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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sagte, es würde eingebrochen.«
    »Von Zeit zu Zeit«, erwiderte Koppel. »Allerdings nicht in den Übergangshäusern. Was sollte man da schon mitnehmen?«
    »Sie rekrutieren ihre eigenen Mieter als Hausmeister?«
    »Ich erhalte Empfehlungen von den Verwaltern der Übergangshäuser. Sie schicken mir Männer, die sie für zuverlässig halten.« Koppel hob die Popcornschüssel hoch.
    »Wie sind Sie in das Geschäft mit den auf Bewährung entlassenen Strafgefangenen geraten?«
    »Ich bin im Immobiliengeschäft. Eine Hand voll meiner Immobilien sind Übergangshäuser.«
    »Wie sind Sie da hineingeraten, Sir?«
    »Ich hätte das nie aus eigenem Antrieb getan. Ich bin ein sentimentaler Liberaler, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Es war Marys Idee. Im Grunde war ich sogar ziemlich misstrauisch, aber sie hat mich überzeugt.«
    »Wie ist sie auf die Idee gekommen?«
    »Ich glaube, Dr. Larsen hat den Vorschlag gemacht - einer ihrer Partner. Haben Sie schon mit ihm gesprochen?«
    Milo nickte.
    »Er ist ein Experte, was Gefängnisreformen angeht«, sagte Koppel. »Er hat Marys Interesse dafür geweckt, und sie war Feuer und Flamme. Sie hat gesagt, sie wolle mehr tun als Kapital ansammeln, sie wolle mit ihren Investitionen sozial etwas bewirken.«
    »Die Übergangshäuser sind die Immobilien, die sie mit Ihnen gemeinsam besaß?«
    »Wir sind auch bei einigen konventionellen Mietobjekten Teilhaber gewesen.«
    »Ziemlich idealistisch.«
    »Wenn Mary an etwas glaubte, konnte sie sehr energisch werden.«
    »Aber Sie waren sich nicht sicher?«
    Koppel hob ein Bein, um es über das andere zu legen, entschied sich dagegen und setzte einen schweren Fuß auf den Teppichboden. »Ich bin an die Sache wie ein Geschäftsmann herangegangen, hab gesagt, sehen wir uns mal die Aktiva und die Passiva an. Mary machte ihre Hausaufgaben, zeigte mir die Zuschüsse, die der Staat anbot, und ich musste zugeben, die Zahlen sahen gut aus. Trotzdem machte ich mir Sorgen über Beschädigungen der Mietobjekte, daher sah ich mir die Leute an, von denen Sie geredet haben. Außerdem sagte ich ihr, ich könnte ebenso gute oder bessere Zuschüsse bei Objekten bekommen, die mir hinsichtlich der Investition sicherer zu sein schienen - Seniorenheime, denkmalgeschützte Häuser, wo man, wenn man die Struktur der Gebäude unangetastet ließ, Subventionen aus drei verschiedenen Quellen bekommen konnte.«
    Seine Augen waren wieder trocken, und er redete schneller. War in seinem Element.
    »Mary überzeugte Sie«, sagte Milo.
    »Mary sagte, die Mieter wären zuverlässiger, weil sie keine Miete bezahlten und daher keinen Anreiz hätten zu gehen. Außerdem ordnete der Staat die Aufsicht durch Bewährungshelfer an und stellte hausinterne Verwalter und Sicherheitskräfte zur Verfügung. Sie musste mich eine Zeit lang bearbeiten, aber ich stimmte einem Versuch zu. Das Klügste, was ich je gemacht habe.«
    »Ein gutes Geschäft?«
    »Die Finanzierung ist bombensicher - langfristige staatliche Subventionen, die problemlos erneuert werden können -, und die Immobilien sind spottbillig, weil sie immer in Randbezirken liegen. Man wird schließlich kein Haus in Bel Air mit Kriminellen voll stopfen, stimmt’s? Also gibt es keine Anwohnerbeschwerden, keine Baubeschränkungen, und wenn man die Finanzierung des Teils, den der Staat nicht abdeckt, erst mal geregelt hat, sind die Mieten toll. Und hören Sie sich das an: Auf einer Quadratmeterbasis liegen die Einkünfte fast so hoch wie in Beverly Hills, weil man es nicht mit Mehrzimmerwohnungen zu tun hat, es sind alles Einzimmerapartments. Und im Gegensatz zu einem Seniorenheim, wo das Ende des Mietverhältnisses durch den Tod bestimmt wird, man also eine unsichere Belegungsdauer hat, weiß man von vornherein, dass die Mieter nur für eine kurze Zeit da sind, aber sie werden immer ersetzt.«
    »An Bösewichtern herrscht kein Mangel.«
    »Scheint so«, sagte Koppel. »Und es hat sich herausgestellt, es fallen weniger Reparaturen an. Die Badezimmer werden gemeinschaftlich genutzt, also liegen die Installationen zentral, es gibt keine Küchen in den Zimmern, alles, was die Mieter haben, sind Kochplatten. Und deren Benutzung ist auf bestimmte Stunden beschränkt. Es gibt einigen Papierkram, aber nichts, was ich nicht schon gesehen hätte. Und, seien wir ehrlich, der Staat will, dass man Erfolg hat.«
    »Definieren Sie ›Erfolg‹.«
    »Die Mieter bleiben, wo sie sind, und ziehen nicht durch die Gemeinde, um Leute zu verletzen oder

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