Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)
verstehe, wie du dir das gedacht hast, aber willst du damit sagen, dass du weiterhin arbeiten willst?«
»Natürlich! Nur in der Arbeit bin ich halbwegs sicher. Umgeben von einer Menge Polizisten. Ich glaube nicht, dass mir der Informant während eines Einsatzes oder wenn wir uns im Präsidium aufhalten, gefährlich werden kann«, meinte Irene lächelnd.
Tommy sah sie nachdenklich an.
»Und wie willst du mit Krister und den Mädchen in Kontakt bleiben?«
»Über dich«, antwortete sie fröhlich.
Tommy zog fragend die Brauen hoch, sagte aber nichts.
»Krister besorgt sich eine Prepaidkarte für sein Handy und simst dir dann die neue Nummer. Ohne Absender. Diese Nummer gibst du mir. Ich werde ihn von einem neuen Handy aus anrufen, das ich mir heute noch zulegen werde. Eines mit Prepaidkarte.«
»Klug. Und wie willst du Fragen hinsichtlich des Verbleibs der ganzen Familie beantworten?«
»Das dürfte so schnell nicht auffallen. Katarina und Felipe haben noch zwei Wochen Semesterferien. Jenny teilt dem Restaurant, in dem sie vorübergehend arbeitet, mit, dass es ihrem Vater seit dem Bombenanschlag schlecht geht und sie sich um ihn kümmern muss … ja, du verstehst schon. Und ich rufe den Oberkellner und den Küchenchef des Glady’s an und sage, dass Krister alles zu viel geworden sei und dass er noch mindestens eine Woche lang krankgeschrieben sein wird, wahrscheinlich länger. Außerdem teile ich ihm mit, die Polizei sei der Meinung, dass die Gefahr eines weiteren Anschlags auf das Restaurant bestehe und es deswegen mindestens eine Woche lang geschlossen bleiben müsse.«
Tommy nickte.
»Das mit dem Anschlagsrisiko könnte wirklich stimmen. Glaubst du, dass sich Krister und die anderen im Sommerhaus in Sunne verstecken wollen?«
»Nein. Wir waren uns einig, dass das keine gute Idee sei. Zu viele Leute wissen, dass wir dort ein Haus haben. Nach dieser Sache mit Daniel Börjesson …«
Irenes Magen zog sich vor Unbehagen zusammen. Tommy wusste, wie traumatisch der Vorfall im Björnmyren für sie gewesen war, und ließ die Sache auf sich beruhen. Stattdessen sagte er:
»Nun denn, dann wohnen wir also zusammen. Heute bin ich auf einer Fortbildung, aber was sollen wir morgen zu Abend essen?«
»Da wir beide nicht kochen können, schlage ich vor, dass du auf dem Heimweg bei einer Pizzeria vorbeifährst«, antwortete Irene und lachte.
D afür, dass Irene kaum mehr als zwei Stunden geschlafen hatte, fühlte sie sich erstaunlich munter. Eine Viertelstunde nach Tommy traf sie im Präsidium ein. Sie begrüßten sich wie immer, und niemand im Dezernat konnte ahnen, dass sie zusammen gefrühstückt hatten. Auch an diesem Morgen nahmen Kollegen an der Besprechung teil, die mit der organisierten Kriminalität in der Region befasst waren. Kommissar Stefan Bratt, Fredrik Stridh und Ann Wennberg erschienen gemeinsam unmittelbar vor Beginn der Besprechung. Sie hielten Pappbecher mit Deckel in den Händen. Keine Morgenbesprechung ohne Kaffee, das war auch für Irene eine goldene Regel. Ann trug eine hellblaue, kurzärmelige Bluse, einen gerade geschnittenen dunkelblauen Leinenrock und blaue Ballerinas. Taufrisch wie eine Kornblume, dachte Irene nicht ohne einen gewissen Neid. Sie hatte nach der zehn Kilometer langen Fahrradtour von Jonsered in die Stadt nicht einmal die Zeit gehabt, sich gründlich zu waschen. In der Umkleide befand sich zwar eine Dusche, aber sie hatte sich nur etwas Wasser unter die Arme gespritzt und dann ihr Deo erneuert.
»Guten Morgen zusammen. Es scheint einen richtig schönen Tag zu geben, aber wir werden das Wetter wohl kaum genießen können. Heute haben wir alle Hände voll zu tun«, begann Tommy Persson.
Er wandte sich an Jonny und fragte:
»Was Neues über den Mord an Jan-Erik Månsson?«
»Ja … ich rechne im Laufe des Vormittags mit einem ersten Bericht der Gerichtsmedizin. Einem vorläufigen also. Sara hat sich jedoch die Überwachungsvideos angesehen«, sagte er und nickte seiner Kollegin zu.
Jonny wartete auf etwas, auf was, war nicht ganz klar, und spannte jemand anderen für die Drecksarbeit ein. Typisch! Er wusste das jedoch gut zu kaschieren. Er hat die schöne Kunst des Bummelns fast bis zur Vollendung entwickelt, dachte Irene säuerlich.
Sara betätigte ein paar Tasten ihres Computers, der vor ihr auf dem Tisch stand, und ein Bild einer Überwachungskamera tauchte an der weißen Wand auf. Auf dem unscharfen Foto war ein Mégane zu sehen. Irene war sich relativ sicher, dass
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