konnten sie sich aufwärmen, vielleicht etwas Suppe warm machen, Kaffee kochen. Er schaltete das Funkgerät ein. »Blake? Sieh mal in Richtung Fluss, die Häuser, die am weitesten weg sind. Ist das Rauch?« Blakes Augen waren jünger und zuverlässiger als seine.
    Blakes Antwort kam nur wenige Sekunden später. »Das ist Rauch, da gibt’s nichts zu rütteln. Soll ich einen Schuss in die Richtung abgeben?«
    »Ich glaube nicht, dass du ein freies Schussfeld hast, es stehen zu viele Gebäude dazwischen. Ich komme auf keinen Fall hin.«
    Eine Minute verstrich, dann meldete sich Blake erneut. »Negativ, was den ungehinderten Schuss angeht. Ich hab’s mit dem Fernglas überprüft.«
    »Wie ich gedacht habe.« Teague ließ sich wieder auf der Decke nieder und studierte von Neuem die Straße und die Häuser, die ihm am nächsten waren. Ein unangenehmes Gefühl kroch ihm über den Rücken. Irgendwie wirkte der Ort heute Morgen gespenstisch, aber das konnten auch der graue Himmel und die tief hängenden Wolken bewirken, die Teague das Gefühl gaben, eingeschlossen zu sein. Trotzdem stimmte etwas nicht mit der leeren Straße. Er erstarrte und sah noch einmal hin. Die Straße war wirklich leer, und zwar komplett.
    Die Leichen waren verschwunden.
    Er traute seinen Augen nicht. Er blinzelte, sah noch einmal hin, doch die Leichen tauchten nicht wie von Zauberhand wieder auf. Sie waren verflucht noch mal verschwunden.
    Er griff zum Funkgerät. »Blake«, sagte er heiser.
    »Bin da«, antwortete Blake.
    »Die Leichen sind weg.«
    »Wa ...?« Offenbar griff Blake jetzt zum Fernglas, denn sein nächstes Wort war: »Scheiße.«
    Teague sah immer wieder hin, so als könnte er es nicht begreifen. Wie zum Teufel ...? Creed. Dieser Ficker. Er hatte offenbar kapiert, dass sie Infrarot-Zielfernrohre statt Nachtsichtgeräte hatten, und sich irgendwas ausgedacht, wie diese Bauern unentdeckt durch den Ort schleichen konnten. Infrarot-Ortung war nicht idiotensicher; am bekanntesten war der Trick, ins Wasser zu tauchen, um die Wärmeabstrahlung zu unterdrücken. Aber falls sie in den Bach zu ihrer Rechten gestiegen waren, hätten sie das Bachbett unmöglich entlanglaufen können, weil das Wasser über Felsen sprang und praktisch unpassierbar war; anschließend hätten sie ein gutes Stück zurücklegen müssen, um die Leichen einzusammeln, und dabei hätten sie wieder Wärme abgestrahlt. Ebenso wenig konnten sie nach links gegangen sein, weil der Weg dorthin direkt durch Blakes Vorgarten geführt hätte und er sie gesehen hätte, bevor sie das Wasser erreicht hätten.
    Sie mussten es anders bewerkstelligt haben.
    Er kniff die Augen zusammen, besah sich den Ort, griff dann zu seinem Feldstecher und schwenkte die Gläser langsam von Haus zu Haus, bis er auf etwas stieß, was aus dieser Entfernung aussah wie eine niedrige Steinmauer. Da war gestern noch keine Steinmauer gewesen. Die wäre ihm aufgefallen, als er den Ort ausgekundschaftet hatte. Außerdem war die Krone nicht ebenmäßig. Eigentlich sah es weniger aus wie eine Mauer als wie ein Wall aus Sandsäcken.
    Leck mich doch am Arsch. Diese Bauerntrottel hatten die Nacht über schwer gearbeitet. Er empfand eine perverse Genugtuung darüber, dass sie sich nicht einfach tot gestellt hatten; das wäre ihm gegenüber diesen Stadtheinis peinlich gewesen. Er hatte behauptet, dass die Einheimischen zähe Burschen seien, und das hatten sie gerade bewiesen. Sie hatten ihre Stellungen verstärkt und dadurch eine Möglichkeit geschaffen, sich sicher durch den Ort zu bewegen. Hinter diesen Sandsäcken waren sie vor ihren Kugeln geschützt.
    Er zückte wieder das Funkgerät. »Blake. Schau dir mal diese niedrigen Mauern an. Das sind keine Mauern. Für mich sieht das nach Sandsäcken aus.« Noch während er das sagte, erkannte er, dass sie unmöglich Sandsäcke besorgt haben konnten. Es musste also etwas anderes sein, das in Säcken geliefert wurde. Saatgut, Mörtel, was auch immer. Das tat wenig zur Sache; das Prinzip blieb das gleiche.
    Blake sah sich die Sache an. »Was machen wir jetzt?«, fragte er schließlich, nachdem er die Teagues Einschätzung offenbar teilte.
    »Wir können nichts weiter tun als das,

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