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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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entfernt war, bereitete Cate ihren Gästen, falls sie das wünschten, gegen Aufpreis eine Abendmahlzeit aus Sandwiches, Chips und Nachspeise. Die Kletterer wünschten es, darum begann sie den kalten Aufschnitt und Käse vorzubereiten. Ihre Mutter beschäftigte währenddessen die Jungs, die allerdings immer wieder auf den Speicher wollten, um Schlangen zu jagen, und machte ihnen etwas zu essen, während Cate die Kletterer versorgte. Bis Cate sich mit Sheila zusammensetzen konnte, war sie so müde, dass sie kaum einen Bissen herunterbrachte. Sie wusste, dass ihr Körper damit auf den Stress des vergangenen Tages reagierte; sie war so erschöpft, als wäre sie den ganzen Tag geklettert und danach drei Stunden gewandert.
    »Mom, ich bin todmüde«, murmelte sie und versteckte ihr Gähnen hinter der vorgehaltenen Hand.
    »Warum gehst du zur Abwechslung nicht mal früh schlafen?« Ihre Mutter stellte die Frage so, dass sie fast wie ein Befehl klang. »Ich kann die Jungs ins Bett bringen.«
    Dass Cate zustimmte, überraschte ihre Mutter und sie selbst. »Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Während du sie ins Bett bringst, kannst du sie gleich darauf ansprechen, dass du sie mitnehmen möchtest. Sie haben noch nie ohne mich übernachtet, ich weiß also nicht, ob sie einverstanden sind.«
    »Überlass das nur mir«, antwortete Sheila selbstbewusst. »Wenn ich mit den beiden durch bin, sind sie überzeugt, dass es nicht mal Disneyland mit Mimis Haus aufnehmen kann.«
    »Nachdem sie noch nie in Disneyland waren, können sie vielleicht nichts mit diesem Vergleich anfangen.«
    »Das sind nur Kleinigkeiten. Morgen früh werden sie dich anbetteln, dass sie mitfahren dürfen. Wenn du überzeugt bist, dass ich sie mitnehmen soll. Ich finde immer noch, dass du eine Nacht darüber schlafen solltest, um sicherzugehen, dass du das nicht nur wegen der Ereignisse von heute Vormittag sagst.«
    »Natürlich tue ich das nur deswegen«, sagte Cate. »Ich will, dass meine Kinder in Sicherheit sind, im Moment habe ich das Gefühl, dass sie es hier nicht sind. Vielleicht überreagiere ich, aber das ist mir egal.«
    Sheila schloss sie in die Arme. »Es ist dein gutes Recht zu überreagieren. Und ich werde dir keine Vorhaltungen machen, wenn du morgen früh deine Meinung änderst... jedenfalls nicht besonders viele.«
    »O danke, das gibt mir gleich neue Zuversicht«, sagte Cate lachend. Sie umarmte die Jungs, küsste sie und erklärte ihnen, dass Mommy früh schlafen gehen und dass Mimi sie ins Bett bringen würde, was sie nicht weiter störte. Die allgemeine Aufregung hatte auch sie müde gemacht; sie rieben sich schon gähnend die Augen.
    Cate putzte sich die Zähne, kämmte sich und fiel ins Bett. Sie war so müde, dass sich ihre Knochen wie aus Gummi anfühlten, doch ihre Gedanken jagten im Kreis herum wie durchgedrehte Eichhörnchen und sprangen hierhin und dahin, ohne sich auf etwas konzentrieren zu können. Immer wieder durchlebte sie Schnipsel dessen, was an diesem Tag geschehen war, aufblitzende Erinnerungen: Neenahs kreidebleiches Gesicht, der Ausdruck in Calvins hellen Augen, als er den Finger um den Abzug der Flinte spannte; zuvor war es ihr gar nicht aufgefallen, doch jetzt sah sie immer und immer wieder jenes winzige Zucken des Zeigefingers vor sich, das anzeigte, dass er tatsächlich schießen würde.
    Mellor musste das ebenfalls bemerkt haben, dachte sie, diese verräterische winzige Bewegung, sonst hätte er vielleicht nicht beschlossen, sich Calvins Willen zu beugen. Sie bibberte unter einem plötzlichen Frösteln und rollte sich im Bett zusammen, um sich an ihrem eigenen Körper zu wärmen. Sie fror oft nachts, was allerdings manchmal weniger eine Reaktion auf die Temperatur als auf die Einsamkeit war, die sie in der Nacht viel schmerzhafter spürte. Heute Nacht leistete ihr die Angst unter der Bettdecke Gesellschaft, die Angst um ihre Kinder, die Angst vor der
    Gewalt, die sie so unerwartet in ihrem Haus heimgesucht hatte, diese Gesellschaft ließ sie frieren.
    Ihr Unterbewusstsein ließ immer wieder Calvins Augen in ihrer Erinnerung aufleuchten. Sie kannte ihn inzwischen seit drei Jahren und hatte doch das Gefühl, ihn heute zum ersten Mal wirklich wahrgenommen zu haben. Sie hatte heute eine Menge über ihre Nachbarn erfahren, sie auf ganz neue Weise schätzen gelernt, aber Calvin war ein Fall für sich. Ihr Bild von ihm hatte sich nicht nur verschoben; es war vollkommen neu erstanden.
    Nie wieder würde sie ihn

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