Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)
Jan-Erik am Steuer saß. Der Sitz neben ihm war leer, aber sie konnte eine dunkle Gestalt auf dem Rücksitz ausmachen.
»Zusammen mit ein paar Kollegen bin ich die Filme von verschiedenen Straßen durchgegangen, die zum Tatort führen. Schließlich haben wir Jan-Erik Månssons Auto entdeckt. Es kam um 4.17 Uhr am Montagmorgen an einer Kamera in Råda vorbei. Man sieht, wie Månsson auf den Säterivägen einbiegt. Um zum Fundort des Autos zu gelangen, muss er auf verschiedenen kleinen Straßen weitergefahren sein. Leider gibt es dort keine Kameraüberwachung. Aber …«
Sara hielt inne, als Jonny die Hand hob und das Viktory-Zeichen machte. Er versuchte die Ehre für ihren Fleiß einzuheimsen. Typisch Jonny, dachte Irene erneut.
»… uns ist auch ein nachfolgender, dunkler Audi A4 aufgefallen, mit Schiebedach«, fuhr Sara scheinbar unberührt fort.
»Habt ihr die Fahrer der Autos erkennen können?«, warf Fredrik ein.
»Ja. Månsson hat ja seinen eigenen Wagen gefahren, aber jemand saß hinten. Der dunkle Audi hatte natürlich falsche Kennzeichen. Allerdings nicht mehr dieselben wie vom Abend der Attacke auf Ritva Ekholm. Diese Kennzeichen stammen von einem Volvo V50, der in Kungsbacka zugelassen ist. Der Fahrer sieht aus wie der Typ, der am Steuer saß, als die Sprengladung an dem Auto von Familie Huss hochging und als Ritva Ekholm misshandelt wurde. Wir sind uns auch sicher, dass es in allen drei Fällen derselbe Audi war, obwohl die Kennzeichen ausgetauscht wurden. Der Fahrer lässt sich jedoch nicht identifizieren, weil er wie immer eine große Baseballkappe tief in die Stirn gezogen hat.«
»Vielleicht kann man sich ja die Tätowierungen auf den Händen näher ansehen. Sie sind ja auf diesen Fotos auch recht scharf«, meinte Jonny eifrig.
»Der Audi taucht auf den Bildern der Über wachungskamera in Råda ein weiteres Mal auf, und zwar um 5.06 Uhr auf dem Rückweg Richtung Göteborg.«
Sara beendete ihren Bericht mit der Projektion dieses Materials. Der Fahrer sah aus wie auf den anderen Bildern. Neben ihm saß Andreas Brännström.
»Wir wissen, dass Månsson am Montagmorgen um 4.17 Uhr noch am Leben war. Andreas Brännström saß auf dem Rücksitz und zwang ihn, zum Tatort in Landvetter zu fahren. Wahrscheinlich wurde er sofort getötet, als sie an dem Fundort des Autos eintrafen. Der Zeitpunkt des Todes war irgendwann zwischen 4.35 und 4.55 Uhr. Niemand hat zu dieser Zeit Rauch oder ein Feuer am Landvettersjön gesehen. Der Grund dafür ist wohl, dass die meisten Leute zu der Zeit im Bett lagen und schliefen und dass die Gegend unbebaut ist«, fasste Tommy zusammen.
Dann berichtete er, dass die Fahndung nach Andreas Brännström bislang ergebnislos verlaufen sei. Es gebe Bilder vom Vortag, die einen einzelnen Motorradfahrer zeigten, der über die Öresundbrücke gefahren sei. Er habe zwar keine Abzeichen auf dem Helm oder auf der Jacke getragen, aber sein Körperbau stimme mit Brännströms Personenbeschreibung überein. Es war anzunehmen, dass er das Land verlassen hatte, deswegen suchte Interpol jetzt nach ihm. Wahrscheinlich war auch, dass er sich in Kopenhagen einen falschen Pass beschafft hatte und schließlich in ein Flugzeug mit unbekanntem Ziel gestiegen war. Mittlerweile könne er überall auf der Welt sein.
Brännström hat wirklich schnell spitzgekriegt, dass wir ihn identifiziert haben, dachte Irene.
Kommissar Bratt meldete sich zu Wort.
»Habt ihr euch mit Kazan Ekici unterhalten?«, fragte er und sah nacheinander Ann und Fredrik an.
»Ich habe Kazan Ekici gestern verhört, aber er bestreitet, sich auch nur in der Nähe der Kolgruvegatan aufgehalten zu haben. Er behauptet, er und sein Freund Fendi Göks seien unterwegs zu einem Fest in Lillhagen gewesen und hätten sich das Auto des Vaters geliehen. Hinter dem Tingstadstunnel seien sie jedoch falsch abgebogen und hätten sich in der Gegend der Ringögatan verfranzt. Er sagte aus, dass sie über das Brantingkreuz zurückfahren wollten, sich dann aber abermals verfuhren und deswegen beschlossen, auf derselben Strecke zurückzufahren. Angeblich ließen sie das Fest sausen, fuhren zurück in die Stadt und gingen stattdessen in die Kneipe. Fendi Göks bestätigt das natürlich. Und wir haben uns mit dem Barkeeper besagter Kneipe unterhalten, und auch er bestätigt, dass Kazan und sein Freund irgendwann vor elf dort auftauchten. Es gibt also keinerlei Beweise, dass Kazan und Fendi etwas mit dem Mord zu tun haben, und deswegen haben wir
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