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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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darin herum, weil man entweder die Beine durchstrecken musste wie beim Langlauf oder die Knie anziehen musste, damit sich das vordere Ende des Schneeschuhs nicht in den Schnee bohrte.
    Nichtsdestotrotz erfüllten die improvisierten Schuhe ihren Zweck. Sie blieb auf der Schneedecke, statt darin einzusinken.
    Ungeschickt krabbelte sie in ihre Höhle zurück, wo Cal dabei war, seine eigenen Schneeschuhe zu basteln. Mit schmalen Augen besah er ihre Schuhe, um sich zu überzeugen, dass die Verschnürungen und Bindungen hielten. »Wenn du aus dem Schnee rauskommst«, wies er sie an, »schneidest du die Schnüre einfach durch. Du hast doch ein Messer, oder?«
    »In meiner Tasche.«
    »Du kehrst genauso zu den Richardsons zurück, wie wir gekommen sind. Auf diese Weise bist du während der ganzen Route geschützt. Sag Creed sofort, worauf wir gestoßen sind; er muss Bescheid wissen, weil die Situation im Handumdrehen kippen könnte.«
    »Mach ich.« Sie fröstelte vor Angst und vor Kälte gleichermaßen und schob einen weiteren Stock in ihr kleines Feuer. Um sich selbst hatte sie keine Angst, obwohl sie den Rückweg auf eigene Faust bewältigen musste und sich allein vom Felsen abseilen musste. Ihr konnten hundert Dinge zustoßen, aber all diese möglichen Katastrophen waren Unglücksfälle. Cal hingegen begab sich sehenden Auges in eine Situation, in der man alles tun würde, um ihn umzubringen. Sie hatte noch nie in ihrem Leben so schreckliche Angst gehabt, und sie konnte ihn genauso wenig beschützen, wie sie Derek damals vor den Bakterien hatte schützen können, die in seinem Körper gewütet hatten.
    Falls Cal etwas widerfuhr, wäre sie emotional tot. Sie würde das kein zweites Mal ertragen, sie konnte nicht noch einmal den Mann, den sie liebte, verlieren und unbeschadet daraus hervorgehen. Ein Teil ihrer selbst würde mit ihm sterben, und ihre Fähigkeit zu lieben würde unwiderruflich verkümmern. Nie wieder könnte sie einen Menschen in ihr Herz lassen. Sie wusste das, und doch sprach sie es nicht aus, um ihn nicht mit Schuldgefühlen zu belasten. Er war ein Held, dachte sie gequält, ein echter Held, der sein Leben aufs Spiel setzte, um die Welt zu retten. Na gut, vielleicht nicht die ganze Welt, aber doch die Menschen, die ihm am Herzen lagen. War das nicht ein sagenhaftes Glück? Warum hatte sie sich nicht in einen Mathelehrer verliebt?
    »Hey«, sagte er leise, und als sie verblüfft aufschaute, sah er sie so liebevoll an, dass sie fast in Tränen ausgebrochen wäre. »Im Gegensatz zu denen weiß ich genau, was ich tue. Sie sind gute Schützen, vielleicht sogar gute Jäger, aber ich bin besser. Frag Creed. Mir wird nichts passieren. Ich verspreche dir, dass ich mir die Hochzeit mit dir, das dritte kleine Kind, über das wir gesprochen haben, und die vielen Jahre nicht entgehen lasse. Bitte vertrau mir so, wie ich dir vertraue.«
    Es gelang ihr, ihn trotz der Tränen, die ihr die Sicht nahmen, wütend zu fixieren. »Ich kann nicht glauben, dass du bei unserem ersten Streit so hinterhältig argumentierst und mich mit so einem Satz ködern willst.«
    »Ich streite nicht mit dir«, sagte er.
    »Genau.«
    Zu schnell, viel zu schnell löschten sie das Feuer, indem sie es unter Schnee begruben, und verstreuten anschließend die Asche. Als die letzte Glut erlosch, wäre sie beinahe wieder in Tränen ausgebrochen. Er ließ fast das ganze Kletterzeug zurück, damit er schneller vorwärtskam. Nur das Seil und den Klappspaten nahm er mit, das musste ihm an Ausrüstung genügen. Der Anblick der schweren Automatik im Holster an seinem Gürtel und des Messers in der Scheide tröstete sie ein wenig. Er steckte sich etwas
    Proviant in seine Taschen und nahm eine Flasche Wasser mit. Dann schnitt er mit dem Messer ein Loch in seine Decke und streifte sie danach wie einen Poncho über den Kopf.
    Am unteren Rand der Decke trennte er zwei Streifen ab, dann winkte er Cate zu sich. Liebevoll nahm er ihre Hände und umwickelte sie mit den Streifen, bis sie eine Art Handschuh bildeten. Anschließend schlug er zwei feste Äste ab, die sie als Stöcke nutzen konnte, um auf ihren Schneeschuhen nicht umzukippen. Erst als sie die Stöcke in die Hand nahm, wurde ihr bewusst, wie dringend sie den Schutz für ihre Hände brauchte.
    »Ich liebe dich«, sagte er und beugte sich vor, um sie zu küssen. Seine Lippen waren kalt und weich, und seine stoppligen Wangen rau. »Und jetzt geh.«
    »Ich liebe dich auch«, erwiderte sie und machte sich auf

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