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Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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steile Karriere gemacht. Einzelgänger, aber umgänglich, heißt es«, erwiderte er ruhig.
    Irene nickte. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie musste noch vor der Morgenbesprechung mit Tommy sprechen.
    Irene fand ihren Chef in seinem Dienstzimmer. Tommy schaukelte auf seinem neuen Bürostuhl und starrte nachdenklich auf den Bildschirm. Er schien jedoch nichts zu sehen, und sie sah, dass er tief in Gedanken versunken war.
    »Hast du mit Bratt gesprochen?«, fragte sie sofort, nachdem sie über die Schwelle getreten war.
    »Er müsste jeden Moment auftauchen«, antwortete Tommy müde, ohne vom Bildschirm aufzuschauen.
    »Gut. Denn nicht er ist der Informant.«
    »Nicht?«
    Tommy blickte erstaunt zu Irene auf.
    »Nein. Hannu kommt gleich und erzählt, was er herausgefunden hat.«
    »Aber wer …«
    Tommy hielt inne, als Stefan Bratt eintrat. Er hielt sein Handy in der Hand, warf einen letzten Blick auf das Display und schaltete es dann aus. Auch ihm waren die vielen Überstunden der letzten Tage anzusehen. Er hatte dunkle Ringe um die Augen und müde Falten um die Mundwinkel. Sein schütteres blondes Haar war nicht so sorgfältig wie zu Beginn ihrer Zusammenarbeit über seine Glatze geföhnt. Im Übrigen war er tadellos gekleidet, er trug eine beige Hose, ein hellblaues Hemd und ein beiges Leinenjackett.
    »Einen guten Morgen«, grüßte er und nickte Irene und Tommy zu.
    »Dir auch«, erwiderte Tommy und sah immer noch verwirrt aus.
    Er seufzte erleichtert, als Hannu sein Büro betrat.
    »Entschuldige, Tommy, aber du wolltest vor der Besprechung mit mir unter vier Augen sprechen?«, fragte Stefan Bratt betont höflich und sah die beiden Inspektoren fragend an.
    »Richtig, aber die Dinge haben eine unerwartete Wendung genommen.«
    Tommy bat seinen Kollegen, Platz zu nehmen. Stefan Bratt ließ sich mit abwartender Miene auf einen Stuhl sinken. In der Hand hielt er immer noch sein Handy. Tommy forderte Hannu mit einem Blick auf, das Wort zu ergreifen.
    Mit seiner üblichen Gelassenheit begann er vorzutragen, was er herausgefunden hatte. Stefan Bratt wurde währenddessen immer bleicher, verzog aber keine Miene. Während Hannu sprach, schien er kein einziges Mal zu blinzeln.
    Als Hannu fertig war, sah Stefan Bratt aus wie ein Gespenst. Glücklicherweise saß er bereits, sonst wäre er sicher ohnmächtig geworden und umgefallen. Seine hellblauen Augen waren fast in den Augenhöhlen verschwunden, und sein Mund war nur noch ein Strich.
    »Stefan, war dir davon etwas bekannt?«, fragte Tommy vorsichtig.
    Der Kommissar schien die Frage erst nicht gehört zu haben, aber nach einer Weile bewegte er seine starren Lippen und sagte mit Mühe:
    »Nein. Nicht dass Patrik und sie Geschwister waren. Auch nicht, dass sie sich kannten … nichts.«
    »Hattest du zu irgendeiner Zeit den Verdacht, dass Ann die Informantin sein könnte?«
    »Nein …«
    Seine Stimme versagte, und er verstummte abrupt.
    »Du sagtest, du warst allein im Büro, als ich dir von der Verlegung Kazans auf eine normale Station erzählte. Stimmt das?«, fuhr Tommy fort.
    Der leichenblasse Mann auf der anderen Seite des Schreibtisches schüttelte schließlich den Kopf und seufzte tief. Er schluckte einige Male, dann richtete er sich auf und antwortete:
    »Ja und nein. Als ich dich anrief, um mehr über den Drogenfund bei Kazan zu erfahren, war ich alleine in meinem Büro. Während wir telefonierten, trat Ann ein, um einige Mappen auf meinen Schreibtisch zu legen. Sie hörte Teile der Unterhaltung und könnte gesehen haben, was ich mir auf meinem Block auf dem Schreibtisch notierte, und zwar den Namen Kazan, die Nummer der Station und die Zimmernummer.«
    Er verstummte. Sein Gesicht war ausdruckslos. Nur seine schmalen Finger, die ständig an dem Handy fingerten, ließen seine Erregung erkennen.
    Dann fuhr er mit fester Stimme fort:
    »Sie legte die Mappen auf meinen Schreibtisch und bedeutete mir, dass sie später wiederkommen würde. Dann verließ sie das Zimmer. Ich sah durch die Glas wand, dass sie Richtung Toiletten ging. Von dort aus … muss sie sie kontaktiert haben.«
    Seine Stimme bebte wieder, und er verstummte.
    »Konnte sie den Block sehen? Ist sie an deinen Schreibtisch herangetreten?«, fragte Irene.
    »Ja.«
    »Weiß Ann von unserer Besprechung vor dem Treffen der Bandenbosse im Pravda?«, fragte Tommy.
    Stefan Bratt schüttelte leicht den Kopf.
    »Nein. Ich hatte noch keine Zeit, den anderen von Irenes Gespräch mit Kazan zu berichten. Ann sitzt in

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