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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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was wir sowieso schon tun. Keinen rauslassen; sie weiter einkesseln, bis sie bereit sind, den Stadtburschen alles zu geben, was sie haben wollen.« Allerdings konnte das länger dauern als ursprünglich geplant, was gar nicht gut war. Dieses ganze Kartenhaus konnte jederzeit einstürzen, es brauchte nur der Falsche vorbeizukommen und ein wenig nachzuforschen. Dieses Risiko war er von Anfang an eingegangen, deshalb durfte sich diese Geschichte nicht ewig hinziehen. Er würde sich an seinen eigenen Zeitplan halten, ganz gleich, was die Stadtburschen dazu meinten.
    »Karabiner gesichert?«
    »Karabiner gesichert.«
    Auf Cals ruhige Zusicherung, dass er sie halten würde, falls sie abstürzte, suchte Cate nach einem Halt am Felsen. Cal hatte nach einem besseren Aufstieg gesucht, weil das Klettern am Fels viel Zeit kostete, aber keine Alternative gefunden, bei der sie nicht feindlichem Feuer ausgesetzt waren. Diesen Fels hinaufzusteigen war die sicherste und die direkte Route. Sie war froh, dass es kein allzu anspruchsvoller, hoher Anstieg war, da sie beide nicht in Übung waren und keiner von beiden Kletterschuhe trug. Außerdem war sie nicht in bester körperlicher Verfassung zum Klettern; ihre Beinmuskeln waren trainiert, weil sie jeden Tag die Treppen auf- und absteigen musste, aber ihr
    Oberkörper war wahrscheinlich nur noch halb so kräftig wie damals, als sie regelmäßig geklettert war.
    Das Wetter war auch nicht ideal; der Wind frischte immer mehr auf, und die Wolken sanken immer tiefer. Wenn es zu regnen beginnen sollte, konnten sie sich nicht abseilen und unten auf besseres Wetter warten; sie müssten weitersteigen, selbst wenn der Regen den Fels noch rutschiger machte. Cate müsste eben besonders vorsichtig vorsteigen. Sie dankte Gott, dass es sich hier um eine Wand handelte, die sie früher einmal als leichte Route eingestuft hätte. Sie war hundert Meter hoch, vielleicht auch hundertzwanzig, und es ging nicht senkrecht aufwärts.
    Vor ihnen waren schon andere Kletterer hier gewesen; an verschiedenen Stellen hingen bereits Haken und Nägel im Fels. Manche Kletterer nahmen sie beim Absteigen wieder mit, um den Fels so zurückzulassen, wie sie ihn vorgefunden hatten, andere machten sich diese Mühe nicht. Im Allgemeinen verließ sich Cate nur ungern auf einen Haken, den nicht sie selbst - oder Derek - gesetzt hatte, aber um Tempo zu machen, war sie gewillt, einige der vorhandenen Hilfen zu nutzen, vorausgesetzt, sie erschienen ihr stabil.
    Beide waren im Gurt und sicherten sich gegenseitig. Nachdem sie erfahrener war, machte sie den Vorstieg; sie legte den Weg fest und wartete, sobald sie eine Seillänge weit vorgestiegen war, bis er sie eingeholt hatte. Mit Hilfe des Sicherungsgerätes würde er ihren Sturz bremsen, falls sie abrutschte. Sobald sie anhielt, sicherte sie wiederum ihn und konnte seinen Sturz im Notfall bremsen.
    Teilweise fühlte sie sich euphorisch, wieder klettern zu können, und sei es an einem noch so leichten Fels. Sie liebte es, ihre Muskeln zu beanspruchen und damit zu spielen, ihre Kraft und ihr Geschick am Stein auszutesten.
    Gleichzeitig wusste sie tief im Innersten, dass dies ihr letzter Aufstieg war, zumindest bis die Jungs erwachsen waren, und dass sie ihn nur wagte, weil die Umstände sie dazu zwangen. Weil sie wusste, dass sie diesen ganz besonderen Kitzel heute zum letzten Mal empfinden würde, genoss sie jede Sekunde, jeden Griff, jeden Geruch und jeden Laut, das Sirren des Seiles, den Wind im Gesicht, den kühlen, kantigen Stein unter ihren Fingern. Jedes Mal, wenn sie sich umdrehte und nachschaute, wie hoch sie geklettert waren, empfand sie ungebändigte innere Befriedigung.
    Sie fand einen sicheren Tritt, setzte einen Klemmkeil und hängte sich fest in den Fels. Auf ihr Zeichen hin begann Cal ihr nachzuklettern, immer entlang der von ihr festgelegten Route. Sie beobachtete jede seiner Bewegungen und hatte die Bremshand stets am Seil, falls er ausrutschen sollte. Die Stiefel, die er trug, waren noch weniger zum Klettern geeignet als ihre Turnschuhe, darum war bei ihm jeder Schritt riskant. Allerdings machte sein kräftiger Oberkörper die untauglichen Stiefel halbwegs wett. Trotz des kalten Windes hatte er die Jacke ausgezogen und zusammengerollt zu den Vorräten auf seinem Rücken gesteckt, sodass sie das Spiel der Muskeln und Sehnen in seinen nackten Armen beobachten konnte. Der Körperbau eines Kletterers zeichnete sich durch Sehnigkeit und Biegsamkeit aus, so wie bei

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