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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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hatte starke Bedürfnisse, und ich war in der Lage, sie zu erfüllen. Wir hatten Spaß miteinander. Ich betrachte das nicht als Sünde. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Nein. Mary und ich waren durchaus in der Lage, Beruf und Privatleben voneinander zu trennen.«
    »Wer hat sie ermordet?«, fragte ich.
    »Ich habe keine Ahnung. Nach Ihren Fragen zu urteilen glauben Sie offensichtlich, dass es etwas mit Gavin Quick zu tun hatte.«
    »Sie nicht?«
    »Ich glaube gar nichts.«
    »Eine Therapeutin und ihr Patient werden kurz nacheinander ermordet. Hat Ihnen das nicht zu denken gegeben?«
    »Es gibt mir zu denken«, sagte Gull. »Es fallen mir nur keine Lösungen ein.«
    »Keine Vermutungen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Das Mädchen, das zusammen mit Gavin ermordet wurde«, sagte ich. »Haben Sie es je zuvor gesehen?«
    »Das hab ich Ihnen schon gesagt, als Sie mir das Bild zum ersten Mal zeigten. Nein.«
    »Das Bild war gestern in der Zeitung. Hat es Sie an nichts erinnert?«
    »Ich hab gestern nicht in die Zeitung gesehen.«
    »Kein Interesse an dem, was in der Welt geschieht?«
    »Nicht viel«, erwiderte Gull. »Ich bin kein politischer Mensch.«
    »Im Gegensatz zu Albin Larsen.«
    »Sie erwähnen ihn immer wieder.«
    »Das tue ich.« Ich sah zu Milo hinüber. Er machte einen gelassenen Eindruck.
    Myrna Wimmer rückte in ihrem Sessel nach vorn, bis sie auf der Kante saß. Ihr Mund war starr, und ihre Schultern wirkten verkrampft.
    »Erst Gavin Quick, jetzt Albin«, sagte Gull. »Da komme ich nicht mehr mit.«
    »Warum hat Albin Larsen Sonny Koppel informiert, dass Ihre Gruppe kein weiteres Interesse daran hat, das Erdgeschoss zu mieten?«
    »Kein weiteres Interesse? Was sollen wir mit dem Erdgeschoss anfangen? Es ist bereits vermietet, oder? An irgendeine wohltätige Stiftung.«
    »Charitable Planning.«
    Er nickte.
    »Worum geht es dabei?«, fragte ich.
    »Weiß ich nicht.«
    »Sie sind seit einiger Zeit Nachbarn.«
    »Ich sehe nie jemand anders dort reingehen als Sonny Koppel. Und das ist nicht sehr oft.«
    »Wie oft?«
    »Ein- bis zweimal im Monat. Vielleicht ist es eins seiner Unternehmen. Ihm gehören mehrere.«
    »Ein Magnat?«
    »Offenbar.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Von Mary. Sie hat uns die Praxisräume über ihn besorgt. Hat den ganzen Papierkram im Zusammenhang mit unserer Miete erledigt.«
    »Sie nahm gern die Zügel in die Hand«, sagte ich.
    »Mary war jemand, der Dinge in Bewegung setzt. Albin und ich sind eher … intellektuell. Sie hat einen tollen Mietvertrag für uns ausgehandelt, weil Sonny immer noch Zuneigung für sie empfindet.«
    »Das hat sie Ihnen gesagt?«
    »Sie hat es mir gesagt und darüber gelacht«, erwiderte Gull.
    »Sie hat sich über Sonny lustig gemacht.«
    »Offen gesagt, sie hielt nicht viel von ihm. Mary konnte … gehässig sein. Es war nicht typisch für sie, aber sie konnte so sein.«
    »Und Sonny brachte Marys gehässige Seite zum Vorschein.«
    »Sie wissen, wie Exfrauen sind.«
    »Was genau hat Mary Ihnen über Sonny erzählt?«
    »Dass er sich, kurz nachdem sie ihn geheiratet hatte, in eine fette Sau verwandelt hätte. Dass sie ihn von Anfang an nicht attraktiv gefunden hätte, sich aber Illusionen hingegeben hätte, man könnte etwas aus ihm machen. Es gefiel ihr, dass er Jura studierte. Dann ist er durchs Examen gerasselt, und sie fing an, ihn als absoluten Loser zu betrachten. Ihre Worte.«
    »Ein Loser, der ein Magnat wurde.«
    »Das überraschte sie. Sie meinte, Reichtum sei an Sonny verschwendet, er wüsste nicht, wie man Geld ausgibt, wüsste nicht, wie man das Leben genießt.«
    »Klingt so, als hätte es Zuneigung nur in einer Richtung gegeben«, sagte ich.
    »Glauben Sie, er hat sie umgebracht?«
    »Warum sollten wir das glauben?«
    »Exmann«, sagte er. »Unerwiderte Liebe. Vielleicht fand er heraus, wie Mary wirklich über ihn dachte. Vielleicht kam es zu einer Konfrontation.«
    »Hat Mary Ihnen gegenüber je zu erkennen gegeben, dass es zwischen ihr und Sonny böses Blut gegeben hätte?«
    »Nein, aber das hätte sie mir gegenüber auch nicht erwähnt.«
    »Obwohl Sie befreundet waren - trotz all der Intimität?«
    »Ich kann Ihnen nur sagen, was passiert ist.«
    »Kommt Sonny Koppel für Sie als Verdächtiger in Frage?«
    »Ich würde sagen, angesichts der Situation würde ich ihn unter die Lupe nehmen.«
    »Anstatt Sie unter die Lupe zu nehmen«, sagte Milo.
    Gull knirschte mit den Zähnen. »Ich habe niemanden umgebracht .«
    »Wie viele Patienten

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