Im sinnlichen Bann des Sizilianers
werde ich nur mit ihm selbst sprechen, und auch erst dann, wenn er alt genug ist.“
„Was ist mit einem DNA-Test?“
„Wozu? Das nützt nur dir etwas, nicht ihm. Zudem scheinst du ziemlich sicher zu sein, dass er nicht dein Kind ist.“
„Für mich steht eines fest: Falls er mein Sohn ist – egal, wie gering die Wahrscheinlichkeit sein mag –, soll er nicht in dem Glauben aufwachsen, ich würde mich nicht um ihn kümmern.“
Seine Worte überraschten sie, vor allem, weil sie absolut aufrichtig klangen.
Und was eiskalt durch ihre Adern jagte, war keine Wut, sondern nackte Angst.
„Ich werde keinen DNA-Test durchführen lassen, nur um dir Sicherheit zu verschaffen. Akzeptiere doch einfach mein Versprechen, dass ich keine Ansprüche stellen werde. Oliver ist mein Kind, basta .“
„Und laut deinem Großvater ist er auch mein Kind. In dem Fall habe ich ihm gegenüber eine Verantwortung, die ich auch zu erfüllen gedenke. Dabei will ich ihn natürlich nicht in Mitleidenschaft ziehen. Einen Test kann man auch ganz einfach ohne sein Wissen durchführen. Eine kleine Speichelprobe genügt.“
„Nein!“
„Dir ist wichtig, dass du deinen Großeltern ihre letzte Ruhestätte zukommen lassen willst. Und ich möchte wissen, ob ich einen Sohn habe oder nicht.“
„Das ist Erpressung“, warf sie ihm vor.
„Ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, ob dieses Kind von mir ist. Dein Großvater glaubte es, und er war der Meinung, dass der Kleine mich braucht. Sein Brief ist in diesem Punkt eindeutig. Ich respektiere den Mann und gehe daher davon aus, dass er es nicht auf meinen Status oder mein Geld abgesehen hatte. Ihm lag das Kindeswohl am Herzen. Kannst du als geschulte Familientherapeutin wirklich hier vor mir stehen und mir erzählen, du willst deinem Sohn die Wahrheit vorenthalten?“
„Was denn vorenthalten? Soll er der Bastard eines Mannes sein, der die Kindsmutter im Stich gelassen hat? Der zuließ, dass sie öffentlich an den Pranger gestellt und mit Schimpf und Schande aus dem Dorf gejagt wurde? Du wünschst dir doch, der Test würde negativ ausgehen! Es wird immer diese dominante Gemeinde geben, ob hier oder in London, die meinen Sohn diskriminiert, weil er unehelich geboren ist. Und ich lasse nicht zu, dass mein Kind für meine Sünden bezahlen muss!“
„Deine Anschuldigungen sind haltlos. Sollte sich herausstellen, dass ich der Vater bin, können wir die Angelegenheit in Ruhe weiterbesprechen. Bis dahin konzentrieren wir uns lieber darauf, die Vaterschaft erst einmal festzustellen.“
„Falls ich einem heimlichen Test zustimme, verlange ich, dass mein Sohn nichts davon erfährt.“
„Einverstanden.“ Immerhin wollte er dem Kleinen auf keinen Fall schaden. „Ich werde mich um alles kümmern. Und sobald das Ergebnis feststeht …“
„Wäre es für dich nicht doch einfacher, den Brief meines Großvaters einfach zu vergessen?“, versuchte sie es ein letztes Mal.
„Das ist unmöglich“, widersprach er – kompromisslos.
3. KAPITEL
„Und Billy hat nur gewonnen, weil sein Vater da war und ihm gesagt hat, wie er spielen soll!“
Schon seit Louise ihren Sohn vom Kinderclub abgeholt hatte, beschwerte er sich ununterbrochen darüber, beim Tennis gegen einen anderen Jungen verloren zu haben. Mittlerweile saßen sie beim Abendbrot, und er konnte das Thema immer noch nicht lassen.
Ihr erster Impuls war, ihn tröstend in ihre Arme zu nehmen, aber ihr Sprössling fand eine derartige Zurschaustellung mütterlicher Fürsorge inzwischen unerträglich peinlich. Also blieb sie standhaft und kämpfte stattdessen mit ihrem schlechten Gewissen, nachdem sie einen Trick anwenden musste, um an die notwendige DNA-Probe von Oliver zu kommen. Sie hatte behauptet, er würde heiser klingen, und sie wolle seinen Hals genauer untersuchen.
Die Probe war bereits auf dem Weg zu Caesar, der sich um den Rest kümmerte.
Nach wie vor fühlte Louise sich von ihrem Großvater verraten! Wie hatte er sie nur so hintergehen können?
Sobald das Testergebnis feststand, musste sie Caesar davon überzeugen, dass sie keinerlei Ansprüche an ihn stellte. Oliver sollte nicht im Gegensatz zu Caesars späteren leiblichen Kindern die zweite Geige spielen müssen.
Sie runzelte die Stirn. Wenn man Caesars Umfeld bedachte, fragte man sich unwillkürlich, warum er nicht längst verheiratet war. Seine traditionelle Pflicht war es doch, Erben zu zeugen? Der Adelstitel, die Ländereien, der ganze Reichtum … all das wurde seit
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