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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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eilte zur Treppe.
    Als sie im Erdgeschoss ankam, brauchte sie nur in die Gesichter zu sehen und wusste, dass etwas vorgefallen war. Alle drei sahen wütend aus. Ihre Mutter trug den Picknickkorb, hatte die Lippen zusammengekniffen und hielt in jeder Hand einen Jungen, um die beiden voneinander zu trennen. Die Zwillinge hatten vor Wut knallrote Gesichter, und ihre Sachen waren schmutzig, als hätten sie sich im Dreck gewälzt.
    »Sie haben gerauft«, vermeldete Sheila.
    »Tannah hat was voll Gemeines gesagt!« Tucker ging mit störrischer Miene zum Angriff über.
    Tanner sah kurz auf seinen Bruder. »Du hast mich geschubst! Auf den Boden!« Er sah zornig aus. Tanner ertrug es nur schlecht, wenn er verlor.
    Cate hob die Hand wie ein Verkehrspolizist und schnitt damit beiden mitten in ihrer aufgeregten Schilderung das Wort ab. Hinter ihr kam Mr Harris mit der Werkzeugkiste in der Hand die Treppe herunter, und die Jungs begannen aufgeregt zu zappeln; ihr Held war da, und sie konnten ihn nicht wie sonst umschwärmen.
    »Mimi erzählt mir, was passiert ist«, bestimmte Cate.
    »Tanner hat den letzten Orangenschnitz bekommen, den auch Tucker haben wollte. Tanner wollte ihm nichts abgeben, da hat ihn Tucker geschubst. Tanner nannte Tucker einen >ollen Blöd-Jan<. Dann fingen sie an zu raufen und aufeinander einzuprügeln.« Sheila sah beide streng an. »Dabei haben sie die Limonade umgestoßen und über meine Sachen geschüttet.«
    Bei genauerem Hinsehen konnte Cate die dunklen, feuchten Flecken auf Sheilas Jeans erkennen. Sie verschränkte die Arme und sah ihrerseits wütend und mit strenger Miene auf die beiden Zwillinge hinab. »Tucker ...«, setzte sie an.
    »Ich kann nichts dafür!« Er war empört, dass es ihn als Ersten treffen sollte.
    »Du hast Tanner geschubst, oder?«
    Wenn überhaupt, sah er noch aufsässiger aus. Sein kleines Gesicht wurde zornrot, und er wäre vor Wut auf und ab gesprungen, wenn Sheila ihn nicht festgehalten hätte. »Das wah ... das wah ... Mimis Schuld!«
    »Mimis?« Cate war wie vom Donner gerührt. Ihre Mutter wirkte genauso verdattert angesichts dieser unerwarteten Wendung.
    »Mimi hat nicht wichtig auf mich aufgepasst!«
    »Tucker Nightingale!«, fuhr Cate ihn an, blitzwütend über diese unverschämte Schuldzuweisung. »Du gehst sofort nach oben und setzt dich auf den Auszeitstuhl! Wie kannst du es wagen, Mimi die Schuld zu geben! Ich schäme mich für dein Verhalten. Ein richtiger Mann gibt nie, nie jemand anderem die Schuld für etwas, das er getan hat!«
    Er flehte Mr Harris mit seinem Blick um Verständnis und Unterstützung an. Cate wirbelte herum und funkelte den Handwerker wütend an, damit er gar nicht auf den Gedanken kam, so etwas wie Mitgefühl zu zeigen. Mr Harris blinzelte, dann sah er Tucker mit hochgezogenen Brauen an und schüttelte langsam den Kopf. »Da hat sie Recht«, seufzte er.
    Tuckers kleine Schultern sackten nach unten, und er begann sich die Treppe hinaufzuschleppen, jeder Schritt so gewichtig, wie es einem Vierjährigen überhaupt möglich war. Noch auf den Stufen brach er in Tränen aus. Oben blieb er stehen und fragte schluchzend: »Wie lang?«
    »Lang«, bekräftigte Cate. Sie würde ihn keinesfalls länger als zwanzig Minuten auf seinem Stuhl sitzen lassen, aber das würde einem Kind mit Tuckers Energie ewig erscheinen. Außerdem müsste Tanner ebenfalls auf dem Auszeitstuhl sitzen, weil er seinen Bruder als »ollen Blöd-Jan« bezeichnet hatte. Na schön, sie kannten also beide das Wort »Blödian« und wussten es einzusetzen. Ihre Kinder hatten jetzt schon zu fluchen begonnen.
    Sie legte das Kinn auf die Brust und sah Tanner zornig an. Er ließ sich seufzend auf der untersten Stufe nieder und wartete darauf, sein Urteil absitzen zu müssen. Mehr musste nicht gesagt werden.
    Mr Harris räusperte sich. »Ich kaufe morgen in der Stadt ein neues Schloss«, sagte er und marschierte mit langen Schritten zur Tür. Sein Rücken bebte eigenartig, und ein-, zweimal hörte sie ein undefinierbares, fast wie Lachen klingendes Grunzen.
    Cate holte tief Luft und drehte sich zu ihrer Mutter um, die ebenfalls die Lippen zusammengepresst hatte.
    »Bist du sicher, dass du die zwei mitnehmen willst?«, fragte Cate müde.
    Sheila holte ebenfalls tief Luft. »Frag mich das nachher noch mal«, sagte sie.

7
    Wegen der Zeitverschiebung trafen Goss und Toxtel noch am frühen Abend in Boise ein. Goss vermutete, dass die in letzter Minute gekauften Tickets ein Vermögen gekostet

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