Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)
wieder auf seinen Pizzarest.
»Ich erhielt einen Anruf aus der Klinik. Man teilte mir mit, er sei auf die normale Station verlegt worden. Ich erhielt alle Angaben, also die Nummer der Station und die Zimmernummer. Leider konnte ich dir nicht gleich Bescheid sagen, weil mich gleich darauf Stefan Bratt anrief. Er hatte von der Koksbeschlagnahme bei Kazan gehört und war ziemlich sauer, weil er nicht informiert worden war. Das ist ja heikel, da wir diese Ermittlung gemeinsam durchführen. Das betonte er auch mehrmals.«
»Aber das war doch nur zur Sicherheit, weil es eine undichte Stelle gibt …«, begann Irene, aber er hob ungeduldig die Hand.
»Ich weiß. Ich habe dir aufgetragen zu tun, was du für richtig hältst, und das habe ich auch zu Stefan gesagt. Aber ich habe mich bei ihm entschuldigt und ihm dann ausführlich von dem Einsatz berichtet, auch davon, dass Kazan von der Intensivstation auf eine normale Station verlegt worden ist. Ich habe ihm die Nummer der Station und die Zimmernummer durchgegeben. Wir diskutierten, ob wir Kazan bewachen lassen sollten. Nicht im Hinblick auf seine Sicherheit, sondern im Hinblick auf die Fluchtgefahr. Wir beschlossen abzuwarten, da es ihm noch so schlecht ging und keine Flucht zu erwarten war. Als ich dich später anrief, warst du bereits in der Klinik und …«
»… da hatte ich mein Handy ausgeschaltet«, ergänzte Irene.
»Genau.«
»Wie spät war es, als du mich angerufen hast?«
»Kurz nach halb sechs.«
Genau da hatte sie ein Schild in der Empfangshalle des Krankenhauses befolgend ihr Handy ausgeschaltet. Sie hatte erst die Intensivstation und dann die normale Station aufgesucht und sich dort die Ausführungen Dr. Enkvists angehört. Insgesamt hielt sie sich etwa eine halbe Stunde im Krankenhaus auf, ehe sie zu Kazan vorgelassen wurde.
»Tommy, hast du außer mit Bratt noch mit jemandem über die Verlegung Kazans gesprochen?«, fragte Irene leise.
»Nein. Und ich habe Stefan noch gefragt, ob er alleine im Zimmer sei, was er bejahte, ehe ich ihm die Information gab.«
»Außer Bratt wusste also niemand, auf welcher Station und in welchem Zimmer Kazan lag?«
»Genau.«
Sie sahen sich an.
»Meine Güte, Stefan Bratt«, flüsterte Irene.
Tommy lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. Mit einem lauten Seufzer sagte er:
»Du kannst dir vorstellen, unter welchem Druck ich heute gestanden habe.«
»Ich kann das nicht glauben.«
»Ich auch nicht. Aber es muss so sein.«
Irene nickte. Bei dem Gedanken schwindelte es ihr. Der Chef des Dezernats für organisiertes Verbrechen war der Informant des Gothia MC . Stefan Bratt war kein normaler Polizist, sondern trug die Hauptverantwortung für den Kampf gegen das organisierte Verbrechen in Västra Götaland.
»Er muss den Gothia MC sofort nach dem Telefongespräch mit dir informiert haben. Die Mörder müssen schon vor dem Krankenhaus gewartet haben oder ganz in der Nähe«, meinte Irene.
»In der Nähe ist vermutlich zutreffend. Wir haben zwei Zeugen, die den weißen Volvo C30 in der Nähe der Schrebergartensiedlung Torpa gesehen haben. Von dort aus sind es nur wenige Minuten zum Krankenhaus. Das Auto taucht auch auf der Überwachungskamera des Krankenhausparkplatzes auf. Leider erkennt man die aus dem Auto steigenden Männer nur undeutlich. Die Intervalle zwischen den Aufnahmen sind zu lang. Es gibt aber ein Bild, das sie beim Einsteigen zeigt. Allerdings von hinten. Das Kennzeichen des Fahrzeugs ist lesbar. Es ist der Wagen, der einige Stunden zuvor in Partille gestohlen wurde.«
»Das Auto ist nicht gefunden worden?«
Tommy schüttelte müde den Kopf. Wahrscheinlich haben sie es an einen abgelegenen Platz gefahren und angezündet, dachte Irene. So wurde in der Regel mit gestohlenen Fahrzeugen verfahren, oder man besprühte den Innenraum mit dem Schaum aus einem Feuerlöscher. Damit vernichtete man garantiert alle DNA -Spuren, allerdings setzte das einen Feuerlöscher voraus. Brandstiftung war unkomplizierter. Irene vermutete, dass sie bald von einem ausgebrannten Volvo C30 hören würden.
»Hast du kontrolliert, wer vom Präsidium aus telefoniert hat? Bratt müsste den Anruf sofort nach Beendigung des Gesprächs mit dir getätigt haben«, meinte Irene.
»Ich habe Hannu heute Morgen sofort damit beauftragt. Es gibt eine SMS , die um 17.37 Uhr aus dem Präsidium geschickt wurde, deren Absender sich aber nicht feststellen lässt.«
»Von einem Informanten ist auch nichts anderes zu erwarten. Es gilt,
Weitere Kostenlose Bücher