Im siebten Himmel mit einem Vampir: Argeneau Vampir 10
komme ich im Herbst, im Winter und im Frühling her. Dann ist es angenehm ruhig und es sind nur ein paar Leute hier, die das ganze Jahr in ihrem Cottage leben. Denen kann man normalerweise mühelos aus dem Weg gehen. Und wenn mir doch mal jemand begegnet, übernehme ich die Kontrolle über seinen Verstand und schicke ihn weiter.” Einen Moment lang schwieg Decker, dann fragte er Bricker: „Hat der Rasenmäher dich auch aufgeweckt?”
„Oh ja”, bestätigte der jüngere Unsterbliche ein wenig gereizt. „Die Wände hier sind ja nur hauchdünn, Decker. Aus was bestehen die? Aus Toilettenpapier?”
„Das dürfte wohl nicht den Bauvorschriften entsprechen”, entgegnete Decker amüsiert. „Ich habe übrigens vor, das Cottage abzureißen und etwas Neues zu bauen. Ich warte nur darauf, dass sich meine Nachbarn zum Verkauf entschließen, damit ich ihr Grundstück dazunehmen und mich ein wenig vergrößern kann.”
Der ehrgeizige Plan ließ Mortimer hellhörig werden. „Willst du deinen Nachbarn bei der Entscheidung unter die Arme greifen? Ansonsten könnte das ziemlich lange dauern.”
„Ich habe Zeit”, gab Decker zurück. Dem konnte Mortimer nichts entgegenhalten. Denn wenn nicht ein Mord oder ein extrem unglücklicher Unfall dazwischenkam, war Zeit etwas, über das sie alle ohne Ende verfügten.
„Außerdem konnte ich kaum schlafen, weil es da oben so heiß ist”, klagte Bricker und fügte dann neidvoll an: „Hier unten ist es viel kühler.”
„Dann ist wohl die Klimaanlage nicht angesprungen”, meinte Decker verwundert. „Ich werde mich mal darum kümmern.”
„Die kann nicht anspringen, weil kein Strom da ist”, kam Mortimer ihm zuvor.
„Kein Strom?”, fragte Decker überrascht. „Als ich gestern Abend das Haus verlassen habe, war noch alles in Ordnung.”
„Als wir in der Nacht gekommen sind, war der Strom schon weg”, ließ Bricker ihn wissen.
„Jesus!” Decker machte kehrt und lief zu einem Kühlschrank an der gegenüberliegenden Wand. Er öffnete ihn und stöhnte entsetzt auf, als er sah, dass das Licht nicht anging. Aber auch so war es hell genug, um die ordentlich in Reih und Glied gestapelten Blutbeutel erkennen zu können. Blutbeutel, die unbrauchbar waren.
„Die dürften hinüber sein”, knurrte Decker, der sich dennoch vorbeugte, um die Hand auf mehrere der Beutel zu legen. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass ihm die Temperatur nicht behagte. Er richtete sich auf und warf verärgert die Tür des Kühlschranks zu. „Das muss das Unwetter gewesen sein. Ich hätte nachsehen sollen, als ich zwischendurch noch mal da war. Hier oben genügt ein kleiner Schauer, und schon fällt überall der Strom aus.”
„Keine Sorge, wir haben genügend Blut mitgebracht. Du kannst was von uns bekommen”, ließ Mortimer ihn wissen.
„Wenn du es oben in den Kühlschrank gelegt hast, können wir das ebenfalls vergessen”, erklärte Decker.
„Haben wir nicht”, versicherte Bricker ihm und berichtete von der speziellen Kühlbox, die sie mitgebracht hatten.
„Wie lange läuft die auf Batterie?”, fragte Decker.
Mortimer zog die Brauen zusammen. „Ich glaube, die haben was von vierundzwanzig Stunden gesagt.”
„Na, es gibt keinen Grund, die Zeit komplett auszureizen. Ich habe einen Generator. Ich werde ihn einschalten, dann können wir das verdorbene Blut im Kühlschrank gegen eure Konserven austauschen.” Auf dem Weg zur Treppe murmelte er: „Also darf ich heute Abend schon wieder zur Mülldeponie fahren.”
„Als ich mich letzte Nacht umgesehen habe, ist mir kein Generator aufgefallen”, wunderte sich Bricker.
„Der steht im Schuppen hinter dem Cottage”, erklärte Decker und verschwand nach oben. Als der Rasenmäher nebenan ausgestellt wurde, brachte die plötzliche Stille Mortimers Gedanken zurück zu den Frauen. Gerade drehte er sich zum Fenster um, da begann laute Musik loszuplärren. Offenbar war man mit dem Mähen fertig, da Alex das Gerät zurück in die Garage schob, während Sam zu den Stufen ging, die auf die Veranda führten.
Plötzlich blieb sie aber stehen, da Jo, die dritte Schwester, mit drei Flaschen aus dem Haus kam. Durch das klare Glas war eine goldgelbe Flüssigkeit zu sehen, in der Limonenscheiben trieben. Trotz der Entfernung konnte er auf einer der Flaschen deutlich den Schriftzug Corona entziffern. Es handelte sich also um mexikanisches Bier.
„Scheint so, als ob unsere Nachbarinnen partyverrückt sind”, meinte Bricker, der neben ihm stand und
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