Im Schutz der Nacht
kaum freie Stühle gab.
Er sah sich ausgiebig um und bemerkte ein, zwei vertraut wirkende Gesichter. Einen Namen konnte er aber nur einem einzigen Gesicht zuordnen, und das gehörte Walter Earl, der den kleinen Eisenwarenladen hier im Ort besaß. Aller Wahrscheinlichkeit nach konnte Earl auch Teagues Gesicht einen Namen zuordnen, was wiederum bedeutete, dass Teague ganz besonders darauf achten musste, nichts zu tun oder zu sagen, was Verdacht erregen könnte, und sich vor allem nie zeigen durfte, während der Plan in die Tat umgesetzt wurde.
Als sein Erscheinen registriert wurde, erstarb das allgemeine Gemurmel, alle betrachteten ihn ausgiebig und keineswegs verstohlen. Manche drehten sich sogar in ihren Stühlen um, damit sie ihn besser sehen konnten. Wahrscheinlich waren die Einheimischen ein bisschen kribbelig, nachdem die beiden Stadtbuben so viel Staub aufgewirbelt hatten, andererseits hätten sie auch sonst keine Hemmungen gehabt, einen Fremden anzuglotzen.
Das Interesse legte sich schnell. Die Stadtburschen hatten sich hier bestimmt so gut eingefügt wie Haie in einem Guppybassin - wobei sie ziemlich schnell gemerkt hatten, dass diese Guppys scharfe Zähne hatten. Teague hingegen sah aus wie einer von ihnen, weil er einer von ihnen war.
Er trug alte Stiefel, im Lauf der Jahre völlig verwaschene Jeans und ein ausgeblichenes Flanellhemd, um die unerwartete Kälte abzuwehren, die in der Luft lag. Auf dem Kopf hatte er eine grüne Baseballkappe, die definitiv nicht neu war. Er hätte jeder von ihnen sein können.
Eine Frau kam in den Speiseraum, beladen mit einem Tablett voller Muffins und Butter, die sie auf einem Tisch abstellte, wobei sie mit geschickter Hand vor jedem Gast einen Teller mit Muffins platzierte und die Butter genau in der Mitte zu stehen kam. Auf jedem Tisch stand bereits ein Sortiment von Marmeladen und Gelees. Im Vorbeigehen lächelte sie Teague an und sagte: »Ich komme gleich.«
Von Goss’ Beschreibung her wusste er, dass sie die Besitzerin war. Komisch, dass Toxtel und Goss sie komplett unterschiedlich beschrieben hatten. Toxtel hatte mit den Achseln gezuckt und sagte: »Sie ist nicht weiter bemerkenswert. Braunes Haar, braune Augen. Ganz normal.« Goss hingegen hatte gelächelt und gesagt: »Sie hat einen tollen Arsch, wie eine Sportlerin. Rund und muskulös. Kleine Titten. Schlaksig, bis auf diesen Arsch. Wie eine Läuferin vielleicht. Langes, gewelltes Haar und dieser komische Kussmund.« Toxtel hatte geschnaubt, doch Goss hatte ihn ignoriert. Die unterschiedliche Reaktion hatte Teague ebenso viel über die beiden Männer verraten wie über die Besitzerin der Pension.
Sie hieß Cate Nightingale. Blöder Name, Nightingale. Was sollte das für ein Name sein? Er hatte ein paar Sachen nachgeprüft und wusste daher, dass sie nicht von hier war. Wie war sie in Trail Stop gelandet? Wieso sollte irgendwer, der nicht hier geboren war, nach Trail Stop ziehen? Die wenigen kleinen Geschäfte wurstelten sich gerade so durch, indem sie die Gemeinde und die Ranches in der Umgebung versorgten, aber sie brachten weiß Gott bestimmt nicht viel ein. Dennoch war dieser Ort für die Menschen, die hier geboren waren, eine Heimat, weshalb manche von ihnen hier geblieben waren, obwohl ihnen die Vernunft gesagt hatte, dass sie schon vor Jahren hätten wegziehen sollen.
Nachdem sie die Muffins serviert hatte, kehrte sie zu ihm zurück. »Was kann ich Ihnen bringen? Einen Muffin oder nur eine Tasse Kaffee?«
Sie hatte eine angenehme Stimme. Eigentlich sah sie nicht so aus, als würde sie etwas an sich nehmen, was ihr nicht gehörte, aber das war nicht sein Problem.
Als hätte er sich unversehens seiner Manieren besonnen, zog er die Kappe vom Kopf und stopfte sie in die hintere Hosentasche. »Äh ... ich bin eigentlich auf der Suche nach Joshua Creed, aber die Muffins sehen wirklich gut aus. Einen bitte, und eine Tasse Kaffee.«
»Kommt sofort.« Sie sah sich um. »Setzen Sie sich einfach irgendwo dazu; wir sehen das hier locker. Fragen Sie einen von den Männern nach Joshua Creed, einer wird schon wissen, wo er steckt.«
Er nickte, und sie segelte durch die Tür davon in die Küche, wo er eine zweite Frau arbeiten sah. Kein Anzeichen von einem Kind, seiner Erfahrung nach merkte man sofort, ob ein Kind im Haus war. Wenn es hier ein Kind gab, war es wahrscheinlich so alt, dass es schon zur Schule ging und erst heute Nachmittag heimkam.
An einem der Tische saß eine Gruppe, die er an der Kleidung als
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