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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Hammer daraufgeschlagen, aber die Fingernägel waren kurz und sauber, und die Hände selbst waren schlank, kräftig und wohlgeformt. Sie hatte eine Schwäche für kräftige Hände; Dereks Hände waren durch die Kletterei ausgesprochen stark gewesen.
    Mit einem Ächzen zog er den Dietrich heraus, drehte den Knauf und zog die Tür einen Spalt weit auf.
    »Vielen, vielen Dank«, erklärte sie ihm in aufrichtiger Dankbarkeit. Sie deutete auf den Koffer, den er beiseitegeschoben hatte. »Der Gast, der abgereist ist und seine Sachen hier gelassen hat, ist immer noch nicht zurückgekommen, jetzt muss ich den Koffer aufbewahren, falls er ihn doch noch holen kommt.«
    Mr Harris sah auf den Koffer, dann nahm er ihr die Taschenlampe ab, schaltete sie aus und legte sie und den Dietrich in die Werkzeugkiste zurück. »Wirklich merkwürdig. Wovor ist er abgehauen?«
    »Ich glaube, er wollte jemandem im Speiseraum aus dem Weg gehen.« Eigenartig, dass der Handwerker etwas, das ihr anfangs gar nicht in den Sinn gekommen war, so schnell erfasst hatte. Ursprünglich hatte sie angenommen, dass Layton schlicht einen an der Waffel hatte. Vielleicht waren Männer von Natur aus misstrauischer als Frauen.
    Er bedachte ihren Kommentar mit einem Grunzen. Dann nickte er zu dem Koffer hin. »Ist irgendwas Ungewöhnliches drin?«
    »Nein. Er hatte ihn offen gelassen. Ich habe seine Kleidungsstücke und Schuhe hineingelegt und die Waschsachen in den Kulturbeutel gepackt.«
    Er stand auf, schob seine Werkzeugkiste beiseite und öffnete die Tür, dann bückte er sich und nahm den Koffer in die Hand. »Zeigen Sie mir, wohin ich ihn stellen soll.«
    »Das kann ich selbst machen«, protestierte sie.
    »Ich weiß, aber jetzt bin ich schon mal da.«
    Während Cate ihn die steile Treppe hinaufführte, kam ihr in den Sinn, dass er während der vergangenen zehn Minuten mehr gesprochen hatte als in den Monaten zuvor, und dass dies eine von den wenigen Gelegenheiten war, bei denen er von sich aus eine Bemerkung gemacht hatte. Normalerweise beantwortete er nur wortkarg ihre direkten Fragen, und das war’s. Vielleicht war er einem Rednerclub beigetreten oder hatte eine Schwafelpille geschluckt.
    Auf dem Speicher war es heiß und staubig, in der Luft lag der modrige Geruch, den alle alten Sachen abzusondern schienen, selbst wenn es keinen Schimmel gab. Das durch drei Dachluken hereinfallende Licht ließ den Speicher überraschend sonnig wirken, aber die Dachschrägen waren unverkleidet, und der Boden bestand aus unbehandelten Planken, die bei jedem Schritt knarrten.
    »Da drüben.« Sie deutete auf einen freien Fleck an der Giebelwand.
    Er stellte Koffer und Kulturbeutel ab und sah sich dann um. Als er die Klettersachen bemerkte, stutzte er. Er deutete darauf. »Wem gehören die?«
    »Mir und meinem Mann.«
    »Sie sind beide geklettert?«
    »So haben wir uns kennen gelernt, in einem Kletterverein. Als ich schwanger wurde, habe ich damit aufgehört.« Trotzdem hatte sie ihre Ausrüstung behalten. Sie lag immer noch hier, ordentlich zusammengepackt und eingelagert: die Kletterschuhe, die Gurte und Talkumbeutel, die Sicherungs- und Abseilgeräte, die Helme, die Seilrollen. Obwohl sie wusste, dass sie nie wieder klettern gehen würde, hatte sie die Seile so platziert, dass nie die Sonne darauf fiel. Es war einfach nicht ihre Art, die Ausrüstung verkommen zu lassen.
    Er zögerte, und sie konnte sehen, wie er wieder rot wurde. Dann sagte: »Ich hab’ auch ein bisschen geklettert. Ehrlich gesagt war es eher Bergsteigen.«
    Er hatte tatsächlich aus freien Stücken etwas von sich preisgegeben! Vielleicht war er zu dem Schluss gekommen, dass sie genauso harmlos war wie ihre Jungs und dass er deshalb gefahrlos mit ihr sprechen konnte. Sie sollte diesen Tag im Kalender notieren und rot anstreichen, denn jeder Tag, an dem der schüchterne Mr Harris über sich selbst sprach, war definitiv gedenkwürdig.
    »Ich bin nur am Fels geklettert.« Sie wollte die Unterhaltung nicht wieder absterben lassen. Wie lange würde er sich mit ihr unterhalten? »Bergsteigen war ich nie. Haben Sie auch ein paar von den Großen erstiegen?«
    »Es war nicht diese Art von Bergsteigen«, murmelte er. Gleichzeitig wich er zur Treppe zurück, woraus sie schloss, dass das Plauderstündchen beendet war. Just in diesem Moment hörte sie zwei Stockwerke tiefer zwei heftig streitende Kinderstimmen und erkannte, dass ihre Mutter mit den Jungs zurückgekommen war.
    »O je. Das klingt nach Ärger.« Sie

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