Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)
Stefan Bratt und betrachtete die versammelte Schar Polizisten.
Er öffnete die Flasche Mineralwasser, die vor ihm auf dem Tisch stand, und goss die sprudelnde Flüssigkeit in ein Glas. Ohne zu trinken, fuhr er fort:
»Wir hatten also beschlossen, ein Auge auf Danni Maras Fest in Sävedalen zu haben, da wir die Gefahr, der Gothia MC könnte in Erscheinung treten, um den Mord an Patrik Karlsson zu rächen, für recht groß hielten. Geplant war, mit unserer Anwesenheit Vergeltungsaktionen zu verhindern, und die Geschehnisse im Auge zu behalten. Im Nachhinein lässt sich feststellen, dass die Ereignisse dramatisch verliefen.«
Letzteres sagte er mit einem unfrohen Lächeln. Kichern und zustimmendes Lachen waren aus dem Publikum zu hören. Energisch tippte Kommissar Bratt auf eine Taste des Computers, der auf dem Tisch stand. Bilder des blutigen Danni Mara tauchten auf dem Whiteboard auf.
»Der Einsatz wurde wie geplant durchgeführt. Wir überprüften die Identität sämtlicher Gäste und postierten uns anschließend auf dem Gelände außerhalb des Tagungshotels. Nichts Auffälliges ereignete sich, bis um 23.34 Uhr zwei Schüsse in rascher Folge aus einer Waffe ohne Schalldämpfer abgefeuert wurden. Das wissen wir inzwischen, da die Pistole gefunden worden ist. Ich komme später darauf zurück. Als zwei Kollegen und ich ins Haus rannten, strömten die Gäste bereits auf die Terrasse und in den Park auf der Rückseite. Uns war schnell klar, dass auf jemanden geschossen worden war. Wir drängten uns zu einem Mann durch, der auf der Erde lag. Er lag auf dem Rücken, und zwei Schüsse hatten ihn von vorne getroffen. Einer in der Stirn, der andere direkt ins Herz. Das Blut strömte stoßweise aus der Herzwunde. Als wir bei ihm eintrafen, stellte ich fest, dass er bereits tot war. Im Krankenwagen wurde er dann offiziell für tot erklärt.«
Bratt verstummte und betrachtete sein Publikum.
»Laut seinem Leibwächter Ali Reza, der den meisten von uns ja nicht ganz unbekannt ist, wollte sich Danni Mara gerade zum Pinkeln hinter die Fliederbüsche an der Mauer stellen. Offenbar ist es bei diesen Herren Sitte, in den Garten zu pinkeln. Dazu noch einmal die Fotos von der Entlassungsfeier im Mai, die ich vorgestern schon einmal gezeigt habe.«
Er warf ein neues Foto an die Wand. Im Dämmerlicht eines späten Maiabends waren die Rücken zweier Hemden tragender Männer zu erkennen, die sich Fliederbüschen zuwandten. Der eine legte dem anderen einen Arm um die Schultern. Vielleicht musste er ja gestützt werden. Dieses Männerritual, in Gottes freier Natur Wasser zu lassen, wird nach ein paar Gläsern auch in anderen Kreisen zelebriert, dachte Irene.
»Wie man sieht, wurden diese armen Pflanzen bereits bei früheren Anlässen als Freilufttoilette missbraucht. Laut Ali Reza hatte Danni darauf bestanden, beim Pinkeln allein zu sein. Der andere Leibwächter, Alis Bruder Omid, drehte zu der Zeit gerade eine Runde durch den Park. Er gibt an, Stimmen auf der anderen Seite der Mauer gehört zu haben. Er drehte sich um, als Dannis Ehefrau Elif ihn ansprach. Ali stand mit dem Rücken zum Garten und konnte so das Mündungsfeuer der Waffe nicht sehen. Danni Ma ras Frau sah es aus dem Augenwinkel. Sie sagt, die Schüsse seien aus der Richtung der Gartenlaube gekommen. Diese liegt knapp fünf Meter von der Pforte entfernt.«
Ein Foto wurde an die Wand projiziert. Tageslicht und ein wenig Schnee machten deutlich, dass es bei einer anderen Gelegenheit aufgenommen worden sein musste. Das kleine Gebäude bedurfte dringend einer Renovierung. Stefan Bratt tippte wieder auf eine Taste, und ein neues Foto der Laube erschien. Die verzogene Tür hing nur noch an einem Scharnier. Ohne weiteren Kommentar warf Bratt das nächste Foto an die Wand. Auf dem Whiteboard waren die Mauer und eine der Pforten zu sehen. Es war die Pforte, die nur wenige Meter vom Freiluftpissoir der Herren und der Laube entfernt lag, also nicht jene, die Irene am Vor abend überprüft hatte. Auf dem nächsten Bild waren eine Kette und ein stabiles Vorhängeschloss zu sehen. Das Foto war mit Blitz aufgenommen und sehr scharf. Nur ein Fehler war erkennbar: Schloss und Kette lagen auf der Erde, und die Pforte war nur angelehnt.
»Entschuldigung, aber hat gestern Abend denn niemand diese Pforte überprüft? Ich habe mir die Pforte auf der anderen Seite angesehen, und die war ordentlich abgeschlossen«, sagte Irene mit Nachdruck.
»Doch, ich habe sowohl Vorhängeschloss als auch
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