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Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Kette überprüft. Alles war, wie es sein sollte«, versicherte Fredrik.
    »War das auf dem Weg zur Schafsweide oder auf dem Rückweg?«, wollte Irene wissen.
    »Auf dem Weg dorthin. Auf dem Rückweg sind wir ja gerannt, um so schnell wie möglich zum Hotel zurückzukommen«, antwortete Fredrik, der seine Verärgerung nur schlecht unterdrücken konnte.
    »Jemand muss die Kette gekappt haben, nachdem wir diese und das Schloss überprüft hatten«, meinte Ann.
    »Nur seltsam, dass keiner von uns weder vor noch nach dem Mord irgendeinen Verdächtigen gesehen oder gehört hat«, sagte Fredrik und sprach damit aus, was Irene dachte.
    »Im Hotel befanden sich doch über hundert Leute«, murmelte jemand hinter Irene.
    Fredrik nickte und fuhr fort:
    »Stimmt. Darauf wollte ich auch hinaus. Wir haben keinen Verdächtigen außerhalb der Mauer gesehen. Vielleicht soll uns die Kette ja auch nur auf die falsche Fährte locken. Wir sollen glauben, der Mörder sei auf diesem Weg gekommen und auch wieder verschwunden. Obwohl er – oder sie – an dem Fest teilgenommen hatte und …«
    Stefan Bratt unterbrach ihn und projizierte gleichzeitig das nächste Bild an die Wand. Im scharfen Licht eines Scheinwerfers war eine zertrampelte Wiese zu erkennen.
    »Die Kriminaltechniker haben frische Fußspuren in der feuchten Erde außerhalb der Pforte gesichert. Sie waren ziemlich tief. Derjenige, der sie hinterlassen hat, wog sicher um die hundert Kilo. Die Abdrücke stimmen nicht mit unseren Sohlen überein. Es handelt sich um die Sohlen von Motorradstiefeln der Marke Red Wing. Superteuer! Schuhgröße 45. Die Spur führt ein Stück in die Landschaft auf der anderen Seite des Pfads. Dort hat sich der Schütze also nur wenige Schritte von der Pforte entfernt versteckt. Dann verläuft die Spur parallel zur Mauer und auf die Weide. Auf der anderen Seite der Weide befindet sich eine Straße. Dort könnte ein Auto oder ein Motorrad gestanden haben.«
    Seiner Stimme war anzuhören, wie müde er war. Seiner Miene nach zu urteilen, hatte er während der letzten vierundzwanzig Stunden nicht geschlafen.
    »Du hast gesagt, ihr hättet die Pistole gefunden«, meinte ein älterer Polizist mit Bürstenschnitt vom Dezernat für organisiertes Verbrechen, dessen Namen Irene nicht kannte.
    »Ja, die lag vor der Pforte«, sagte Stefan Bratt und klang wieder etwas munterer.
    Rasch zeigte er ein neues Foto. Die Nahaufnahme einer Pistole, die im Gras lag.
    »Eine Beretta 92S. Magazin für fünfzehn Patronen. Präzisionswaffe«, fasste er kurz zusammen.
    »Ein Profi«, meinte Fredrik.
    »Definitiv. Die Pistole ist in der Spurensicherung.«
    Jemand könnte sie auch durch das Gitter der Pforte geworfen haben, dachte Irene. Und die Kette könnte von innen bereits vor dem Mord durchtrennt worden sein, wie Fredrik gemeint hat.
    Sara hob diszipliniert die Hand und meldete sich zu Wort. Kommissar Bratt nickte ihr zu.
    »Ein Gedanke kam mir: Könnte es jemand aus der Familie der betrogenen Ehefrau sein? Rache für die Entehrung der Familie? Oder aus Angst, dass sich Danni scheiden lassen könnte, weil die Geliebte schwanger ist?«, schlug sie vor.
    »Das können wir natürlich nicht ausschließen«, gab ihr der Kommissar recht.
    Er drehte sich um und betrachtete die Beretta.
    »Aber es gibt noch mehr Leute, die Danni nach dem Leben trachteten. Es könnte sich um interne Streitigkeiten gehandelt haben. Andy Mara war es vielleicht leid, immer dem kleinsten Wink seines großen Bruders gehorchen zu müssen. Vielleicht wollte er ja der Boss der Gangster Lions werden? Aber uns ist nichts über Streitigkeiten zwischen den beiden bekannt. Hingegen wissen wir, dass der Gothia MC noch ein Hühnchen mit den Löwen zu rupfen hatte. Ich finde, es ist höchste Zeit, dass wir in Gråbo vorbeischauen«, meinte Stefan Bratt finster.
    »Heute noch?«, wollte Fredrik wissen.
    »Nein. Morgen Nachmittag. Heute konzentrieren wir uns auf die Gangster Lions und verhören all jene, die gestern auf dem Fest dabei waren. Wir müssen uns ein so klares Bild wie möglich über das, was geschehen ist, verschaffen. Und achtet darauf, ob etwas darauf hindeutet, dass andere Dinge im Gange sein könnten.«
    Die schweren Regenwolken der Nacht waren in den frühen Morgenstunden verschwunden, und es sah aus, als würde es einen strahlenden Tag geben. Es war das letzte Wochenende der Sommerferien. Irene und Sara fuhren auf dem Angeredsled Richtung Gunnared, wo Kazan Ekici wohnte. Man hatte ihnen Kazan

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